Die fehlerhaften Radiotest-Zahlen haben die Branche in Aufruhr versetzt.
Die Sender sehen die Bemühungen der deutschen GfK, den Fall aufzuklären, positiv, fordern aber dennoch eine externe Überprüfung. Der ORF überlegt einen vorzeitigen Ausstieg aus dem laufenden Vertrag.
Die Auftraggeber des Radiotests haben sich erneut öffentlich zu Wort gemeldet und in einer gemeinsamen Presseaussendung erklärt, dass man den Fall um die gefälschten Daten gerne von einer externen Stelle überprüft sehen möchte. "Auch wenn die Bemühungen der deutschen GfK-Geschäftsführung, die Vorfälle aufzuklären, positiv gesehen werden, ist es unumgänglich, die Daten durch ein unabhängiges Institut überprüfen zu lassen", heißt es in dem Schreiben. Zur Wiederherstellung des Vertrauens sei das "unumgänglich".
In einem ersten Schritt sollen die Daten aus dem Jahr 2015 und des ersten Quartals 2016 überprüft werden, letztere wurde ja erst vor wenigen Tagen an die Sender gegeben und sollen laut GfK korrekt sein. Danach sollen auch die Jahre davor überprüft werden. Die falschen Zahlen betreffen mehrere Jahre, laut APA sind die Jahre 2011 bis 2015 betroffen.
Die GfK hat die gefälschten Radiotest-Daten bereits eingestanden (
HORIZONT berichtete). Nach derzeitigem Kenntnisstand hat eine Gruppe von Mitarbeitern innerhalb der GfK bei der Auswertung der Radiotest-Interviews Zahlen "geglättet".
Kronehit-Chef Ernst Swoboda sagte gegenüber HORIZONT, dass absichtlich manipuliert worden sei.
Am Donnerstag meldete sich "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner zu Wort,
der eine Sonderprüfung der Media-Analyse forderte, auch hier sitzt die GfK ja bekanntlich mit im Boot. Lounge FM-Geschäftsführer Florian Novak bezeichnete den Radiotest am Freitag in einem Interview mit dem "Standard" als "Instrument aus dem letzten Jahrhundert" (
HORIZONT berichtete). Alexander Zeh, Geschäftsführer der GfK Austria, trat nach Bekanntwerden der Vorwürfe zurück.
Das Marktforschungsunternehmen bestritt allerdings einen Zusammenhang mit den fehlerhaften Radiotest-Zahlen.
ORF überlegt Ausstieg aus laufendem VertragScharfe Kritik an der GfK kommt derweil vom ORF. In einer Aussendung des Unternehmens heißt es, der Vertrauensverlust in die GfK sei "dermaßen groß", dass man sich nun weitere Schritte überlege. So werde man unter anderem prüfen, ob ein vorzeitiger Ausstieg aus dem laufenden Vertrag möglich sei. "Weiters prüfen vom ORF beauftragte Anwälte mögliche Ansprüche gegenüber GfK. Diese werden auch mit aller gebotenen Härte eingefordert."
Nachdem man nun neue, bereinigte Daten der GfK erhalten habe, bleibe festzuhalten, dass die ORF-Radios "teilweise schlechter und teilweise besser dargestellt wurden". Das gleiche gelte für diverse Privatsender. Die "überlegene Marktführerschaft" der ORF-Radios bleibe aber auch weiterhin bestehen, ebenso wie die Starke Stellung des Mediums ansich. "Über seine Vermarktungstochter ORF-Enterprise ist der ORF in engem Kontakt mit seinen Werbekunden und informiert diese laufend über die Entwicklungen und weiteren Schritte in dieser Causa."