Der slowenische Privatsender TV3 wird eingestellt. Als Gründe werden mangelnder Wettbewerb in der Medienlandschaft und ausgebliebene Eingriffe der Regulatoren genannt.
Der schwedische Medienkonzern Modern Times Group (MTG) schließt seinen slowenischen Privatsender TV3. Der Konzern, der seit 2006 in Slowenien präsent ist und einen Marktanteil von elf Prozent hält, begründete seinen Rückzug mit dem mangelnden Wettbewerb in der slowenischen Medienlandschaft und ausgebliebenen Eingriffen der Regulatoren, meldete die slowenische Nachrichtenagentur STA.
Der Sender TV3 soll nur noch einige Monate weiter bestehen, um seine Vertragsverbindlichkeiten zu erfühlen, teilte die slowenische Tochter Prva TV mit. MTG hatte im Jahr 2006 die damals drittgrößte slowenische private Fernsehstation, Prva TV, um 8,1 Millionen Euro gekauft. Innerhalb von fünf Jahren konnte der Sender TV3 seinen Marktanteil von einem auf elf Prozent ausbauen. TV3 hat 39 fest angestellte und über 20 freie Mitarbeiter.
Allerdings konnte TV3 seinen Anteil am slowenischen Werbekuchen nicht entsprechend den Einschaltquoten ausbauen, wofür der schwedische Konzern der slowenischen Medienlandschaft und den Aufsichtsbehörden die Schuld gibt. Weil wenig Aussichten auf Besserung bestanden, zog der schwedische Eigentümer die Notbremse. "Wir sind zu dieser extremen Maßnahme durch die Monopolisierung und Konkurrenzunfähigkeit des slowenischen Medienmarktes gezwungen worden", sagte TV3-Generaldirektor Gregor Memedovic.
Im Vorjahr hatte die slowenische Wettbewerbsbehörde aufgrund einer Anzeige von Prva TV und des öffentlich-rechtlichen Rundfunkhauses RTV Slovenija ein Verfahren gegen das Medienhaus Pro Plus, das die Sender POP TV und Kanal A sowie den Nachrichtenportal 24ur.com betreibt, eingeleitet. Das Verfahren begann aber erst eineinhalb Jahre nach der Anzeige durch Prva TV. Der Sender warf Pro Plus den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung vor und belegte dies mit Dokumenten, dass Werbekunden bessere Konditionen bekämen, wenn sie nur bei Pro Plus Werbung machen.
Vorwurf laut Medienexperte gerechtfertigtDer Medienexperte und Professor an der Laibacher Fakultät für Sozialwissenschaften, Marko Milosavljevic, sieht den Rückzug als ein negatives Zeichen für andere ausländische Medienhäuser, die Interesse an Slowenien hätten. Einige andere Medienkonzerne wie die in Kroatien tätige RTL haben sich laut Milosavljevic bereits über die slowenische Medienlandschaft beschwert.
"Wir sind als ein Umfeld bekannt, in dem der Staat zahlreiche Hürden aufstellt und sehr pedantisch über Regeln wacht, andererseits aber unfähig ist, ein System mit grundlegenden Mechanismen in Zusammenhang mit Eigentum, Konzentration oder Transparenz herzustellen", sagte Milosavljevic. Er hält den Vorwurf des mangelnden Wettbewerbs in der Medienlandschaft für gerechtfertigt. Konkret handelt es sich um Intransparenz des Umfelds und systematisches Versagen der Aufsichtsbehörden, insbesondere im Kartellbereich, so Milosavljevic.
(APA/red)