Standort: Wrabetz verzögert Last Minute
 

Standort: Wrabetz verzögert Last Minute

Berechnungen nicht wie vereinbart am Donnerstag übermittelt - Freitagnachmittag nächster Termin

Die seit Jahren am Tapet liegende Standortfrage wird zu einem Last-Minute-Krimi: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat laut etat.at den vereinbarten Abgabetermin für die neuen Kalkulationen über den künftigen ORF-Standort am Donnerstag verstreichen lassen. Der Grund: Er brauche neue Berechnungen der Berater Accenture über Synergien, Studio- und Finanzierungskosten, wie er per Mail an die Stiftungsräte mitteilte. Der Leiter der Arbeitsgruppe Standort im obersten ORF-Gremium, Wilfried Embacher, erklärte am Freitag gegenüber HORIZONT online, Wrabetz habe dies am Donnerstagabend per Telefon und E-Mail avisiert.

Unter den Räten herrscht Irritation, wie zu hören war. Embacher drückte dies so aus: "Der Eindruck, dass hier alles auf den letzten Drücker passiert, bestätigt sich damit. Aber das haben wir schon des Öfteren festgestellt." Der grüne Stiftungsrat sieht die Verzögerung pragmatisch: "Die Frage, wie das zustande gekommen ist, muss man davon trennen, was zustande gekommen ist."

Ein Neubau in Wien-Landstraße wurde in den ersten Kostenschätzungen inklusive der laufenden Betriebskosten auf 35 Jahre mit 1,49 Milliarden Euro berechnet, die Kosten für Sanierung und einen konsolidierten Betrieb auf dem Küniglberg wurden mit 1,37 Milliarden Euro um 120 Millionen Euro günstiger angesetzt, die Beibehaltung der derzeitigen Drei-Standort-Variante war dabei mit nur etwa 1,24 Milliarden Euro sogar die kostenschonendste Variante. Diese Berechnungen wurden zuletzt überarbeitet und ein neues Studiokonzept für Fernsehen und Radio entwickelt, Synergiepotenziale im Betrieb sowie Finanzierungsmodelle berücksichtigt, wie Wrabetz Donnerstagabend Stiftungsräten laut APA mitteilte. Ergebnis: "substanziell veränderte" Zahlen.

Der ORF sucht seit Jahren eine Antwort darauf, wo sein künftiger Standort sein soll. Zur Wahl steht ein Grundstück in St. Marx, ein Verbleib am Küniglberg, oder die Beibehaltung des Status Quo. Wrabetz hat bisher eine Ein-Standort-Variante favorisiert, sich aber noch nicht öffentlich festgelegt. Ein Neustart in St. Marx war nach ersten Berechnungen die teurere Variante, was sich aber in den Neukalkulationen noch ändern könnte. Der ORF-Chef tendiert Beobachtern zufolge stark in Richtung des von der Stadt Wien politisch gewollten Neubaus im dritten Gemeindebezirk.
stats