,Querdenken und Impulse geben‘
 

,Querdenken und Impulse geben‘

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Peter Drobil, Werbeleiter der Bank Austria, im Interview

Der Medien-Zukunftspreis ist eine Initiative des Manstein Verlages. Begleitet wird sie vom Zukunftsforum, dessen Teilnehmer in dieser Interviewserie zu Zukunftsthemen der Branche zu Wort kommen.

HORIZONT: Die Medienwelt ist einem tief greifenden Wandel unterworfen. Was brauchen Medienmacher heute mehr denn je, um auch in Zukunft ­erfolgreich zu sein?

Peter Drobil: G’spür, Netzwerke, Antizipieren der Wünsche der Leser, Offenheit und Mut für Neues, das sind meiner Meinung nach die Ingredienzien für ein erfolgreiches Morgen.

HORIZONT: Und wie lautet hier Ihr persönlicher Befund? Ist davon ausreichend vorhanden?

Drobil: Leider ist teilweise der wirtschaftliche Druck immer noch zu gering, um dringend notwendige Zäsuren zu setzen, mehr Mut zu beweisen und auch unpopuläre Maßnahmen zu setzen.

HORIZONT: Erneuerung wird manchmal nur als bloße Verbesserung von Bewährtem verstanden. Wie definieren Sie persönlich Innovation, insbesondere bei Medien?

Drobil: Oft wird Innovation nach wie vor mit Optimierung des Althergebrachten verwechselt – umdenken, Altes infrage stellen, neu und komplett anders denken. Auch Sinnloses zulassen, neue Techniken wie Effectuation fördern, anwenden und die Generalisten fördern – wider die Segmentausgebildeten. Und nach wie vor netzwerken, was die Branche hergibt!

HORIZONT: Innovation braucht auch Raum zur Entwicklung. Für welche ­regulatorischen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Initiativen plädieren Sie im Sinne der Medienzukunft?

Drobil: Wie sollen junge Menschen in der Kommunikationsbranche Fuß fassen, wenn an einer der unsäglichsten Gesetzgebungen der letzten Jahre verbissen festgehalten wird: dem Antikorruptionsgesetz, auch Anfütterung genannt. Was dürfen „Amtsträger“ – alleine der Begriff kann nur in Österreich entstanden sein, vielleicht in der Tarockei von Herzmanovsky-Orlando – noch tun, ohne dass es Anfütterung ist und sie mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt geraten? Auch ein interessanter Ansatz, dieses Anlassgesetz im Strafgesetzbuch zu verankern! Leider geht der vom Gesetz­geber intendierte Ansatz große und kleine Betrügereien zu verhindern, komplett ins Leere. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass strafrechtlich wirklich relevante Tatbestände auch durch dieses Gesetz nicht verhindert werden. Was jedoch viel schlimmer ist, ist die Erziehung zu autistischen Kommunikatoren: Im geschützten Bereich des eigenen Büros kann kein ­„verdächtiges“ Treffen stattfinden, allerdings mit dem „kleinen“ Nachteil der fehlenden Kontaktmöglichkeiten und Beziehungspflege. Aber das wird offenbar nonchalant in Kauf genommen. Keine Geschäftsbeziehungen zu knüpfen, kann auch zu keinen „gefährlichen“ Bekanntschaften mit Branchenkollegen führen! Conclusio: Ein Fehler wird nicht besser, wenn ihn die Regierung konsequent beibehält. – Rasch modifizieren in dem Sinne, in dem das Gesetz – hoffentlich – intendiert war!

HORIZONT: Die Zukunft der Medien hängt sehr stark auch vom kreativen Nachwuchs ab. Wie kann es Medienunternehmen gelingen, kreatives Talent für sich zu begeistern?

Drobil: Zuerst einmal den arrivierten Staub wegblasen, Neues zulassen, fördern. Und auch Fehler provozieren, denn nur dort, wo Fehler erlaubt sind, wächst auch Kreativität, entsteht ein fruchtbarer Boden für neue Innovation. Das heißt nicht, dass Fehler das Credo sein sollen, sondern in einem konstruktiven Unternehmensklima immer noch mehr entstehen kann.

HORIZONT: Im Gefüge aus Auftraggeber, Agentur und Medium geht es vielfach nur mehr um die günstigsten Konditionen. Wie lassen sich qualitative Gesichtspunkte in der Mediaplanung in den Fokus rücken?

Drobil: Das Umfeld muss wieder gestärkt werden – die NÖN etwa nehmen 23 „neue“ Redakteure auf und verabschieden sich davon, in der eigenen Druckerei zu drucken: eine positive Initiative aus entstandenem Kostendruck für eine Neuinvestition einer Druckmaschine ohne Basis einer künftigen gewinnbringenden Auslastung. Aber gleichzeitig auch unternehmerischer Mut, in die Qualität und das Kerngeschäft zu investieren. Derartige Akzente sind für mich qualitative Maßnahmen, die à la longue auch von den Media­planern honoriert werden sollten.

HORIZONT: Welche internationalen Medienunternehmen und/oder -projekte sind für Sie persönlich zukunftsweisend?

Drobil: Da muss ich ehrlicherweise passen, damit habe ich mich – noch – nicht auseinandergesetzt.

HORIZONT: Was kann eine Initiative wie der Medien-Zukunftspreis tatsächlich für einen Beitrag für die gesamte Branche leisten?

Drobil: Querdenken, vordenken, weiterdenken, Impulse geben, Einstellungen brüchig werden lassen, Offenheit für Neues damit fördern – das alles kann der Medien-Zukunftspreis be­wirken.

HORIZONT: Wie definieren Sie die ­Zukunftsvision für die Bank Austria?

Drobil: Neue Wege gehen, auch wider die Anfangsschwierigkeiten, konsequent und beharrlich klar definierte Ziele verfolgen und den Service für die Kunden weiter ausbauen, auch mit innovativen Angeboten, zum Beispiel  mit dem Bank Austria SmartBanking – mit persönlichem Berater, auch per ­Videotelefonie und das bis 20 Uhr, auch bequem von der Couch aus.

Die gesamte HORIZONT-Interviewserie mit Mitgliedern des Zukunftsforums finden Sie hier - sie wird laufend erweitert.



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