Clemens Beer, Carsten Ludowig, Moderatorin Meral Akin-Hecke, Wolfgang Sturm, Inge Wiame und Karl Pachner diskutierten über den Massenmarkt Social Communities. (c)Svets
Erlösquellen, mobile Nutzung und warum der ORF den direkten Anschluss an die Social Community verliert.
Im Web ist die Geschwindigkeit rasant, wie man weiß. Dies bewies einmal mehr die Diskussion zum Thema "Social Communities - Massenmarkt der Zukunft?". Denn wie die Podiumsdiskutanten einhellig meinten, ist diese Frage schon längst mit "Ja" zu beantworten. Carsten Ludowig, Director Advertising & Partnerships bei der Business-Social-Media-Plattform Xing: "Zwei Drittel der Internet-User sind bereits im Social Web." Nebst dieser Information bot die "Diskussion" hauptsächlich Portraits der Social-Media-Plattformen Tupalo, Netlog und eben Xing - deren Vertreter auch am Podium saßen. Wolfgang Sturm, zuständig für die Social-Media-Aktivitäten der A1 Telekom Austria, erklärte, wie sein Arbeitgeber das Thema angeht.
ORF verliert AnschlussVon Karl Pachner, Geschäftsführer der ORF Online und ORF Teletext, war Interessantes zum Thema ORF-Gesetz zu hören. Denn das Regelwerk würde dazu führen, dass der ORF den direkten Kontakt zur Social-Media-Community verliert. Facebook-Präsenzen wie jene von Ö3, FM4, oder auch Ö1 darf der ORF künftig nicht selbst betreiben. Allerdings hätten die genannten Facebookpräsenzen Fans gegründet, weshalb das ORF-Gesetz diese auch nicht abdrehen könne. "Ich rufe jetzt aber nicht dazu auf, Fanseiten für ORF-Programme oder -Marken zu gründen, das wäre eine rechtliche Umgehungshandlung", betonte Pachner. Negativ sei ferner, dass das Gesetz dem ORF Kooperationen mit Sozialen Netzwerken untersage. "Gerade junge Zielgruppen beziehen ihre Erstinformation von Social-Media-Plattformen", betonte Pachner und bekrittelte, dass der ORF in eine passive Rolle gezwängt werde. So könne er beispielsweise nicht selbst Programmteile auf YouTube stellen, sondern sei auch hier auf die "Hilfe" von Usern angewiesen.
Doch verlassen wir die ORF-Bühne - schließlich ging es auch noch um andere Themen. Die Frage der Monetarisierung etwa. Ludowig erzählte von kostenpflichtigen Premiummitgliedschaften bei der Businessplattform Xing, die etwa 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaften würden. Der Rest würde mit Stellenanzeigen und Werbung sowie Unternehmensprofilen verdient werden. Die Social-Media-Plattform Netlog - die sich vor allem an Junge richtet - arbeitet mit "Krediten". Diese kann ein User kaufen und dann für virtuelle Geschenke an seine Freunde, für Games und für Apps ausgeben. "Der User kann Credits allerdings auch verdienen", wie Inge Wiame, Head of Business Developement bei der belgischen Social-Media-Community Netlog betonte. Etwa indem er einen Fragebogen ausfüllt. Virtuelles Geld gegen persönliche Daten also.
Die Plattform Tupalo - hier geben User Bewertungen zu Klein- und Mittelbetrieben aus der Umgebung ab - verdient ihr Geld noch mit Bannerwerbung. Das Unternehmen, an dem auch Herold beteiligt ist, will aber demnächst neue Werbeformen launchen, um weitere Erlösquellen anzuzapfen, wie Clemens Beer betonte. Ein Teil davon wäre etwa ein Reputationsmanagment für KMU. Tupalo informiert das Unternehmen darüber, was die User über die Firme schreiben und kann dann entsprechend darauf reagieren. Beer verriet ferner, dass man kürzlich eine Betaversion eines tandortbezogenen Dienstes - vergleichbar mit Foursquare - gelauncht habe. Bei Foursquar können User ihren Standort posten und die Meldung mit Kommentaren versehen. Laut Beer will Tupalo auch bald auf dem US-Markt Fuß fassen.
Einig waren sich die drei Vertreter der genannten Social-Media-Plattformen darüber, dass die Unternehmen, die im Social-Web aktiv werden wollen, nicht versuchen sollen, den Social-Media-User auf ihre eigene Site zu locken und damit aus jener virtuellen Umgebung zu reißen, für die er sich selbst entschieden hätte. Und: Die mobile Nutzung der Social-Media-Sites sahen alle drei auch stark im Steigen begriffen - und für das eigene Business als extrem wichtig an. Ludowig von Xing: "Wir werden bald mehr Impressions von mobilen Devices haben als von Online."
,Aufwand nicht unterschätzen'Sturm erläuterte was sich die A1 Telekom Austria mit der Ausseinandersetzung mit Twitter, Facebook, Youtube und Blogs so alles verspricht: "Wir wollen näher an die Zielgruppen heran und die Kunden stärker an uns binden." Wenn man einen Social-Media-Kanal öffnet, dann gebe es aber kein Zurück mehr und der Aufwand selbigen zu betreuen sei nicht zu unterschätzen. Das Thema Social-Media sei weder ein reines PR- noch ein klares Marketing- oder Customer Service-Thema. "Hier verschwimmen die Grenzen", so Sturm. Derzeit würde sich vor allem der Customer Service darum kümmern. "In Zukunft wird es bei der A1 Telekom Austria aber Mitarbeiter geben, die sich speziell auf diese Kanäle konzentrieren", verriet Sturm.