Gudrun Stindl wird voraussichtlich neue Vorsitzende des ORF-Radiobetriebsrats und dürfte in dieser Funktion Gerhard Moser ablösen. Stindls Liste #Radio wurde bei der Betriebsratswahl am Dienstag überraschend stärkste Kraft und holte 5 Mandate. Mosers "die liste" verlor gegenüber der vergangenen Wahl an Zuspruch und kam auf 4 Mandate, "RSO Wien Funkhaus" auf eines
Gudrun Stindl wird voraussichtlich neue Vorsitzende des ORF-Radiobetriebsrats und dürfte in dieser Funktion Gerhard Moser ablösen. Stindls Liste #Radio wurde bei der Betriebsratswahl am Dienstag überraschend stärkste Kraft und holte 5 Mandate. Mosers "die liste" verlor gegenüber der vergangenen Wahl an Zuspruch und kam auf 4 Mandate, "RSO Wien Funkhaus" auf eines.
Moser fungiert auch als Zentralbetriebsratsobmann des ORF. Ob der Ausgang der Belegschaftsvertretungswahl im Radio auch Auswirkungen auf die Kräfteverhältnisse im Zentralbetriebsrat des öffentlich-rechtlichen Senders und auf die Zusammensetzung der fünf vom Zentralbetriebsrat entsandten Stiftungsräte hat, ist offen. Die Meinungen darüber gehen im ORF auseinander: die einen erwarten keine Veränderungen, andere meinen indes, dass ein Stiftungsrat von den unabhängigen Betriebsräten zu den bürgerlichen Belegschaftsvertretern wandern könnte. In diesem Fall könnte es bei der am 9. August 2016 geplanten Wahl des ORF-Generaldirektors durch den 35-köpfigen ORF-Stiftungsrat noch knapper zwischen linken und rechten "Freundeskreisen" werden.
Stindl zeigte sich unterdessen am Mittwoch im Gespräch mit der APA über den Ausgang der Betriebsratswahl erfreut und sprach von einer "tollen Anerkennung für eine neue Tonalität im Haus". Dass ihre Liste als bürgerliche und ÖVP-nahe Liste gilt, wollte die Belegschaftsvertreterin so nicht stehen lassen. Sie habe zwar bei der letzten Zentralbetriebsratswahl auf der bürgerlichen Liste von Monika Wittmann kandidiert, will sich deshalb aber nicht punzieren lassen. "Ich bin bei keiner Partei und keiner Gewerkschaft." Sie habe den Listenplatz als Unabhängige angenommen, weil die Kooperation mit Wittmann sehr gut war.
Einen pragmatischeren Kurs will Stindl in Sachen ORF-Funkhaus fahren. "Ich halte es nicht für richtig, diesen Innenstadt-Standort aufzugeben. Ich nehme aber zur Kenntnis, dass der ORF-Stiftungsrat die Zusammenführung beschlossen hat." Man müsse nun alles tun, um aus dem schwierigen Veränderungsprozess das beste zu machen und den für die Redaktionen geplanten crossmedialen Newsroom sinnvoll und im Interesse der Mitarbeiter mitzugestalten. Stindl hofft zugleich auf eine Lösung, bei der Teile des Funkhauses weiter genutzt werden.
Moser kommentiert seine NiederlageGelassen und mit Kritik an der neuen Vorsitzenden Gudrun Stindl regierte Moser auf seine Niederlage. "Ich will das eigentlich nicht groß öffentlich kommentieren, nur Halb- bis Unwahrheiten muss man gerade bei der Arbeit für die Kollegenschaft von vornherein entgegentreten. Also: Wir haben ein Mandat verloren, das ist nicht schön, aber auch keine Tragödie. Dankbarkeit ist eben keine politische Kategorie, auch nicht für mehr als 15 Jahre intensive Betriebsratsarbeit im Hörfunk", erklärte Moser gegenüber der APA.
Er würde Stindl auch "von Herzen alles Gute wünschen, das ist auch gemeinhin mein Stil, nur ist es hier nicht möglich", so Moser weiter. "Auch wenn Stindl hundertmal betont, sie sei unabhängig, sie wird die ihr nachgesagte ÖVP-Nähe nicht los. Ich halte diese auch nicht für schlimm, nur möge sie so ehrlich sein, dafür auch zu stehen. Jetzt als 'Unschuld vom Lande' zu kommen, zu betonen, sie sei auf der VP-nahen Liste nur aufgetaucht, weil die Kooperation mit der von mir übrigens sehr geschätzten Monika Wittmann so gut gewesen sei, ist schlicht hanebüchen. Kollegin Wittmann möge die Zusammenarbeit selbst beurteilen, für mich und viele andere im Zentralbetriebsrat hat sie sich als unfaires Hick-Hack bis hin zur glatten Demontage präsentiert."
Dennoch wünsche er der neuen Radio-Betriebsratsvorsitzenden Glück. "Sie wird es brauchen, nicht nur, weil wir im ORF und insbesondere im Radio in einer brisanten Umbruchsituation stehen, sondern vor allem deshalb, weil die Kollegin bisher weder im Radiobetriebsrat noch im Zentralbetriebsrat durch besonders intensiven Arbeitseinsatz aufgefallen ist", meinte der Zentralbetriebsratsobmann. "Wir als tatsächlich unabhängige Betriebsräte im Radio werden unsere Arbeit jedenfalls intensivieren, denn wir werden die Kolleginnen und Kollegen mit Sicherheit nicht einem ungewissen Schicksal und, was etwa Verhandlungen anbelangt, weithin unerfahrenen Vertretern aussetzen."
Moser kann mit der Niederlage leben