In der Pandemie hat Cyber-Mobbing zugenommen - 17 Prozent der Jugendlichen geben an, schon einmal Opfer geworden zu sein. Dies findet vermehrt im schulischen Umfeld statt: Das Lernen wird einzelnen Schüler:innen absichtlich erschwert und verwehrt.
Beschimpfungen, Verbreitung von Lügen und Gerüchten, Einschüchterung, Identitätsdiebstahl - 17 Prozent der Jugendlichen mussten schon einmal Erfahrungen mit Cyber-Mobbing machen. Und in der Pandemie habe diese Problematik noch zugenommen, gibt knapp die Hälfte der Jugendlichen in einer aktuellen Studie von Saferinternet.at an. Im Rahmen dieser Initiative präsentierten heute das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die ISPA - Internet Service Providers Austria gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine Umfrage zum Thema Cyber-Mobbing unter 400 11- bis 17-Jährigen. "Wir müssen aufklären, hinschauen und Hilfe anbieten", erklärte Plakolm in ihrem Eingangsstatement.
Mit den Lockdowns wurde neben dem Sozialleben auch das Schulleben ins Internet verlagert. Fast die Hälfte der Jugendlichen gibt an, dass damit das schulische Umfeld vermehrt zum Ort von dieser Problematik wurde. 30 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen im Home-Schooling die Teilnahme am Onlineunterricht absichtlich schwer gemacht wurde, und 23 Prozent, dass sie oder jemand anders bewusst von schulischen Informationen ausgeschlossen wurden. Fast genauso viele berichteten, dass sie während des Online-Unterrichts verspottet wurden. Cyber-Mobbing findet also auch vor den Augen der Lehrenden statt.
Saferinternet.at-Leiter Bernhard Jungwirth erklärte, welche Kriterien Cyber-Mobbing ausmachen: "Es ist eine bewusste, aggressive Handlung. Die Handlung richtet sich gegen eine konkrete Person. Die Handlung findet nicht einmalig statt, sondern wiederholt sich. Es besteht ein Machtungleichgewicht." Über 40 Prozent der Jugendlichen haben laut der Studie Cyber-Mobbing bei anderen schon mitbekommen, zehn Prozent waren schon selbst Täter:in, so weitere Ergebnisse. Die Motive: Die Grenze zwischen Spaß und Ernst werde nicht erkannt, Machtausübung, Zeigen von Gruppenzugehörigkeit, Rassistische Motive, kein adäquater Umgang mit eigenem Zorn oder einfach Langeweile. Und die Orte, wo Cyber-Mobbing stattfindet, sind ebenfalls vielfältige: Instagram, TikTok, Facebook,Snapchat, Messenger, Onlinespiele und dann Videochats im Unterricht.
Überraschend sei dabei vielleicht, dass 30 Prozent der Opfer wissen, wer hinter der Schikane steckt, fast die Hälfte habe zumindest eine Ahnung. "Mythos der anonymen Täterschaft ist damit widerlegt", meinte Harald Kapper, ISPA-Präsident. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von saferinternet.at, sagte: „Leider ist die Präventionsarbeit gerade in dieser Zeit, die für viele Jugendliche eine besondere Herausforderung darstellt, zu kurz gekommen. Dabei sind vorbeugende Maßnahmen gegen Cyber-Mobbing während der Pandemie besonders wichtig." Und: "Zwei Jahre Pandemie sind an den Jugendlichen nicht spurlos vorbeigegangen."