Medientage: Keynote zu Hulu - Erweiterungspläne der heimischen Player - Prantner sagt harten Kampf ums Geschäft voraus
Im Rahmen einer Keynote stellte Johannes Larcher (Hulu) die Premium-Online-Video-Website Hulu vor. Das bisher nur in Asien und der USA existierende Portal bietet seiner Kundschaft die Konsumation von TV-Inhalten, und zwar unabhängig von Zeit, Ort und Endgerät. Laut Larcher steht Innovation für Hulu, das sich weniger als Medien-, sondern mehr als Technologie- und Verbreitungsunternehmen sieht, an erster Stelle.
Im Portfolio finden sich zwei Produkte: Zum einen der freie Service Hulu.com (bietet die aktuellen Episoden von Serien, nur am PC verfügbar), zum anderen gibt es das kostenpflichtige Hulu Plus (für acht US-Dollar im Monat kann man sich alle Staffeln einer Serie ansehen, profitiert von besserer Bildqualität und kann das Angebot über verschiedene Endgeräte nutzen).
Hulu hat 1.100 Werbepartner, 410 Content-Geber, bietet 5.700 TV-Shows und Filmtitel und hat zwei Millionen zahlende Abonnenten. Österreich wird aber noch eine Weile auf Hulu verzichten müssen: "Derzeit gibt es noch keine konkreten Pläne. Hierzulande machen es uns die vielen Gratis-Angebote nicht einfach", so Larcher.
Dominierendes Thema der anschließenden Podiumsdiskussion war das eigene Angebot und die Erweiterungspläne: "Wir haben den österreichischen Markt in vieler Hinsicht vorangetrieben. Mobiles Video ist für uns ein wichtiges Thema, unter anderem weil wir selbst Video-on-Demand im Portfolio haben. Und wir sehen hier noch viel Potential", meint Jan Trionow (Hutchison 3G). Weiters arbeite man daran, das Angebot auf immer mehr Plattformen verfügbar zu machen und wolle demnächst auch Angebote für das Wohnzimmer launchen.
User überfordertModerator Michael Wölfle (Cuneo) fragte, welche Angebote die Zuschauer eigentlich annehmen. Friederike Schultz (Exozet): "Diese Frage ist sehr relevant, da mobile Devices und Co. bei Usern Probleme erzeugen - die Nutzer sind überfordert." Sie glaubt, dass man den Fokus viel stärker auf die User legen sollte. "Was wir generell in Bezug auf Usability feststellen ist 'Less is more'."
"Thematik der ORF-TVthek-Vermarktung nervt schon"Thomas Prantner (ORF) zufolge kommt es besonders auf die Qualität der Inhalte an: "Wenn ein Programm nicht gefällt, schalten die Leute weg. Das Angebot ist zu groß. Unser Ziel ist es, unseren Content auf allen neuen Medien und Plattformen zu spielen." Laut Prantner verschlingt die ORF-TVthek übrigens jährlich zwei Millionen Euro. Man sehe sich als VoD-Service und sei kein Ersatz für das Fernsehen, sondern eine Ergänzung. Etwa das halbe Programm biete man online an. Michael Stix (ProSiebenSat.1 PULS 4): "Die Thematik der Vermarktung der TVthek nervt schon. Gemäß ORF-Gesetz ist es nicht möglich, diese zu vermarkten. Sollte sich trotzdem ein österreichischer Weg finden, rufe ich die Bananenrepublik aus."
HD-Content nachgefragtThomas Hintze (UPC): "Durch die Verbreitung von Flatscreens wird HD-Content besonders nachgefragt." Allein im letzten Jahr habe man zehn HD-Kanäle geschaltet. Ein weiteres Thema sei auch die Weiterversorgung der Zweit- und Dritt-Fernseher: "Da besteht ein Bedarf, den man berücksichtigen muss." Für verbesserungswürdig hält Hintze die eigene Benutzeroberfläche und erklärt, dass man daran gerade arbeite. Künftig wolle man außerdem die Kanäle, die man über das lineare TV anbietet, auch online offerieren.
Ein harter Kampf wird erwartet Prantner prophezeit einen harten Kampf ums Geschäft und um die Zuschauer: "Wir sehen der Herausforderung aktiv entgegen. Die Vermengung von Internet und TV sowie von neuen Devices wird eine gewaltige Challenge werden und wir sind gerade dabei uns aufzustellen." Laut Stix wachsen die Bereiche Online- und Mobile-Video derzeit am schnellsten. "Ich denke, dass sich künftig diverse Contentprovider zusammentun werden. Nur weil es bei RTL und ProSieben nicht geklappt hat, ist das kein Ende der Bemühungen", ist sich der Medienmann sicher.