Kürzlich konnte die Moser Holding für ihren Magazinring "Die Bundesländerinnen" Uschi Fellner-Pöttler als Herausgeberin gewinnen. Sie und Moser-Holding-CEO Hermann Petz verrieten HORIZONT online, was sie mit den neuen Frauentiteln so alles vor haben.
HORIZONT: Was wird sich inhaltlich bei den Bundesländerinnen ändern?
Petz: In Wien wird es eine Offensive geben, wir werden wienlive völlig neu aufstellen – mit dem Know-how von Uschi Fellner-Pöttler.
Fellner-Pöttler: Bei den Bundesländern muss man sehr sensibel vorgehen – die funktionieren wunderbar. Mit der starken Betonung auf der Regionalität. Man kann die Optik der Magazine ein wenig angleichen, sodass die Titel stärker als ein Frauenmagazinring zur Geltung kommen. Inhaltlich sehe ich keinen Änderungsbedarf. Man könnte eventuell ein bisschen mehr Internationalität hineinbringen, wobei man hier extrem vorsichtig sein muss. Denn das darf nicht zu stark, zu überspitzt stattfinden.
HORIZONT: Wie wichtig ist die Regionalisierung bei Frauenmagazinen?
Fellner-Pöttler: Die Regionalisierung ist eine sehr wichtige Stärke. Die Leserinnen haben das Gefühl, dass sie ein maßgeschneidertes Magazin bekommen. Wenn eine Kitzbüheler Trafik eine Woman, eine Madonna und eine Tirolerin oder eine Kitzbühelerin anbietet, dann greift die Tirolerin sicher zur Tirolerin – oder gar zur Kitzbühelerin, wenn sie dort herkommt. In anderen Bundesländern funktioniert das genauso. Meine Friseurin, die aus Oberösterreich kommt, greift auch zur Oberösterreicherin, wenn sie nach Hause fährt, und sagt mir: „In Oberösterreich tun das alle.“ Die Menschen bevorzugen eben das, was sie direkt umgibt – auch die Geschichten. Das ist ein Bonus, den wir ausnützen müssen; ein unschätzbares Tool, das wir am Magazinsektor haben. Mit einem Titel, der von Wien aus gesteuert wird, kann man das nie erreichen.
Petz: Jedes Magazin des Rings wird in der Region entwickelt. Die Tirolerin hat eine ganz lange Geschichte. Dieser Gründungsgedanke ist dann systematisch auf die anderen Bundesländer übergegangen. In Tirol gibt es wie gesagt andere Themen, andere Einflüsse als in Wien. In Innsbruck ist München sehr nah, Italien liegt um die Ecke. Nun kann man schauen, welche nationalen Gemeinsamkeiten es gibt. Aber wenn es um einen internationalen Event geht – etwa den Life Ball –, an dem auch ein Tiroler teilnimmt, dann orientiert sich die Berichterstattung in der Tirolerin daran und ist der Leserin aus Tirol daher näher. Unseren Magazinring kann man deshalb auch nicht so einfach nachmachen. Das muss aus der Region entstehen und der Inhalt muss die richtige Mischung ergeben.
HORIZONT: Wird es in Zukunft eine Redaktion geben, die sich um Geschichten kümmert, die bundesweit „funktionieren“ – parallel zu den neun Redaktionen der einzelnen Landestitel?
Petz: Das muss sich alles erst entwickeln. Ihre Frage lässt sich am besten anhand des Skirennwochenendes in Kitzbühel beantworten. Die Berichterstattung darüber ist in erster Linie Sache des Redaktionsteams der Tirolerin. Synergien muss man schon verstärkt nutzen. Aber es kann sicher ein Redaktionsmitglied der Oberösterreicherin vor Ort dafür sorgen, dass die Berichterstattung eine oberösterreichische Note bekommt.
HORIZONT: Was geschieht mit wienlive?
Fellner-Pöttler: Es gibt in Wien kein starkes Frauenprodukt für Wienerinnen. Denn auch die Wienerin versteht sich als nationales Medium. Wir wollen in Wien ein Stadtmagazin für Frauen machen. Ein solches gab es bis dato nicht. Wir haben in Wien die Möglichkeit, einen neuen Markt, eine neue Zielgruppe und einen neuen Leserinnenmarkt zu erschließen. Die Produkte, die am Markt sind, sind sehr beliebig – jedes versucht, den gleichen Ansprüchen gerecht zu werden. Egal, ob das jetzt Woman, Madonna oder Brigitte ist – sie alle sind relativ austauschbar. Ein lokal auf Wien bezogenes Produkt ist neu und hat meiner Meinung nach bisher auch gefehlt.
HORIZONT: Können Sie schon etwas Genaueres über das neu gestaltete wienlive sagen?
Fellner-Pöttler: Die optische Latte ist durch die Bundesländerinnen sehr hoch gelegt. Tolles Papier, tolle Coverqualität. Genauso wird das Wiener Produkt positioniert. Auch dadurch wird sich dieses Magazin von den gängigen Produkten abheben. Wir werden ein hochwertiges Stadtmagazin machen.
Petz: Die Wienerin sollte das vom Namen her ja eigentlich sein. Sie ist aber auch aus ihrer Historie heraus ein nationales Produkt.
Fellner-Pöttler: Die Tirolerinnen wollen überhaupt nur die Tirolerin, habe ich festgestellt (lacht).
HORIZONT: Wer wird das neue Magazin in Wien machen?
Fellner-Pöttler: Darum kümmert sich die Mannschaft von wienlive, und das klappt in der Entwicklung auch sehr gut. Möglicherweise brauchen wir in Zukunft Verstärkung.
HORIZONT: Die Titel des Magazinrings werden heute teilweise kostenlos vertrieben, sind aber auch in der Trafik und als Abo zu haben – wobei die Modelle in den Bundesländern unterschiedlich sind. Sind die Bundesländerinnen nun Gratis- oder doch Kaufmagazin?
Petz: Die Bundesländerinnen sind kein Gratismagazin. Es gibt einen bestimmten Gratisanteil – aber den hat jedes Magazin. Wir wollen nicht mit riesigen Prämienaktionen auffallen. Es wird aber auch weiter einen Gratisvertrieb geben. In Tirol ist die Tirolerin etwa in vielen Hotels kostenlos zu haben. Dort liegt sie für Gäste auf, wird aber auch vom Hotelpersonal selbst gelesen. Wir wollen den Abo-Anteil und den Einzelverkauf weiter steigern – aber generell leben Magazine auch immer von einem bestimmten Anteil Gratisvertrieb. Das Konzept soll in jedem Bundesland das gleiche sein: Abo, Einzelverkauf und Gratisvertrieb. Wir halten aber nichts davon, den Verkauf mit Eins-zu-eins-Prämien zu stützen.
HORIZONT: Wie teilen sich Gratisvertrieb, Abo und Einzelverkauf derzeit auf?
Petz: Derzeit überwiegt noch der Gratisvertrieb. Es ist aber noch zu früh, um von Prozentanteilen zu reden. Wir können das erst sagen, wenn wir überall das Konzept umgesetzt haben werden.
HORIZONT: Was haben Sie online vor?
Petz: Dass Digital wichtig ist, darüber sind wir uns einig. Es ist aber noch ergebnisoffen, was wir tatsächlich machen. Es gibt von Uschi Fellner-Pöttler viele gute Ideen. Mit der Target Group haben wir ein junges, engagiertes Team, das auch über Tirol hinaus Corporate-Publishing- und Onlineprojekte verwirklicht hat. Die Target Group wird auch das Digitalangebot der Bundesländerinnen umsetzen. Uschi Fellner-Pöttler ist nicht nur Herausgeberin der Bundesländerinnen, sondern unterstützt die Target Group auch als Beraterin. Dieses gemeinsame Know-how können wir dann gleich für die Bundesländerinnen nützen. Konkretes über den Onlineauftritt können wir etwa in einem Monat verraten.
Fellner-Pöttler: Es ist wichtig, dass eine Onlineplattform ein Printmedium begleitet. Ich halte Digital aber teilweise für überschätzt. Ich sehe nicht unbedingt, dass Online und Print die gleichen User/Leser haben. Es ist aber für einen Gesamtwerbeauftritt immer wichtiger, Print und Online anbieten zu können. Wir entwickeln gerade eine neue Form des Onlineauftritts, der vielleicht ein bisschen weniger aufgeregt ist als das, was derzeit am Markt ist. Es ist ein Schritt in Richtung Qualität. Technisch wird die Plattform in Responsive Design gestaltet und deshalb für jedes Gerät optimiert sein.
HORIZONT: Ähnlich dem Gratiswochenzeitungsring sind die Bundesländerinnen wohl auch dazu da, um nationale Anzeigenkunden abzuholen.
Petz: Die regionalen haben wir ja schon. Aber nochmals die Tirolerin als Beispiel: Dieser Titel erzielt allein schon mit regionalen Kunden ein sehr gutes wirtschaftliches Ergebnis. Wir machen diesen Magazinring also ohne jeglichen wirtschaftlichen Druck. Und so wie bei der RMA der Bezirk, wird bei den Bundesländerinnen auch immer das Land im Fokus sein. Für nationale Werbekunden wird es aber andererseits auch interessant sein, dass sie beim Magazinring auf Bundeslandebene mutieren können. Damit sind sie näher beim Konsumenten.
HORIZONT: Frauentitel gibt es in Österreich ja schon sehr viele. Mit dem neuen Magazin für Wien, der Niederösterreicherin und der Burgenländerin kommen nun neue dazu. Gibt es noch genug Platz?
Fellner-Pöttler: Sie haben schon recht, das Frauensegment ist in Österreich sehr dicht. Allerdings ist alles sehr auf Wien konzentriert. Unser Konzept betont die Regionalität – und das ist eben unsere Chance. Dieses Feld sehe ich derzeit gar nicht besetzt, da sind wir die Ersten, nicht nur in Österreich. Ich sehe hier ungeheures Potenzial. Mir ist es nicht bekannt, dass es in Deutschland oder anderen Ländern eine ähnliche Konstellation gibt – aber ich bin mir sicher, dass es sie in Bälde geben wird.
HORIZONT: Sie hegen internationale Expansionspläne?
Fellner-Pöttler: Nein, nein (lacht).
Petz: Warum nicht, wenn wir in Österreich damit erfolgreich sind (lacht).
Fellner-Pöttler: Ich habe das anders gemeint; Deutschland, Italien oder die Schweiz schauen ganz gerne auf den österreichischen Magazinmarkt, weil dieser international doch als sehr innovativ gilt. Da schaut man sich ganz gerne auch erfolgreiche Projekte ab. Umgekehrt natürlich auch – das will ich gar nicht ausschließen.
HORIZONT: Die größte Magazingruppe des Landes bekommt bald einen neuen Chef. Erwarten Sie dadurch einen stärkeren Wettbewerb?
Petz: Wettbewerb belebt. Das ist keine hohle Floskel, das erlebe ich tagtäglich am Tiroler Medienmarkt. Wir verfolgen in Tirol die Strategie, alle Segmente zu besetzen. Auch das Weekend Magazin gehört uns zu 75 Prozent. Wir haben in Tirol einen der dichtesten Medienmärkte. Und: All unsere Produkte sind sehr erfolgreich. Innerhalb der RMA performen die Bezirksblätter Tirol besonders gut, innerhalb des Weekend-Verbundes ist Tirol sehr erfolgreich, innerhalb des Bundesländerinnen-Ringes liegt die Tirolerin voran. Das Corporate-Publishing-Geschäft entwickelt sich sehr gut und die Tiroler Tageszeitung ebenso. Das kann ja alles kein Zufall sein. Ich führe das auf den Wettbewerb zurück. Denn wenn es den gibt, dann wird der Markt besser ausgeschöpft. Wir können uns also nichts Besseres wünschen als einen belebten Wettbewerb.
HORIZONT: Stichwort Verlagsgruppe News. Woman ist einer der wenigen Titel, die derzeit schwarze Zahlen schreiben. Erfüllt Sie das ein bisschen mit Stolz?
Fellner-Pöttler: Ja, natürlich. Aber es zeigt auch, wie erfolgreich dieser Frauenzeitungsmarkt ist, wenn man es versteht, ihn auszuschöpfen. Es ist interessant, dass der gesamte Medienmarkt immer frauenfokussierter wird, weil die Werbebranche frauenfokussierter wird. Das geht Hand in Hand. In diesem Markt ist noch sehr viel Potenzial drinnen.
Interview: Rainer Seebacher (Das Interview erschien im HORIZONT Nr 5/2014)
Über die Bundesländerinnen 2011 haben die Moser Holding und die Styria Media Group ihre Bundesländermagazine unter dem Dach der Life Style Magazin Verlags GmbH (74,9 Prozent Moser Holding, 25,1 Prozent Styria) zu den Bundesländerinnen zusammengeführt. Zu diesem Ring gehören die Tirolerin, die Oberösterreicherin, die Salzburgerin (20 Prozent Beteiligung), die Steirerin, der Kärntner Monat (der so heißt, weil der Name „Kärtnerin“ schon anderweitig besetzt ist) und durch eine Anzeigenkooperation die Vorarlbergerin. An wienlive (echomedia) hält die Life Style Magazin Verlags GmbH 25,1 Prozent. Mit Februar wird der nationale Ring nun mit der Burgenländerin (10.000 Stück Auflage) und der Niederösterreicherin (20.000 Stück Auflage) geschlossen. Ohne diese beiden neuen Titel erreichten die Bundesländerinnen bei der CAWI-Print 2013 mit 192.000 Exemplaren 545.000 Leser. Weitere Informationen finden Sie auf der Website
www.bundeslaenderinnen.at.