Moderator Andrej Wallner gab sich gegenüber Klaus als Amtskollege Gasparovic aus - Umstrittener Telefonstreich wurde nicht gesendet, fand aber Weg ins Internet
Der scheidende tschechische Präsident Vaclav Klaus ist einem privaten slowakischen Radiosender auf den Leim gegangen: Ein Moderator von
Radio Expres, der sich vermutlich von einem ähnlichen "Witz" australischer Kollegen inspirieren ließ, rief auf der Prager Burg an, stellte sich als Mitarbeiter der slowakischen Präsidentschaftskanzlei vor und behauptete gegenüber Klaus' Büro, der slowakische Präsident Ivan Gasparovic wolle mit seinem tschechischen Amtskollegen sprechen. Überraschend wurde er nahezu sofort verbunden, und der Moderator bot Klaus mit verstellter Stimme als Gasparovic Asyl in der Slowakei an. Klaus habe die Imitation nicht bemerkt, berichten am Freitag Medien in der Slowakei.
Das Telefongespräch entstand vorige Woche unmittelbar vor der Stichwahl der tschechischen Präsidentschaftswahlen. Radiomoderator Andrej Wallner, in der Slowakei bekannt für eine ganze Reihe ähnlicher Streiche, kam auf die Idee, als Medien eine SMS von Vaclav Klaus veröffentlichten. Das scheidende Staatsoberhaupt Tschechiens hatte darin gedroht, bei einem Wahlsieg von Karel Schwarzenberg werde er emigrieren. "Nein, nein, dass war nur so eine übertriebene Behauptung an einen Bekannten", antwortete Klaus dem falschen Gasparovic auf die Frage, ob er es mit seiner Auswanderung ernst meine. "Sie machen sich lustig über mich? Dass sie sich nicht schämen!", reagierte er später hörbar empört, als Wallner seine Maske fallen ließ.
Radio Expres entschied sich nach Absprache mit der äußerst verärgerten Prager Burg den Telefonstreich letztlich nicht zu senden und entschuldigte sich bei Klaus. Trotzdem gelangte das Gespräch jetzt an die Öffentlichkeit, macht im Internet die Runde und sorgt für Gelächter in beiden Ländern. Wie die Audioaufnahme publik wurde, ist bisher unklar. Einige Medien in Tschechien kritisierten jedenfalls, die Mitarbeiter der Prager Burg hätten schlicht versagt, als sie den falschen Präsidenten direkt mit Klaus verbunden haben. Künftig werde es wohl wesentlich schwieriger sein am Sitz des tschechischen Präsidenten anzurufen - vor allem aus der Slowakei, hieß es.
Wenig Verständnis zeigt auch die Präsidentschaftskanzlei in Bratislava: "Reaktionen von Normalbürgern zeigen, es war nicht witzig. Es hat mit einem Witz überhaupt nichts gemeinsam", erklärte ein Sprecher des slowakischen Präsidenten. Die Beziehungen von Klaus und Gasparovic seien aber sehr gut, ein solcher Vorfall könne sie daher nicht beeinflussen, fügte er hinzu.
Auch ein Teil der Politikerelite beider Länder fand den Scherz unpassend und erinnerte an die Aktion zweier australischer Hörfunkmoderatoren im Dezember, der tragische Folgen hatte. Während Kate Middleton, die Frau des britischen Prinzen William, damals in einer Privatklinik in London lag, riefen sie dort an und gaben sich als Queen Elizabeth und Prinz Charles aus. Eine Krankenschwester der schwangeren Herzogin ging den beiden ebenso auf den Leim und informierte detailliert über den Zustand von Kate Middleton. Als dies bekannt wurde, nahm sich eine andere Krankenschwester, die das Gespräch zu ihrer Kollegin verbunden hatte, das Leben.
(APA)