Update: "Österreich" im Visier der Fußballer
 

Update: "Österreich" im Visier der Fußballer

Die österreichische Nationalmannschaft stellt sich hinter ihren Teamchef Marcel Koller und sendet einen offenen Brief an Wolfgang Fellner. Am 14. November kam die Antwort

„Es ist uns klar, dass wir mit diesem Schreiben ein Tabu brechen, nämlich jenes, ein Medium massiv zu kritisieren. Das tut niemand unüberlegt, weil in Folge naturgemäß mit verschärft unfairer Berichterstattung  zu rechnen ist“ - mit diesen Worten beginnt der offene Brief (hier als PDF) des österreichischen Fußball-Nationalteams an die Tageszeitung „Österreich“, zu Handen Herrn Wolfgang Fellner, der am 13. November veröffentlicht wurde. Armin Wolf twitterte dazu: „Wirklich bemerkenswerter Brief“, Martin Blumenau, FM4-Moderator und Blogger: „Das ist eine echte Sensation.“

Die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in dem Boulevardmedium, die häufig als „Exklusiv-Interviews“ bezeichneten Berichte, für die das Team angeblich niemals interviewt worden sei, die reißerischen Texte, die nicht selten in Beleidigungen gegipfelt hätten, wolle man nun nicht mehr unkommentiert hinnehmen. Auslöser: Beispielsweise wurde Teamchef Marcel Koller als „Verräter“ bezeichnet, den man als „Packerl in die Schweiz schicken soll.“

Was sagt "Österreich" dazu?

HORIZONT online hat Österreich kontaktiert und ein Statement von Oliver Voigt, CEO Mediengruppe Österreich, eingeholt: „Grundsätzlich finde ich es legitim, offene Briefe zu schreiben und ich finde es auch recht sympathisch, sich vor den Teamchef zu stellen. Es ist nur eine Auseinandersetzung, wo die eigentlichen Akteure wieder einmal im Hintergrund agieren.“

Es sei eine gewisse Form der Geschmacklosigkeit und zeige wie der Wettbewerb auf dem Tageszeitungsmarkt geführt wird. Namen wollte er keine nennen, verwies allerdings auf den wenige Tage zurückliegenden Boykottaufruf einer anderen Tageszeitung. Vermutlich bezieht er sich auf diesen Kommentar von Kurier-Herausgeber und Chefredakteur Helmut Brandstätter.

Voigt weiter: „Mich kränkt, dass wir eine tolle Sportredaktion haben, mit einem wirklich professionellen Ressortchef Wolfgang Ruiner - dem ehemaligen Sportchef der Bild München -, der das nicht verdient hat. Wir werden aber in gebührender Form Kontakt mit dem ÖFB aufnehmen.“ Auf die HORIZONT-Anfrage, ob es stimmt, dass die Tageszeitung "Österreich" Interviews veröffentlicht habe, die nie geführt wurden, dazu wollte Voigt nichts mehr sagen, es sei bereits genug geschrieben.

Die Antwort

Am 14. November veröffentlichte "Österreich" auf seiner Website ein Antwortschreiben an die österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Man entschuldigt sich für Beleidungungen, findet aber, dass es "in unserem Land jahrzehntelang üblich war, dass Journalisten und Spieler 'verhabert' sind, also sachlich harte Kritik nicht geübt wird. Im Gegensatz zu den Medien in Deutschland, England oder Spanien sind unsere Kicker gewohnt, von den Journalisten mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Auf Kritik reagieren sie deshalb oft wie Mimoserln." Zudem streitet "Österreich" ab, Interviews erfunden zu haben. Das komplette Schreiben gibt es hier.
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