Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) vergab am 17. Februar zum vierten Mal seinen Förderpreis Medienforschung. So wie im Vorjahr gingen die Förderpreise an drei Wissenschaftlerinnen. Den mit 2.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie Master-/Diplomarbeit konnte sich Sonja Harter mit ihrer Arbeit "Zeitungslesen in der Zweitsprache Deutsch" sichern. Brigitte Huber setzte sich bei den mit 4.000 Euro dotierten Dissertationen mit "Öffentliche Experten" durch und Katharina Krainer erhielt für ihre Arbeit "Der Pensionsantritt: Ein Lebensumbruch mit Potential für Werbetreibende und Medienunternehmen" den mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis.
Sektionschefin Elisabeth Freismuth gratulierte in Vertretung des Wissenschaftsministers Reinhold Mitterlehner den Preisträgerinnen. Den Gratulationen schloss sich VÖZ-Board Lesermarkt-Vorsitzender Harald Knabl an. „Die Schwierigkeit ist nicht nur das wissenschaftliche Handwerk, das es zu beherrschen gilt, sondern wir stellen an die Arbeiten auch die Bedingung, ihre Erkenntnisse in der Praxis verwerten zu können. Diesen hohen Anspruch meisterten die drei Preisträgerinnen mit Bravour“, betonte Knabl.
Er strich die Master-Arbeit von APA-Redakteurin Sonja Harter hervor, die ein Bild über das Zeitungsleseverhalten von Wiener Hauptschülern mit Deutsch als Zweitsprache zeichnete. Nur zehn Prozent der 120 von ihr befragten Schüler haben ein Abo einer österreichischen Tageszeitung zu Hause. Die Projekte von „Zeitung in der Schule“ (ZiS) weckten das Interesse für andere Zeitungen und initiierten genaue und kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Zeitungen. Die „ZiS“-Projekte würden einen wesentlichen Fortschritt im Zeitungsleseverhalten der Schüler bewirken, betonte Harter in ihrer Arbeit. ZiS erreicht insgesamt jeden zehnten Schüler der Regelstufe sowie rund 14 Prozent der Hauptschüler und Schüler in den Neuen Mittelschulen.
Knabl für Abo-Aktion nach französischem VorbildFür Knabl sei die VÖZ-Forderung nach staatlich gestützten Zeitungsabonnements für Jugendliche nach französischem Vorbild durch diese Masterarbeit bestätigt. „Gerade in Neuen Mittelschulen, die vermehrt von Schülern besucht werden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ist es bildungspolitisch höchst sinnvoll, jungen Menschen eine Zeitung ihrer Wahl zwölf Monate kostenlos zur Verfügung zu stellen.“ Wenn Zeitungsinhalte auch Teil des Unterrichts seien, würde das nicht nur den kritischen Medienkonsum der Jugend befördern, sondern auch ihre Sprachkenntnisse und Ausdrucksfähigkeit verbessern, zeigt sich der Board-Vorsitzende überzeugt. „Mit dieser Abo-Aktion würde die Bundesregierung die Teilhabe junger Menschen an demokratiepolitischen Prozessen stärken. Denn das Desinteresse der Jugend an der Politik ist Gift für unsere demokratische Gesellschaft.“
Zunahme öffentlicher Experten und Pensionisten als wertvolle Zielgruppe
Jury-Vorsitzender und Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin (Universität Klagenfurt) stellte die weiteren Preisträgerinnen vor: Brigitte Huber, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Wien, belegte mit ihrer Dissertation, dass die Präsenz von Experten in der Berichterstattung der österreichischen Tageszeitungen zwischen 1995 und 2010 zugenommen hat und befasste sich mit dem Zustandekommen von medialen Expertenfiguren. Hierbei seien vor allem Netzwerke und Vertrauen von Bedeutung. „Die Motive der Experten für Medienauftritte reichen von der Bereicherung des öffentlichen Diskurses bis hin zur Werbung für eigene Bücher, Unternehmen oder Auftraggeber. Journalisten sind gefordert, diese Motive zu hinterfragen und in der Berichterstattung transparent zu machen“, betonte Huber.
Katharina Krainer, Projektmitarbeiterin der Universität Klagenfurt, widmete ihre Diplomarbeit Personen zum Pensionseintritt als Zielgruppe der Medien und der Werbewirtschaft. Diese Personen seien eine medienaffine Zielgruppe, die sich durch eine Tageszeitungsaffinität und spezielle informationelle Bedürfnisse auszeichnet, stellte Krainer fest und ergänzte: „Das Marktsegment des Pensionseintritts ermöglicht es, Konsumenten zu gewinnen, Kundenbindungen zu stärken und loyale Kundenbeziehungen aufzubauen.“