"Wenn man glaubt, dass sich jemand im Ton ver...
 

"Wenn man glaubt, dass sich jemand im Ton vergriffen hat"

Raiffeisen-Boss Erwin Hameseder hat beim "Kurier" "schon Themen, wo ich zum Telefon greife", wie er "Datum" verriet. Chefredakteur Helmut Brandstätter betont, er rede mit vielen Generaldirektoren und habe noch nie konkrete Aufforderungen zu Zeitungsinhalten von Eigentümerseite bekommen.

Der neue Raiffeisen-Holding-Obmann Erwin Hameseder lässt manchmal bei "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter nach der Lektüre der Zeitung das Telefon klingeln, wie er kürzlich dem Monatsmagazin "Datum" sagte. „Hin und wieder rufe ich in der Früh den Herrn Chefredakteur an, um zu fragen, was hinter manchen Artikeln steckt und wie das zu verstehen ist. Wenn man glaubt, dass sich jemand in der Redaktion im Ton vergriffen hat, das sind dann schon Themen, wo ich zum Telefon greife“, wird Hameseder in einem Porträt von der Zeitschrift zitiert. „Man hat ja ein anderes Hintergrundwissen. Oftmals frage ich mich bei wirtschaftlichen Themen: Warum hat man nicht auch diese oder jene Seite beleuchtet? Ein Eingreifen direkt bei den Redakteuren gibt es bei mir nicht, das hat auch Christian Konrad nicht gemacht. Ich spreche mit den Führungspersonen, also Herausgebern und Chefredakteuren. Die gehen dann damit um.“

"Kurier"-Chefredakteur Brandstätter wies per Mail die Lesart, der Raiffeisen-Boss rede bei seiner Zeitung inhaltlich mit, gegenüber HORIZONT online von sich. "Sie verstehen Herrn Hameseder (absichtlich?) völlig falsch", so Brandstätter. "Wir reden manchmal über Themen, wobei ich mit vielen Politikern und Generaldirektoren öfter über Themen rede, und gerade aus der Politik Aufforderungen oder Kritik höre, parteimäßig sehr gut aufgeteilt." Und: "Von Herr Hameseder gab es nie konkrete Aufforderungen, das hat er auch nicht gesagt. Dass Eigentümervertreter mit der Führung manchmal reden, sollte niemanden überraschen. Ich telefoniere auch mit Herrn Nienhaus (Christian, Geschäftsführer des zweiten Hälfteeigentümers WAZ-Gruppe, Anm.) manchmal."

Hintergrund: Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien besitzt über die Medicur-Holding etwas mehr als die Hälfte am "Kurier". Den Rest hält die deutsche WAZ-Gruppe, die auch an der "Kronen Zeitung" beteiligt ist.
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