PULS4 TV-Arena: „Nicht kuscheln, zusammen-rau...
 

PULS4 TV-Arena: „Nicht kuscheln, zusammen-raufen!“

Am Vorabend der ORF-Enquete: PULS 4 „TV Arena ´09“ - Live-Diskussion über die Zukunft des Fernsehens in Österreich.

PULS 4 zeigte am Vorbend der ORF-Enquete in der Sendung „TV Arena `09“ live aus den Rosenhügel-Studios eine hitzige, fast zwei Stunden dauernde Diskussion rund um das Thema die Zukunft des Fernsehens in Österreich. Anlässlich der parlamentarischen Enquete diskutierten Politiker, Experten und Betroffene auf dem Podium und im Expertenforum unter der Moderation von Manuela Raidl und Josef Broukal über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und über Chancengleichheit aller Marktteilnehmer sowie Medienvielfalt in Österreich. Die Themenbereiche: den Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Kultur im TV, Regionalität, Werbung und Eigenwerbung sowie über das heiße Thema Gebühren und das Thema Kontrolle. Auch zahlreiche Österreicher hatten auf http://tvarena.myvideo.at per Video ihre Fragen online gestellt, die live in die Sendung eingespielt wurden.



Wer es versäumt hat: Die „TV Arena ´09“ inklusive Online-Diskussionsforum ist online unter puls4.com on demand abrufbar.



PULS4 zeigte die „TV Arena“ von 20.15 Uhr bis circa 22.20 Uhr (und überzog die vorgesehene Sendezeit) – kurz vor Mitternacht wurde die Diskussion auf Sat.1 Österreich wiederholt, fast parallel mit dem ORF-Programm „Club 2 – zur Zukunft des ORF“ von 22.20 bis kurz nach Mitternacht.



Zu den Quoten: PULS 4 erzielte einen durchschnittlichen Marktanteil von 1,8% bei 12-49-Jährigen. Das liegt jedenfalls über dem „Talk of Town“-Schnitt und insgesamt nahe dem PULS 4 Niveau. In absoluten Zahlen waren das im Schnitt 35.000 Zuseher bei 12+. In der Spitze waren bis zu 61.000 Zuseher dabei. Im weitesten Seherkreis haben 231.000 Zuschauer (E12+) haben die „TV Arena“ zumindest kurz gesehen (Quelle: Teletest, Weitester Seherkreis; PULS 4 und Sat.1 Österreich Wiederholung).



Der Club 2 im ORF erreichte 73.000 Zuseher im Durchschnitt und hatte einen Marktanteil von 10 Prozent (Quelle: Teletest/Mediaresearch ORF).



Und so fasst PULS4 die TV-Arena zusammen: Markus Breitenecker, Geschäftsführer PULS 4, erklärte die Ausgangslage: „Österreich ist in einer Sondersituation – wir haben ein Nachbarland mit einem gut entwickelten dualen System, mit guten öffentlich-rechtlichen Programmen und kommerziell sehr erfolgreichen privaten Sendern, die alle zusammen nach Österreich einstrahlen. Bisher war es die alleinige Aufgabe des ORF, dem entgegenzutreten, woran er quasi scheitern muss“. Breitenecker schlägt daher einen „Schulterschluss“ zwischen ORF und Privat TV vor, der sich für ein starkes duales System mit einem öffentlich-rechtlich programmierten ORF und gleich starken österreichischen Privaten, die auch österreichisches Unterhaltungsprogramm und Information machen, ausspricht.



Publikumsgast RTR-Geschäftsführer Dr. Alfred Grinschgl stellte in der „TV Arena ´09“ eine aktuelle Studie vor, die für ORF 1 deutlich mehr Unterhaltung (63% Filme und Serien) ausweist, als das bei den Privaten TV-Sendern der Fall ist (PULS 4 mit 46%).  Bei der Information zeigt sich, dass ORF 1 gleich auf mit den Privaten liegt. Circa 3% Information haben sowohl ORF 1, PULS 4 als auch ATV im Programm. Daten, die den Ruf nach einem klar definierten Programmauftrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk laut werden lassen.



Markus Breitenecker: „In ORF 1 soll Hollywood raus und Österreich rein“. Breitenecker sieht den ORF derzeit so kommerziell programmiert, dass sich für die Privaten eine öffentlich-rechtliche Lücke auftut: „Auf PULS 4 haben wir mit unserer täglichen Talksendung „Talk of Town“ und mit 14 Newssendungen täglich innerhalb unserer Sendergruppe bereits zahlreiche Angebote, die den öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen würden. Wir werden fast in eine Lücke gedrängt, da der ORF – und hier im Speziellen ORF 1 – fast ausschließlich private Programme und die teuersten Hollywood-Spielfilme und Serien spielt. Auf dem Gebiet ist der ORF fast unschlagbar“. Er ergänzt: „Wir würden für die Hälfte der ORF-Gebühren unsere Spielfilme nicht unterbrechen und gleichzeitig auch den gesamten öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen – sowohl quantitativ, als auch qualitativ. Und: Teure Hollywood-Spielfilme zur selben Zeit wie die deutschen Privaten zu spielen ist schlichtweg Unsinn und Gebührenverschwendung.“



Klaus Unterberger, Public Value Beauftragter beim ORF betonte „Wir haben einen klaren Unterhaltungsauftrag. Die Bevölkerung will Unterhaltung. ORF hat eine ganze Reihe österreichischer Produktionen und leistet damit Wertschöpfung in Österreich“.



Philip Lowe von der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Kommission: „Österreich soll in eine Richtung mit den anderen Mitgliedstaaten gehen. Es muss ein klarer Programmauftrag für öffentlich-rechtliche Sender definiert werden. Nur zu sagen, der ORF darf nur machen, was Private nicht machen, wäre zu wenig“. Lowe beruhigt außerdem die Podiumsteilnehmer: „Diese schwierige Debatte haben alle Mitgliedstaaten in der EU. Die Diskussion ist wichtig, weil sich in den letzten Jahren sehr viel verändert hat – die technischen Mittel und dadurch der TV-Empfang, mehr Nachfrage, mehr Angebot und eine Konvergenz der Medien. Es ist heute noch viel schwieriger als noch vor 20 bis 30 Jahren. Die Voraussetzung für ein gesundes, duales System ist ein konkurrenzfähiges System mit einer klaren Definition, einer klaren Aufsicht und einer systematisch guten Prüfung“.



Doch wer kontrolliert die Erfüllung des  Programmauftrages? Hier wird der Ruf nach einer unabhängigen und weisungsfreien Behörde laut. Diese soll den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag kontrollieren und die Unverwechselbarkeit von Privat TV mit öffentlich-rechtlichem TV herausheben. Laut VÖZ Präsident Horst Pirker kann es nicht das Ziel sein „Doubletten zu schaffen“ und „ohnehin im Markt Vorhandenes unendlich zu wiederholen“. Karlheinz Kopf, Klubobmann der ÖVP, ergänzte: „Würde man das Gesetz richtig lesen wollen, so könnte man schon jetzt die richtigen Ansätze finden. Es hapert jedoch an der Kontrolle“. Und: „Die KommAustria könnte diese Aufgabe übernehmen“. Auch Josef Cap, Klubobmann der SPÖ, sieht es notwendig „sich gemeinsam hinzusetzen und an einer unabhängigen Behörde zu arbeiten“: Dennoch will er „keine Fürst-Metternich-Behörde“, die direkt ins Programm eingreift.



Auch beim Thema Gebühren herrscht Uneinigkeit: Horst Pirker zeigt auf, dass der Staat die Bürger zwinge, etwas zu bezahlen, was die Zuseher auch gratis von Privaten bekommen würden. Diese Aussage wird naturgemäß von den Privaten unterstützt.



Ist eine Mischfinanzierung des ORF – also sowohl durch Gebühren als auch durch Werbeeinnahmen – ein berechtigtes Modell? Wo sich Private ausschließlich durch Werbung finanzieren, ist der ORF in der Sondersituation sowohl Werbeeinnahmen, als auch Gebühren zu bekommen. Die Privaten rufen nach Einschränkungen der Werbezeiten, hier im Speziellen in der Prime Time.



Karlheinz Kopf kritisierte: „Man kann zwar den ORF nicht alleine für sinkende Werbeeinahmen und sinkende Marktanteile verantwortlich machen; dennoch kann es nicht die Lösung sein, nur nach mehr Geld zu rufen. Der ORF muss sich als Unternehmen anpassen. Es braucht ein ambitioniertes Restrukturierungsprogramm, das Unternehmen wird durch mehr Geld nicht gesünder. Die Frage ist eher, wie kann man mit dem Geld, das zur Verfügung steht, vernünftiges Programm machen“. Beim Thema Restrukturierung denkt Kopf auch an eine Umstellung des bestehenden Stiftungs- und Publikumsrates. Er möchte daraus ein aus Bundesländern und gesellschaftlichen Gruppen besetztes, größeres Gremium machen. Dieser Rat könnte etwa den Aufsichtsrat des ORF wählen, der wiederum für die Wahl der ORF-Spitze sowie für das  Budget zuständig wäre. Michael Grabner, Medienunternehmer, meldet sich dazu aus dem Publikum zu Wort und weist hart darauf hin, dass sich die Politik aus der Diskussion heraushalten solle, denn „Sie steuern den ORF in ein AUA-Desaster“.



Markus Breitenecker appellierte zum Schluss: „Ich glaube für die Zukunft an ein gleichstarkes, gleichberechtigtes Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen Sendern neben den Privaten. Der Public Value muss kontrolliert werden – das ist mein Appell an die Politik und an die EU. Allerdings darf dieser Public Value Anspruch nicht nur für neue Programme im ORF gelten, sondern muss auch für bestehende Angebote gelten“.



Zusätzlich zu den Podiumsteilnehmern kamen namhafte internationale und österreichische Medienexperten. Unter ihnen Alfred Grinschgl, Michael Grabner, Michael Holoubek, Hans-Jörgen Manstein, Univ.-Prof. Matthias Karmasin, Gerald Grünberger sowie die Medienjournalisten.



Auf die Frage von Moderator Josef Broukal, ob es zwischen SPÖ und ÖVP nun um Kuscheln oder Raufen geht, antwortet Karlheinz Kopf:  „Wir kuscheln nicht, wir raufen uns zusammen“.



 TV Arena `09 – Die Zukunft des Fernsehens in Österreich als Video on demand online auf puls4.com .



(Bearbeitung einer Aussendung von PULS4).
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