Das Team Stronach hat Puls 4 laut eigener Aussage zwar nicht die Doku, aber deren "Bewerbung" bezahlt und sich "Rechte gesichert". Weitere Erläuterungen gibt es dazu weder von der Partei, noch vom Sender Puls 4, der weiter betont, hier sei alles mit rechten Dingen zugegangen.
Die von Puls 4 am Sonntag vor der Niederösterreich-Wahl ausgestrahlte "Große Stronach-Story" wirft Fragen auf: Puls 4 hatte in der Vorwoche betont, die Doku sei sowohl finanziell als auch inhaltlich unabhängig entstanden (siehe dazu die Coverstory
im aktuellen HORIZONT 08/2013). Dem widerspricht nun zumindest in Teilen das Team Stronach, wie aus einer schriftlichen Stellungnahme an HORIZONT online hervorgeht. In dem Mail hält die Neo-Partei zunächst fest: "Von Seiten des Team Stronach hat es keinen wirtschaftlichen oder redaktionellen Einfluss auf die Frank Stronach Dokumentation auf Puls 4 gegeben." Danach kommt ein Satz, der für Puls 4 Brisanz birgt und einige Fragen aufwirft: "Für die TV-Bewerbung der Dokumentation wurden selbstverständlich normale Werbezeiten gebucht und bezahlt." Und: "Da das Team Stronach Ausschnitte aus der Dokumentation künftig auch für eigene Zwecke (z.B.: Spots, etc.) nutzen will, hat es sich Videomaterial aus der Dokumentation gesichert."
Eine Nachfrage darüber, wieviel Geld dafür geflossen ist - der "Falter" zitiert einen "Sendervertrauten", wonach ein "sechsstelliger Betrag" bezahlt worden sei - beantwortete das Team Stronach schmallippig: Man wolle "zur Diskussion um die Dokumentation eigentlich nicht mehr Stellung nehmen. Von unserer Seite wurde alles gesagt, alle weiteren Anfragen richten Sie bitte direkt an Puls 4." Nachsatz: "Von unserer Seite wurde die Dokumentation übrigens nicht positiv gesehen. Frank Stronach war nicht gerade glücklich darüber, und hat sie eher als negativ empfunden."
Puls 4 betont "keinen wirtschaftlichen Einfluss"Bei Puls 4 wies man am Mittwoch weiterhin sämtliche unüblichen Verquickungen von sich: "Es hat, wie auch Team Stronach schon bestätigt hat, keinen wirtschaftlichen oder redaktionellen Einfluss auf die Dokumentation gegeben", hieß es in einer Stellungnahme. "Darüber hinaus bitten wir um Verständnis, dass wir über vertragliche Beziehungen zu Kunden grundsätzlich keine Information veröffentlichen. Dass Team Stronach Werbekunde der ProSiebenSat.1 Puls 4 Gruppe ist und Nutzungsrechte an Puls 4 Archivmaterial, sowie an Ausschnitten aus der Dokumentation erworben hat, ist zutreffend."
"Reibefläche"Puls 4-Programmchef Oliver Svec erklärte: „Uns war bewusst, dass wir mit dieser ungewöhnlichen Programmierung eine öffentliche Reibefläche bieten, das hohe Zuschauerinteresse hat die Entscheidung voll bestätigt. Dass die Person Frank Stronach großes öffentliches Interesse hervorruft, hat uns bereits im Herbst 2012 dazu bewogen, an den Arbeiten der Dokumentation über Frank Stronachs Biografie zu beginnen.“ Dass der Bereich "Unterhaltung" bei Puls 4 für die Doku zuständig war, begründet er so: "Auch weil wir den ZuseherInnen einen völlig neuen Zugang zur kontroversiellen und schillernden Person Stronach geben wollten, wurde diese Dokumentation im Bereich Unterhaltung produziert und gestaltet." Die Unabhängigkeit der Puls 4-Redaktion sei "auch daran klar ersichtlich, dass wir im Anschluss an die Dokumentation, das sehr kritisch und hart geführte Interview mit Frank Stronach ausgestrahlt haben". Darüber hinaus würden alle Politiker "kritisch, unabhängig und im Sinne der Information unserer ZuseherInnen interviewt".