Nur durch die Recherchen der „Financial Times“ konnte der Skandal rund um Wirecard aufgedeckt werden. Der Investigativjournalismus musste dabei viele Widerstände überwinden.
Wirecard hat es schlussendlich auf allen Ebenen erwischt: Das Milliarden-Unternehmen, das lange Zeit als deutsches Vorzeige Fintech-StartUp galt, schlitterte nun sogar in die Insolvenz. Eine Premiere für ein Unternehmen, das im deutschen Aktienindex (Dax) gelistet ist. War die Aktie früher mal 200 Euro Wert, so waren es zuletzt nur noch knappe 3 Euro.
Hollywoodreife Entwicklung
Die hollywoodreife Entwicklung von Wirecard ist aber auch ein Stück Journalismusgeschichte. Vor 18 Monaten begann den Reigen der investigativen Berichte im Jänner 2019 mit einem Bericht über mögliche Geldwäsche und Kontenfälschung. Erstmals gab der Aktienkurs um bis zu 30 Prozent nach. Die Reaktionen von Wirecard waren scharf – „diffamierend“ oder etwa „keine Substanz“ waren zu lesen.
Die nächsten Schritte folgten bald: Als die FT den Vorwurf publizierte, dass Wirecard Scheinumsätze vorgenommen habe, folgten rechtliche Schritte gegen das Medium. Zudem gab es Vorwürfe, die Financial Times habe sich sogar mit Leerverkäufern abgesprochen, um von fallenden Kursen zu profitieren. Eine Schadenersatzklage von Wirecard war die Folge. Dem nicht genug, zeigte sogar die deutsche Finanzaufsicht Bafin das Medium an und sprach von einer „Schande“. Die Financial Times scheute keine Kosten und ließ daraufhin die eigene Berichterstattung von einer Londoner Agentur prüfen. Die vorgeworfenen Absprachen konnten nicht nachgewiesen werden.
Anerkennung für die FT
Der Rest ist Geschichte: Wirecard geriet im Juni abermals in die Schlagzeilen, weil die mehrfach verschobene Jahresbilanz für 2019 nicht vorgelegt werden konnte. 1,9 Milliarden Euro waren verschwunden und wurden als Luftbuchungen in den Philippinen aufgedeckt. Mittlerweile hat Wirecard Insolvenz angemeldet.
In einem Punkt sind sich Finanzexperten einig: Ohne die Recherchen der Financial Times hätte es diese Entwicklung nicht gegeben. Das musste am Ende auch Bafin-Chef Felix Hufeld anerkennen, der die Redakteure zu ihrer Leistung beglückwünschte.