Sagen Sie jetzt nichts …
 

Sagen Sie jetzt nichts …

Kommentar von Clemens Coudenhove

Was Kreative und werbetreibende Unternehmen von Loriot lernen können? Tja … zwar nicht, dass das steife Festhalten an Konventionen und Sitten ins unausweichliche – und oft sehr komische – Chaos führt, wie uns der vor Kurzem 87-jährig verstorbene Vicco von Bülow in seinen unvergesslichen Sketches und Comics demonstrierte. Und ein wesentlicher Sukkus der zahlreichen (wahrscheinlich schon vorgeschriebenen) Nachrufe ist.

Umgemünzt auf die Werbebranche, fällt mir zum Tod von Loriot, dem der Spiegel nach all dem Horror dieses Sommers wohltuenderweise die Titelgeschichte widmete und ihn als „Poet, Cartoonist, Autor, Popstar, Philosoph, Hundefreund und Filmemacher“ beschrieb, Folgendes ein: Dass ebendieses strenge Befolgen von (Werbe-)Regeln allzuoft in einer Bedeutungs- und Belanglosigkeit endet. Und zum Lachen ist das nicht. Beispiele für diese spontane Theorie gibt es in allen möglichen Werbesegmenten. Etwa Bierwerbung: Ein Großteil der Spots und Anzeigen beschränkt sich noch immer auf Natur, Freundschaft, Testosteron. Waschmittel ist – zugegeben – ein schwieriges Terrain; da mit Humor zu punkten ist schwer, stattdessen dominieren Kinder, in absurder Weise weggebeutelte Flecken und natürlich Natur in allen Facetten. Ebenso wie bei Loriot scheint das Lachen über diese Spots eher im Bereich der Schadenfreude über die oft wirklichkeitsfremden (Werbe-)Situationen zu liegen.

Für eine Fluglinie, die in den 1960er-Jahren mit ihren schicken – damals noch als Stewardessen bezeichneten – Flugbegleiterinnen warb, wurde beispielsweise so geworben:„Sie schwirren durch die Lüfte, Vögeln gleich“. Unvergesslich auch die Reklamesprüche bei Loriot, etwa für einen fiktiven Staubsauger: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“. Und: „Brat fettlos mit Salamo ohne …“

Ein Beispiel für Werbung, über die gelacht wurde, ohne dass dies das so gewollt war, verschwand (leider) vor Kurzem: Die Kampagnen für die Humboldt Maturaschule genießen nun also nur mehr im Web Kultstatus. Zwei Beispielefür unterhaltsame Werbung, – ganz ohne Schadenfreude – gibt es auch in diesem Heft, und zwar auf den Seite 14 und 16. Ach was?!
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