"Wir sind feste Idioten"
 

"Wir sind feste Idioten"

Telco-Runde diskutierte über "Mut zur Differenzierung"

"Ein Trauerspiel", so das kurze Resumee, das ein Journalistenkollege nach dem Panel "Mut zur Differenzierung" zog. Und erinnerte an die Telco-Runden mit ähnlicher Besetzung, die man vor drei vier Jahren auf den Medientagen erleben konnte. Damals saßen sie alle mit stolz geschwellter Brust auf der Bühne, gaben ihre optimistische Prognosen, ihren positive Geschäftsgang und neue Services zum Besten.

Der Befund "Trauerspiel" mag stimmen - aber es war zumindest ein unterhaltendes. Dafür sorgte Orange-CEO Michael Krammer, der die von Karim Taga (Arthur D. Little) moderierte Diskussion erst so richtig in Schwung brachte. Sein Befund zur Lage der Mobilfunker - und zwar der auf der ganzen Welt: "Wir sind feste Idioten!". Begründet wurde diese These wie folgt: Gut ein Drittel des Umsatzes von Apple stamme von den Mobilfunkern. Schließlich würden selbige das iPhone subventionieren (Stichwort Null Euro), um die Kunden zwei Jahre oder mehr an sich zu binden. Und Apple wiederum wäre es, der den Mobilfunkern nun das Geschäft und den Kontakt zum Kunden streitig mache. Die Mobilfunker fürchten, zu reinen Bitpipes zu werden, die nur noch damit beschäftigt sind, Daten durch die Lüfte und Glasphaser- oder Kupferleitungen zu senden und sich allein über den Preis definieren. Keine angenehme Rolle und kein angenehmer Markt.

Apple ist eine so genannter Over-the-Top-Player - so wie etwa Google oder Facebook auch. Unternehmen also, die weltweit tätig sind und über eine hohe Anzahl von Kundenbeziehungen verfügen. Die Mobilfunker, von denen sich keiner rühmen kann, ein globales Unternehmen zu sein, kämpfen schon seit Jahren mit sinkenden Umsätzen. Auf der anderen Seite sind hohe Investitionen ins Netz notwendig, denn iPhone und andere Smartphones verursachen ungleich mehr Datenvolumen als "normale" Mobilfunktelefone. Dazu sind viele Bereiche (Stichwort Voice bzw. Roaming) auch Regulierungen unterworfen. Und die Konkurrenz ist sehr hoch (siehe Österreich selbst) - weil früher einmal die Mobilfunkerei ein sehr sehr lukratives Geschäfts war.

Gute Karten haben die Mobilfunker im Kampf gegen die On-Top-Player also nicht. Ihr Heil suchen Sie deshalb in der Differenzierung zu den Top-Playern. Und diese Differenzierung werde eine vielfältige sein, meint Robert Chvatal, CEO von T-Mobile Austria: "Für die Mobilfunker gibt es nicht das Business-Modell schechthin - sondern viele verschiedene." Ein solches wäre etwa Kundenservice, wie Krammer betont. Denn ein Kunde, dessen iPhone seinen Dienst versagt, würde beispielsweise bei einen der Orange-Shops in Österreich Hilfe finden - und nicht bei einer Hotline von Apple. A1-CEO Alexander Sperl: "Wir sind die einzigen, die alles aus einer Hand anbieten." Gemeint ist Festnetz, Mobilfunk und auch TV (aonTV). Es gelte nicht zu jammern, sondern Potenziale zu erkennen und diese dann auch auszuschöpfen. Trionow bekrittelte das Gejammere der Telcos ebenso - und wies darauf hin, dass Apple mit dem iPhone eine völlig neue Dimension des Mobilfunkes geöffnet habe. Und das wäre eben auch für die Mobilfunker positiv. Die Rolle der Provider sieht er im Schnüren von Paketen, die aus eigenen Leistungen (Daten- und Sprachverkehr), subventionierten Geräten und Content bestehen. Und der Preis sei eben auch ein Unterscheidungsmerkmal.

UPC-Chef Thomas Hintze mischte sich dann auch in die Diskussion unter den Mobilfunkern ein - und zwar bei der Problematik um die Subventionierung der Geräte. "Hier sitzen alle vier heimischen Mobilfunker. Warum ändert ihr nichts. Das ist ja ein selbstgemachtes Problem." Die Stärke von UPC selbst liege im In-Home-Netzwerk: "Unsere Services müssen leicht bedienbar und schnell sein", umschrieb er das Erfolgskriterium für UPC. Das Unternehmen offeriert bekanntlich Internetzugang (Glasphaser), Telefonie und Fernsehen. Auch wenn Apple nun sich ins TV-Geschäft einmische, sollen die etablierten Akteure gefälligst ruhig bleiben. "Nur weil sich ein Over-the-Top-Player in das eigene Geschäft einmischt, heißt das noch lange nicht, dass man sich tot stellen soll. Da ist ja noch nichts verloren."

Recht wenig kam indes von Alexander Oswald (Nokia). Die Handy-Großmacht hat bekanntlich Federn lassen müssen und steht insbesondere im wachsenden Smartphonegeschäft fast nackt dar. "Wir haben versucht, alles im Alleingang zu machen und waren dann zu schlecht aufgestellt." Nun gelte es gemeinsam mit Microsoft das Smartphonebusiness neu aufzustellen.
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