Weitere Eigenproduktionen für ORF 1 geplant
 
APA (Neubauer)
"Wir sehen, mit Eigenproduktionen kommen wir über die US-Kaufware", so Channel-Manager Lisa Totzauer.
"Wir sehen, mit Eigenproduktionen kommen wir über die US-Kaufware", so Channel-Manager Lisa Totzauer.

Channel-Manager Lisa Totzauer bastelt weiter am "Puzzle" ORF 1-Reform, insbesondere an jenem des Vorabends. "Diese Zeitzone muss saniert werden, keine Diskussion", sagte sie in einem Hintergrundgespräch.

Die Juli-Quoten seien „nicht so toll", aber auch keine Überraschung gewesen. Der Abwärtstrend der US-Serien zeichne sich seit Jahren ab, habe mit Jahreswechsel einen neuerlichen Einbruch erlitten und "sichtbar seine Lebensdauer überwiegend ausgereizt". Die Zuseher wechselten mehrheitlich zu Kanälen, die in dieser Zeitzone Eigenproduktionen anbieten, meint Totzauer.

Ein Blick auf den Sendeplatz des im Frühling lancierten "Magazin 1" zeige, dass dieses in der Zielgruppe 12-49 Jahre leicht über den davor gespielten "Simpsons" von Jänner bis April 2019 liege: "Wir sehen, mit Eigenproduktionen kommen wir über die US-Kaufware." Deswegen laufen derzeit die Arbeiten an einem Quizformat, das im Anschluss an das Magazin kommen soll. Ab Dezember 2019 soll das noch titellose Ratespiel nach einer Idee von Mischa Zickler auf Sendung gehen.

Wahlbegleitung mit neuen Formaten

Und schon für den nun gestarteten Nationalrats-Wahlkampf will man mit neuen Formaten aufwarten. Am 3. September startet "Mein Wahlometer": In Kooperation mit "Wahlkabine.at" soll dieses "sehr programmatische Format" vor Augen führen, "wofür jede Partei steht und dass Politik uns wirklich alle betrifft",schildet Totzauer. Der Wahl-Schwerpunkt auf ORF 1 soll aber bereits am 27. August mit den Dokumentationen "Ibiza - dem Skandal auf der Spur" sowie "Auf Wahlfang. So kämpft die Politik um unsere Stimmen“ starten.

‚Absolutes No-Go‘

Den Hauptabend will Totzauer "stabilisieren und ausbauen". Im ersten Halbjahr betrug der Marktanteil zwischen 20.15 und 22.00 Uhr bei 12-49 15 Prozent, das will Totzauer "stärken und halten". Im Juli erreichte man 12,7 Prozent, was für Totzauer in schwach genutzten Sommerwochen mit zu viel Kaufware und Wiederholungen vorkommen kann, im Jahresschnitt allerdings ein "absolutes No-Go" ist.

Im September startet nun die vierte "Vorstadtweiber"-Staffel als "sichere Bank", im Oktober eine weitere Staffel "Vier Frauen und ein Todesfall", außerdem stehen mehrere neue "Dok1"-Ausgaben parat, Anfang 2020 auch als Event-Formate. Und dem Bedürfnis der Zuschauer nach Unterhaltung soll die Feuerwehr-Show "Feuer und Flamme" mit Andi Knoll Rechnung tragen.

Im Spätabend schließlich habe man laut Totzauer Chancen zu punkten, mit Klassikern wie "Willkommen Österreich" und "Was gibt es Neues". Peter Kliens "Gute Nacht Österreich" wird ein Neuzugang. Das Gute an "regelmäßiger politischer Satire: Ihnen geht der Stoff nicht aus."

Keine Angst vor Netflix

Dass sich die ORF 1-Zielgruppe vom linearen Fernsehen gänzlich in Richtung Plattformen wie Netflix zu verabschieden droht, befürchtet Totzauer nicht. Ja, die "Jungen" konsumierten Fernsehen digitaler - das ändere aber nichts am Bedürfnis nach originärem Content, sondern lediglich an der Verbreitungsform. Schließlich seien Formate wie "Willkommen Österreich" in den On-Demand-Charts der ORF-TVthek immer ganz oben zu finden.

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