Insgesamt hat das Selbstkontrollorgan der österreichischen Medien 2019 297 Fälle behandelt, 37 Mal stellte es Verstöße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse fest.
Die Tageszeitung Österreich bzw dessen Onlineportal oe24.at hat im vergangenen Jahr die Kronen Zeitung an der Spitze des Verstöße-Rankings des Österreichischen Presserats abgelöst. Insgesamt hat das Selbstkontrollorgan der österreichischen Medien 2019 297 Fälle behandelt, 37 Mal stellte es Verstöße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse fest.
Damit bewegten sich die Fallzahlen ungefähr auf Vorjahresniveau: 2018 gab es bei 302 Fällen 36 Ethikverstöße. Angeführt wird die Negativ-Statistik heuer von Österreich mit 14 Verstößen, dahinter folgt die Kronen Zeitung mit neun Verstößen, berichtete Alexander Warzilek, der vom Trägerverein des Presserats am gestrigen Mittwoch für weitere fünf Jahre mit der Geschäftsführung betraut wurde, bei einer Pressekonferenz. An dritter Stelle lag 2019 das rechtsnationale Online-Magazin Wochenblick aus Oberösterreich mit vier Verstößen.
Die
Vorarlberger Nachrichten,
Heute und die
NÖN wurden je dreimal gerügt, "Kleine Zeitung" und "Kurier" zweimal. Je einen Verstoß stellte der Presserat bei
Die ganze Woche,
Der Grazer, den
Oberösterreichischen Nachrichten, den
Salzburger Nachrichten und
Die Presse fest.
Persönlichkeitsverletzungen am öftesten beanstatndet
Die meisten Ethikverstöße betrafen Persönlichkeitsverletzungen, einige auch Diskriminierungen von Personengruppen. Darüber hinaus gab es mehrere Verletzungen des Gebots, zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten zu unterscheiden, etwa bei einem Beitrag über eine Flusskreuzfahrt in Frankreich, der "überwiegend Werbesprache enthielt" (
Die ganze Woche).
Zu den Persönlichkeitsverletzungen zählten laut Tätigkeitsbericht des Presserats unter anderem die Bezeichnung von Conchita Wurst als "krank und verhaltensgestört" in einem Kommentar in der
Kronen Zeitung, die Veröffentlichung eines Videos, das einen Profi-Langläufer beim Blutdoping zeigt (heute.at, kleinezeitung.at, krone.at, oe24.at, vol.at) oder die Veröffentlichung von Bildern der Mordopfer von Kitzbühel (
Heute,
Kronen Zeitung,
Kurier, oe24, vol.at).
Der Persönlichkeitsschutz in Bezug auf die Veröffentlichung von Fotos von Opfern gewinne überhaupt an Bedeutung, berichtete Tessa Prager, Sprecherin des Senats 1 des Presserats. Während der Verdächtige meist unkenntlich gemacht werde - offenbar aus Sorge vor Klagen - würden die Opfer immer öfter unverpixelt gezeigt, kritisierte sie.
Da es hier in der Praxis ein Defizit gebe, "ist es entscheidend, dass der Presserat eingreift und stellvertretend für die Opfer Flagge zeigt", sagte Warzilek. Problematisch ist laut Andrea Komar, Vorsitzende des Senats 2, auch, dass häufig "gedankenlos" zu in Sozialen Medien verbreiteten Videos, die Gewalttaten zeigen, verlinkt werde. "Nur weil das Ganze in Social Media hochkocht, heißt das nicht, dass es ein Freibrief ist, dass man dieses Material in den Zeitungen verwendet", betonte sie.
Der Tätigkeitsbericht über das Jahr 2019 ist unter www.presserat.at abrufbar. Seit dieser Woche hat der Trägerverein des Presserats außerdem einen neuen turnusmäßigen Vorsitzenden. Dieter Henrich, Geschäftsführer des Verbands der Regionalmedien Österreich, wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Er folgt Thomas Götz vom Verein der Chefredakteure nach.