Angriffe gegen Journalisten häufen sich, ein Schutzkodex soll helfen.
Eine Initiative aus Journalistenverbänden, Gewerkschaften und Beratungseinrichtungen hat angesichts zunehmender Angriffe auf Journalisten in Deutschland einen Schutzkodex für Medienhäuser veröffentlicht.
Zu den zwölf Maßnahmen gehören unter anderem feste Ansprechpartner bei Arbeitgebern sowie psychologische und juristische Unterstützung der Betroffenen, wie der Deutsche Journalistenverband mitteilte. Sie sollen für festangestellte und freie Journalisten gleichermaßen gelten. "Mit dem Schutzkodex können Medienhäuser mehr Sicherheit geben, signalisieren, dass sie diese Gefahr für die Pressefreiheit ernst nehmen - und dafür sorgen, dass wichtige Stimmen nicht verstummen", erklärte Thembi Wolf, Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher. Die Veröffentlichung von Wohnadressen und persönlichen Angaben im Netz könnten die angegriffenen Journalisten teuer zu stehen kommen, wenn beispielsweise ein Umzug nötig wird.
Eine weitere Maßnahme des Kodex ist die Ernennung eines Ansprechpartners für Bedrohungen und Angriffe in Medienunternehmen. Dieser soll als Clearingstelle Betroffene über alle internen und externen Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Darüber hinaus sollen Medienhäuser unter anderem psychologische Unterstützung, die Kostenübernahme von Personenschutz und rechtliche Unterstützung bei der Auskunftssperre von Meldeadressen anbieten.
Die Bedrohungen gegen Journalisten hätten im Zuge der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen zugenommen. Neu sei das Phänomen jedoch nicht. Die Idee zu der Initiative entstand nach Angaben des Bündnisses bereits vor zwei Jahren. Die Gewerkschaft Verdi und der DJV riefen Medienhäuser dazu auf, sich dem Kodex anzuschließen.
65 gewalttätige Angriffe gegen Journalisten
Am Dienstag war Deutschland im Pressefreiheitsranking der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) auf Platz 13 abgerutscht. Die RSF stufte die Lage von "gut" auf "zufriedenstellend" herab. 2020 wurden mindestens 65 gewalttätige Angriffe gegen Journalisten gezählt, fünfmal so viele wie im Vorjahr.
Die Organisation geht zudem davon aus, dass die Dunkelziffer im vergangenen Jahr höher lag als früher. Die Mehrheit der körperlichen und verbalen Angriffe ereignete sich den Angaben zufolge auf oder am Rande von Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen. Journalisten seien geschlagen und zu Boden gestoßen, bespuckt und bedrängt, bedroht und an der Arbeit gehindert worden.