In den Jahren 2021/22 wird durch die gute internationale Konjunktur und fiskalpolitischen Maßnahmen (Investitionsprämie und ‑freibetrag, Steuerreform) mit einer Erholung der inländischen Wirtschaftsleistung gerechnet.
Das BIP soll dadurch über den Prognosezeitraum mit 2,6 Prozent pro Jahr deutlich stärker wachsen als in der Zwischenkrisenperiode 2010/2019 (1,5 Prozent pro Jahr) und auch gegenüber dem Euro-Raum einen Wachstumsvorsprung von 0,2 Prozentpunkten pro Jahr aufweisen. Wirtschaftspolitische Maßnahmen wie Investitionsprämie und ‑freibetrag und die Steuerreform 2022/2024 soll in den kommenden Jahren unterstützend auf die private Inlandsnachfrage wirken. Zusätzlich wird angenommen, dass die in den Lockdown-Phasen 2020/21 angewachsenen privaten Ersparnisse ("Zwangssparen") zu einem Teil wieder in den privaten Konsum zurückfließen.
U
nter diesen Bedingungen wird 2022 mit einem Wachstum des realen privaten Konsums
von 6,4 Prozent gerechnet. Davon gehen etwa 0,4 Prozentpunkte auf die Entlastungen der privaten Haushaltseinkommen durch die Steuerreform zurück (Tarifsenkung zweite Stufe, Erhöhung des Familienbonus und Kindermehrbetrag, Senkung des Krankenversicherungsbeitrages für niedrige Einkommen und den Klimabonus).
Durch die ökosoziale Steuerreform wird die Entlastung
der privaten Haushalte für das Jahr 2022 auf 2,8 Milliarden Euro (1,2 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens) geschätzt, die bis 2026 auf 7 Milliarden Euro
(2,5 Prozent) ansteigt. Im Vollausbau würden 15 Prozent der Entlastung auf das unterste, 36 Prozent auf das mittlere und 49 Prozent auf das oberste Haushaltseinkommensdrittel entfallen. Diesen Schätzungen liegen Simulationen der einzelnen Maßnahmen mit dem WIFO-Mikrosimulationsmodell zugrunde. Kumuliert über den Prognosezeitraum wird die nominelle Entlastung auf knapp 27,5 Milliarden Euro
geschätzt.
Neben dieser erwartbaren Entlastung verfügen die privaten Haushalte bereits über einen "Corona-Sparpolster" von geschätzt knapp 25 Milliarden Euro. Da wohl ein Teil dieses Sparpolsters auch wieder für den Konsum ausgegeben wird, wird angenommen, dass anfangs lediglich ein Viertel des durch die Steuerreform zusätzlich verfügbaren Einkommens in den Konsum fließt. Der Großteil wird kurzfristig der Vermögensbildung zugeführt und über einen längeren Zeitraum (über die Prognoseperiode hinaus) in den Konsum fließen. Für den Zeitraum 2023/2026 wird daher ein überdurchschnittlicher realer Konsumzuwachs von jährlich 2,3 Prozent unterstellt. Die Sparquote dürfte im Durchschnitt der Prognosejahre bei 6,2 Prozent liegen. In einer Prognose ohne Steuerreform wurde sie auf 4,9 Prozent pro Jahr geschätzt.
Hauptergebnisse der mittelfristigen Prognose für Österreich
Um die Investitionsprämie maximal lukrieren zu können, werden Projekte, die erst für spätere Jahre geplant waren, vorgezogen. Die Bruttoanlageinvestitionen werden dadurch 2022 um 4,4 Prozent ausgeweitet. Durch diesen Vorzieheffekt wird für die Jahre 2023 und 2024 als "Echo" eine Abschwächung in der Investitionstätigkeit befürchtet. Durch die Senkung des Körperschaftsteuersatzes ab 2023 und die Einführung eines (Öko‑)Investitionsfreibetrages dürfte diesem Echo-Effekt aber ab 2024 entgegengewirkt werden und zu einer stärkeren Investitionstätigkeit kommen.
Der Außenhandel entwickle sich 2022 besonders dynamisch (Exporte +8,9 Prozent, Importe +8,3 Prozent), was dem verschobenen Rebound-Effekt im Reiseverkehr geschuldet ist, da der Tourismus 2021 in den ersten fünf Monaten noch im Lockdown war. Für die Gesamtexporte bzw. ‑importe wird im Zeitraum 2023/2026 mit einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 4,1 Prozent bzw. 3,9 Prozent gerechnet.
Das Arbeitskräfteangebot dürfte im Prognosezeitraum um durchschnittlich 1,1 Prozent pro Jahr wachsen. Dies resultiere zum einen aus der weiteren Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren (u. a. durch die schrittweise Anhebung des Frauenpensionsalters ab 2024) und zum anderen aus einem Anstieg des ausländischen Arbeitskräfteangebotes. Der Anteil der ausländischen Arbeitskräfte an der Gesamtbeschäftigung steigt dadurch auf 26,6 Prozent im Jahr 2026. Die vollständige Prognose gibt es hier.