Presserat neu feierte seine Wiedergeburt
 

Presserat neu feierte seine Wiedergeburt

Zur Eröffnungsveranstaltung beleuchteten zahlreiche namhafte Festredner das Thema der freiwilligen Selbstkontrolle.

In den Wiener Börsesälen ging am 26. Jänner die feierliche Eröffnungsveranstaltung des Österreichischen Presserates über die Bühne, der sich im März vorigen Jahres konstituiert hat und seit Anfang November operativ tätig ist. Zuvor hatte in Österreich streng genommen seit dem Jahr 2002 kein funktionierender Presserat existiert.

Franz C. Bauer, Präsident des Österreichischen Presserates, eröffnete die Veranstaltung und warnte in seiner Rede vor den Folgen einer mangelnden Selbstkontrolle: "Eine von allen Beteiligten getragene Selbstkontrolle ist eine der wichtigsten Bedingungen für Presse- und Meinungsfreiheit. Das Fehlen einer solchen funktionierenden Selbstkontrolle zählt zu den gefährlichsten Voraussetzungen für die Schaffung einer Fremdkontrolle. Wohin diese dann führt, zeigt das warnende Beispiel des derzeitigen EU-Vorsitzlandes Ungarn."

Irene Neverla (Professorin für Journalistik an der Universität Hamburg) erinnerte an die Voraussetzungen für guten Journalismus: professionelles Handwerk, profundes Wissen, Verantwortlichkeit und Zivilcourage. Und daran, was bei diesen täglichen journalistischen Balanceakten nötig ist: Krisen und Problemfälle der öffentlichen Berichterstattung müssten in Ruhe betrachtet werden, mit institutioneller und professioneller Unterstützung. Genau dafür sei der Presserat unersetzlich.

David Barstow (Journalist der "New York Times" und zweifacher Pulitzer-Preisträger) beschäftigte sich in seinem Vortrag unter dem Titel "Wikileaks and the future of investigative reporting" mit den Vorfällen rund um Wikileaks, die eine Grundsatzdiskussion über investigativen Journalismus ausgelöst hätten. Sein Vorschlag war, ein eigenes Web-Portal zu starten, wo Informanten wie bei Wikileaks anonym Dokumente hochladen können. Als Material für Journalisten - aber zur Berichterstattung nach entsprechender Prüfung, wie Barstow betonte.

Peta Buscombe (Leiterin der englischen Press Complaints Commission) und Lutz Tillmanns (Geschäftsführer des Deutschen Presserats) begrüßten in ihren Festvorträgen sehr, dass es in Österreich wieder eine Selbstkontrolleinrichtung der Printmedien gibt. Das sei unverzichtbar für die Einhaltung der Qualitätsstandards der Branche. Presseräte hätten sich in demokratischen Gesellschaften bewährt. Beide drückten ihre Freude über die Zusammenarbeit mit dem wiedergegründeten Österreichischen Presserat aus.         
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