Social Media: gekommen um zu bleiben
 

Social Media: gekommen um zu bleiben

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Clive Ryan, Facebook: Blick auf Return on Investment zeigt die Stärke von Kommunikation in den sozialen Medien. Bei Display-Werbung werde Geld vernichtet.

„Als das Konzert von George Michael zweieinhalb Stunden vor Beginn abgesagt werden musste, und der Star ins AKH eingelieftert werden musste, konnten wir bereits vor der Stadthalle wartenden Fans darüber ideal informieren und auch schon Probleme wie die Rückgabe der Tickets klären“, erzählte Stephanie Kraxenberger von der Wiener Stadthalle. Damit sprach die Kommunikatorin auch gleich eines der Kernmessages an, die sich bei der der von Philipp Wilhelmer (HORIZONT) moderierten Diskussion herauskristallisierte: Social Media im Allgemeinen und auch Facebook im Besonderen bietet für des Unternehmen, jede Organisation andere Chancen, Risken und Einsatzmöglichkeiten. Der im Social Web sehr aktiven Allianz etwa, erlaubt es Facebook, launige Geschichten wie jene über die Rolle der Versicherung bei der Entwicklung des Airbags zu erzählen. „Versicherungen sind ein No-Interest-Produkt“, so Allianz-Mann Gerald Enderle. Wie soll man da im Social-Web jeden Tag aufs neue die Fans interessieren? Und wie die dafür eingesetzten Mittel gegenüber dem Generaldirektor rechtfertigen, der fragt, wieviele neue Kunden jetzt Social Media gebracht hat. „Social Media ist kein Vertriebs-, sondern ein Kommunikationskanal“, pflegt Enderle auf solche Fragen zu antworten – und tat das auch am Podium. Für die interessanten Inhalte sorgen die User selbst und ein Redaktionsteam, das sich einmal in der Woche tagt. Gleichzeitig präsentierte Enderle Zahlen: Die Kommunikation sei um ein vielfaches gestiegen und bereits die Hälfte davon finde im Social Web statt. Für die Allianz gehöre Social Media also fix zum Mediamix und beanspruche bereits einen zweistelligen Prozentanteil am Kommunikationsbudget.

3 Millionen User - von der Wirtschaft kaum beachtet
Die Tatsache, dass es in Österreich bereits drei Millionen Facebook-User gibt, sei in der Wirtschaft aber noch nicht angekommen, betonte wiederum Heimo Hammer von der Agentur Kraftwerk, der zwar nicht den Anteil der Ausgaben für Social-Media-Aktivitäten am Online-Werbekuchen – laut einer Studie der ISPA immerhin 36 Prozent – bekrittelt. Er zeigte sich verständnislos für den geringen Anteil der Online-Werbung von lediglich sieben Prozent am gesamten rotweißroten Werbekuchen.
Die Frage nach dem richtigen Mix, dem richtigen Anteil am Werbebudget, den man für Social-Media-Aktivitäten reservieren sollte, wollte Clive Ryan von Facebook nicht beantworten. „Wichtig ist der Return on Investment – und diese Frage stellen sich die Werbetreibenden noch viel zu selten.“ Es werde in der Display-Werbung noch sehr viel Geld beim Fenster rausgeworfen, so der Facebook-Mann. Facebook wollte Ryan auch nicht als Social Media – sondern vielmehr als New Media verstanden wissen, das ähnlich wie seinerzeit Fernsehen erst am Anfang steht. Dementsprechend wenig könne man heute wissen, wie man es nutzt. „Die Anzahl der Fans ist überbewertet, wichtig ist, wie aktiv die Fans sind und wie sie vernetzt sind“, mahnte Ryan. Durchschnittlich hätte ein Facebook-User 150 Fans – in Österreich wären es sogar 206 bis 207.
In Sachen Return on Investment konnte Markus Müller, Media in Progress, schon erste Anhaltspunkte liefern – und zwar in Form von Ergebnissen einer Studie, die die Aktivität von Autoherstellern und das Echo darauf im Social Web untersucht hat: „Am aktivsten sind VW danach kommt BMW und Audi.“ Das wären auch jene drei Automarken, über die am meisten im Social Web kommuniziert werde und – wichtiger – auch am positivsten digital geplaudert wird.

Social Media - gekommen um zu bleiben
Wie sieht nun die Zukunft der Sozialen Medien aus? Verschwinden werden sie jedenfalls nicht, darüber war sich das Podium einig. Stefan Schmidt-Grell vom Business-Netzwerk Xing meinte: „Social Media wird Commodity – welche Player es in fünf Jahren geben wird, kann man aber nicht sagen.“ Heimo Hammer ging die Wette ein, dass einer der großen drei Apple, Google und Facebook in fünf Jahren nicht mehr existiert. Er prophezeit eine digitale Durchdringung in alle Medien – etwa auch TV und Outdoor. Dann werde der Dialog mit dem User/Konsumenten überall stattfinden. Ryan prognostizierte den alten Medien auch für die Zukunft ein langes Leben und meinte, das der Bildungssektor in nächster Zeit durch die neuen Medien sehr starken Veränderungen unterworfen sein wird. Enderle arbeitet gerade für seinen Arbeitgeber daran, so schnell wie möglich noch mehr Präsenz am Handy zu zeigen, denn der Trend hin zu Mobile sei ein sehr starker. Die selbe Stoßrichtung übrigens, in der Stadhallen-Kommunikatorin Kraxenberger weiterarbeiten will.

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