ÖAK-Präsidentin Sibylle Callagy nimmt zur Causa "VGN-Medlungen" eindeutig Stellung - "Heute" fordert, die MediaCom "sucht Gespräche mit der VGN".
Der Verein ÖAK nimmt mit einer Presseaussendung eindeutig zur Causa Stellung, während die Branche sich noch die Augen reibt über die "neuen" VGN-Titel-Verkaufszahlen. "Heute" Herausgeberin Eva Dichand lässt über Folgen fragen, die größte Mediaagentur Österreichs, MediaCom, schreibt von Interessen wahren.
Nachfolgend die von ÖAK-Präsidentin Sibylle Callagy persönlich unterschriebene Aussendung im Wortlaut, sozusagen der "amtliche" Teil des Nachbebens:
"PRESSEMITTEILUNG
Wien, am 02.03.2012
Korrekturen Verlagsgruppe NEWS - Weitere Informationen
Sehr geehrte Damen und Herren, Im Anschluss an die Vorstandssitzung am 1. März und die Veröffentlichung der Zahlen des 2. Halbjahres 2011 sowie der Korrekturlisten für das Verlagshaus NEWS für die beiden vorangegangenen Halbjahre, möchte das Präsidium die Mitglieder über Entscheidungen des Vorstandes informieren.
Zunächst ein paar Worte zu den Korrekturen des NEWS Verlags:
was geschah, ist Folgendes. Es gab grobe Manipulationen im Bereich des Einzelverkaufs - wie aus den Ihnen zugegangenen Listen ersichtlich ist -. Diese Manipulationen schwanken von Titel zu Titel sehr stark, betreffen aber alle zehn Titel des Hauses. Durch die Korrekturen, die der Verlag vornahm, und die einer strengen Sonderprüfung unterzogen wurden, haben sich diese überhöht gemeldeten Exemplare des Einzelverkaufs dann in andere Kategorien verschoben. Um eine verkaufte Auflage hievon Großverkauf max. 17 % oder eine verkaufte Auflage mit erweitertem Großverkauf max. 35 % ausweisen zu können, kam es zu Umgliederungen in den Kategorien Großverkauf, Sonstige bezahlte Auflage, Gratisvertrieb und Restlauflage.
Das Ausmaß dieser Manipulationen ist erheblich, und der Unmut darüber natürlich groß. Dennoch hat der Vorstand die Tatsache der Selbstanzeige honoriert und wird von weiteren Schritten Abstand nehmen. Vielmehr wurde über Maßnahmen diskutiert um derartige Dinge in der Zukunft möglichst zu vermeiden. Es geht dabei um verschärfte/vertiefte Prüfhandlungen.
Die Österr. Auflagenkontrolle wird nunmehr unverzüglich aufgrund der Vorfälle in der Verlagsgruppe News Maßnahmen ergreifen, die eine vertiefte Prüfung ermöglichen und erweiterte Prüfhandlungen sowohl in den Verlagen selbst als auch bei den Geschäftspartnern der Verlage vorsehen.
Die Vorarbeiten für die neuen Bestimmungen in den Richtlinien und in den Statuten werden im Prüfausschuss geleistet, der seine Arbeit bereits aufgenommen hat.
Ein Kernpunkt wird die verpflichtende Vorlage von Unterlagen aus der gesamten Kette von der Druckmaschine bis zum Endempfänger sein. Die Verlage werden auch ihre Geschäftspartner in angemessener Weise vertraglich verpflichten müssen, Prüfhandlungen in deren Bereichen zu ermöglichen, wenn anders eine lückenlose Überprüfung der vom Verlag gemeldeten Daten nicht möglich ist. Das wird eine bindende Verpflichtung für Verlage sein, wenn sie an der ÖAK teilnehmen wollen.
Schließlich werden - neben der allfälligen Verweigerung der Bestätigung durch die Prüfer (bei Unmöglichkeit der lückenlosen Prüfung) - Pönalezahlungen bei schuldhafter Verfälschung von Daten oder bei der Verletzung der Vollständigkeitserklärung bzgl. der Unterlagen vorgesehen.
Die ÖAK selbst wird in Zukunft die Ergebnisse der Prüfung, insbesondere bei Abweichungen der Meldungen, wenn diese von den Verlagen zu verantworten sind, deutlich der Öffentlichkeit kommunizieren". Zitat Ende.
Soweit die Präsidentin für den Verein ÖAK. Chapeau, das sind klare Ansagen.
"Heute"-Herausgeberin Eva Dichand lässt in einem Eigeninserat in der "Heute" Ausgabe vom 2.03.2012 zur Causa VGN folgendes textieren (siehe auch Ausriss Faksimile): "Auffallend an der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK): Der "News"-Verlag hat seine unter der alten Geschäftsfürhung mit Oliver Voigt (jetzt bei "Österreich") jahrelang gefälschten Auflagenzahlen nun korrigiert.
Das entlarvende Ergebnis: "profil" verkaufte im Einzelverkauf nur noch 11.985 Exemplare - um 9520 Stück weniger als zuletzt behauptet. Beinahe halbiert wurden die Zahlen für "News": 28.412 Hefte wurden im Einzelverkaufvertrieben - um 19.882 weniger als davor angegeben. Nicht viel weniger desaströs das Ergebnis für "e-media": 8029 Stück wurden verkauft, mehr als doppelt so viele (18.365, ein Minus von 10.336) waren zuvor angegeben worden.
Hier stellt sich die Frage, ob das bewusste Fälschen von Zahlen, die als Grundlage für den Anzeigenverkauf dienen, in dieser Dimension folgenlos bleiben kann und darf."
Zitat Ende, horizont.at weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei dieser Textstelle um ein Zitat handelt.
Perspektivenwechsel: Der aktuelle Newsletter der mit Abstand größten Mediaagentur Österreichs, der MediaCom, wird mit folgendem Satz im e-mail begleitet: "Nach dem Rätselraten der letzten Wochen stehen mit der heutigen Veröffentlichung der ÖAK-Zahlen nun endlich greifbare Fakten zu den Manipulationen der Verlagsgruppe NEWS bereit."
Unter dem rot eingefärbten Zwischentitel "Einzelverkaufszahlen bei NEWS-Verlag bis zu 55% niedriger" führt Petra Permesser, MediaCom, Research & Development, aus:
"Vor knapp einem Monat erklärte der neue Leiter der NEWS-Gruppe Axel Bogocz in einem Interview, dass es bei allen 10 ÖAK-geprüften Titeln der Verlagsgruppe NEWS jahrelang Manipulationen bei der verkauften Auflage gegeben hätte. Mit der heutigen (
1. März, Anm.hs) Veröffentlichung wurden die Zahlen der letzten beiden Halbjahre nach unten korrigiert.
Der rollierende Bestand des 2. Halbjahres 2010 und 1. Halbjahres 2011 weist für e-media mit -55% die größte Differenz im Einzelverkauf aus.
Mit -10% Unterschied zwischen den korrigierten und ursprünglichen Zahlen im Einzelverkauf ist die Manipulation bei Gusto am niedrigsten.
Nicht korrigiert werden mussten die Druckauflagen, auch bei den Abo-Zahlen weist lediglich NEWSmit -5% eine Abweichung von den bisher gemeldetenZahlen auf.
Damit wird deutlich, dassdie Manipulation primär den Einzel- und Großverkaufbetrifft und pro Titel unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Bei unveränderter Druckauflageund den nach unten korrigierten Verkaufsauflagen sind daher die Restauflagen massiv höher als in den bisherigen ÖAKMeldungen.
Da nach den Vermutungen der letzten Wochenklar ist, welche Titel wie stark betroffen sind, wird MediaCom in weiterer Folge Gespräche mit der Verlagsgruppe NEWS suchen, um über die Auswirkungen der Manipulationen zu sprechen und die Interessen unserer Kunden und Kundinnen zu wahren." Zitat Ende.
Alle Hervorhebungen durch den Autor.