Wrabetz will Mitarbeiterrechte und ORF III st...
 

Wrabetz will Mitarbeiterrechte und ORF III stärken

Elisabeth Kessler
ORF-Chef Alexander Wrabetz verspricht der Belegschaft vor der Wahl des neuen Generaldirektors mehr Mitbestimmungsrechte.
ORF-Chef Alexander Wrabetz verspricht der Belegschaft vor der Wahl des neuen Generaldirektors mehr Mitbestimmungsrechte.

ORF-Mitarbeiter sollen ihre Vorgesetzte abwählen können, ORF III soll zudem mehr Geld erhalten. Alexander Wrabetz über die anstehenden Aufgaben in den kommenden Monaten.

Es wird ein heißer Sommer auf dem Küniglberg: Noch immer ist ORF-Chef Alexander Wrabetz der einzige Kandidat, der sich am 9. August zur Wahl des neuen Generaldirektors stellt. Der ÖVP-Freundeskreis im Stiftungsrat würde gerne einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken, hat sich bislang aber noch nicht auf eine Person geeinigt bzw. die nötige Mehrheit dafür im Gremium zusammen. Vor einem möglichen Duell mit seinem Finanzchef Richard Grasl hat Wrabetz keine Angst. In einem Interview mit dem "Standard" sagt er: "Meine Bilanz und meine Zukunftspläne sprechen für eine klare Mehrheit im Stiftungsrat."

Die Frage rund um mögliche Nachnominierungen, also Bewerbungen nach Ablauf der offiziellen Frist, zur GD-Wahl ist nun offenbar ebenfalls geklärt: "Es gibt das Recht auf Nachnominierungen und Nachbewerbungen. Es liegt aber auch im Ermessen des Stiftungsrates, dafür einen Rahmen festzulegen", so Wrabetz. Er selbst habe nichts gegen Nachnominierungen. 

Ob es nun einen Gegenkandidaten gibt oder nicht - Wrabetz buhlt derzeit um möglich viele Stimmen aus dem Stiftungsrat. Im "Standard"-Interview kündigt er daher an, dass es in Zukunft mehr Mitbestimmung beim ORF geben soll. In wesentlichen Fragen soll die Geschäftsführung demnächst gemeinsam entscheiden. Das betreffe "große Richtungs- und Rechte-Entscheidungen, große Bauvorhaben wie das laufende, und andere Investitionen". Auch das Budget soll gemeinsam ausverhandelt werden. Eine Doppelspitze lehnt Wrabetz weiterhin ab: "Die entspringt ja dem Gedanken eines Systems der Zweiten Republik, das spätestens vorletzten Sonntag abgewählt wurde."

Mitarbeiter sollen über Chefs abstimmen

Und auch die Mitarbeiter sollen, wenn es nach Wrabetz geht, in Zukunft mehr mitbestimmen können. So schlägt der ORF-General vor, dass die Redakteure ein Jahr nach dem Dienstantritt von Führungskräften erneut über diese abstimmen. "Wenn eine große qualifizierte Mehrheit diese Person auch nach dieser Zeit ablehnt, kann diese Person damit abgewählt werden." Nach den Entwicklungen im Mediensektor in Polen und Ungarn sei es wichtig, "Redakteursrechte ordentlich abzusichern". Der Vorschlag könnte aber auch ein Kompromiss für die GD-Wahl sein: Dort können die Mitarbeiter über den Betriebsrat, der fünf Mitglieder in das Aufsichtsgremium entsendet, mitentscheiden, wer neuer ORF-Chef wird. Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redakteursrats, erklärte via Twitter bereits, dass man für den Plan von Wrabetz sei. 

Aus dem Hickhack rund um Servus TV zieht Wrabetz gegenüber dem "Standard" den Schluss, dass nur öffentlich-rechtliche Sender Public Value bringen können. "Jeder Medienkenner weiß, dass sich ein Sender wie Servus TV insbesondere in einem kleinen Land nie rechnen kann, sondern immer eine spezielle Form des Mäzenatentums bleiben wird." Nur öffentlich-rechtliche Sender seien demokratisch kontrolliert, so Wrabetz. "Man kann die institutionelle Aufgabe der Schaffung von Public Value weder deutschen Großkonzernen noch örtlichen Moguln überlassen."

Mehr Geld und mehr Mitarbeiter für ORF III

Auch den Kultursender ORF III will Wrabetz in den kommenden Jahren stärken. Zur Erinnerung: Heuer wurde das Budget des Senders auf 13 Millionen Euro angehoben und damit fast verdoppelt (HORIZONT berichtete). Nun sagt Wrabetz, dass das Budget in den nächsten drei Jahren sogar auf 20 Millionen Euro angehoben werden soll. Aus den bislang 35 Mitarbeitern sollen 60 werden. "Wir wollen uns vor allem in den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft verstärken", so Wrabetz. 

Die Entscheidung, mit "Guten Morgen Österreich" eine Frühstückssendung gegen viel Geld zu produzieren, bezeichnet der ORF-Chef als "richtig". Man habe ORF 2, "unser großes Schlachtschiff", absichern müssen. Der Sender sei in der Früh einfach zu weit hinter "Café Puls" (Puls 4) zurückgefallen. "Diese Nicht-Präsenz in der Morgenzone können wir uns nicht leisten." Laut Wrabetz ist das Format durch den Truck, der täglich durch die Gemeinden des Landes tourt, nicht wesentlich teurer, als wäre es eine Studioproduktion. "Das Hinausgehen zu den Menschen ist als große Marketingaktion des ORF gut investiert."

Personalisierung in der TVthek

Zu guter Letzt kündigte Wrabetz gegenüber dem "Standard" auch noch kleinere Änderungen in der TVthek an. So soll es demnächst einige Personalisierungsfunktionen auf der Plattform geben - etwa einen Restart-Knopf, mit dem die User bei Livestreams an den Anfang zurückspringen können. Eingeführt werden soll diese Funktion zur Fußball-EM - also in etwa einem Monat.

Eine andere Online-Baustelle ist der Rechtsstreit mit A1 (HORIZONT berichtete). Dieser schwelt laut Wrabetz derzeit - "es geht zwischen den Juristen und Rechtsabteilungen hin und her". Rechtlich sei die ganze Sache kein einfaches Territorium. "Wir müssen darauf achten, dass unsere Rechte gesichert sind, und dass nicht in unsere Programme eingegriffen wird; andererseits ist eine Klärung des Rechteumfangs auch für uns interessant." Der ORF und die Privatsender hatten sich im Februar gemeinsam gegen den von A1 inzwischen gestarteten TV-Dienst A1 Now ausgesprochen. 
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