Zeitungen und Zeitschriften befinden sich wirtschaftlich auf dem Stand Mitte der 90er Jahre.
Printverlage in Deutschland vermissen derzeit Wachstumszahlen. Sowohl Reichweiten als auch Auflagen sind im Sinkflug begriffen. Das Umsatzplus liegt knapp über der Stagnation. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sprach in seiner gestrigen Jahrespressekonferenz auch ganz deutlich von einer "Werbeflaute". Das Geschäftsjahr 2007 sei für die Mitglieder "nicht zufriedenstellend" gewesen, hieß es, die Umsätze seien lediglich um 0,5 Prozent gestiegen, dabei waren die Vertriebserlöse stagnierend, die Anzeigenerlöse hingegen verzeichneten ein Plus von 0,9 Prozent. Der Gesamtumsatz der Branche belief sich demnach auf 9,1 Milliarden Euro, was dem Niveau von 1995 entspreche, meinte BDZV-Geschäftsführer Jört Laskoswski.
Das Anzeigenvolumen der Zeitungen ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent zurückgegangen, das Segment der Geschäftsanzeigen, sprich Markenartikel, Handel und lokale Geschäftsanzeigen, sogar um zwei Prozent. Wermuthstropfen: Die Stellenanzeigen haben dafür um 14,6 zugelegt, Familienanzeigen um fünf Prozent.
Bei den Zeitungsauflagen meldete der BDZV ein Minus im ersten Quartal 2008 von 1,85 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf insgesamt 14,42 Millionen Stück.
"Unser Medium leidet ebenso wie andere klassische Werbeträger unter einer Werbeflaute", hieß es auf der Konferenz. Ursache seien Konsumenten, die weniger kaufen und als Folge, Unternehmen, die weniger werben.
Zumindest aber ist es teilweise gelungen, "junge Zeitungsnutzer ins Internet herüberzuheben". Auch die Reichweiten der Internetpräsenzen der Zeitungsverlage stiegen. Die Erlöse ließen allerdings zu wünschen übrig. "Das große Geschäftsmodell fehlt. Wir wollen aber mehr von dem ohnehin noch recht kleinen Werbekuchen haben", meinte Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter des BDVZ-Geschäftsbereichs Kommunikation Multimedia.
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft wies 2007 für die Online-Angebote Netto-Werbeeinnahmen in Höhe von 689 Millionen Euro (+39 Prozent) aus - im Vorjahr lag die Steigerung bei 49,1 Prozent. Die Tageszeitungen nahmen 4,57 Milliarden Euro ein (+ 0,8 Prozent statt +1,3 im Vorjahr).
Ein ähnliches Bild liefert die aktuelle Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA). Sie weist den 254 erfassten Publikumszeitschriften einen Rückgang der Bruttoreichweite von 3,8 Prozent aus - ein Rekordminus wie zuletzt Mitte der 90er Jahre, schreibt die AWA. Leserverluste verzeichnen unter anderem Magazine zum Zeitgeschehen, die Programmpresse, wöchentliche Frauentitel sowie Jugendtitel. Bis auf "FTD" und "Handelsblatt" beläuft sich das Minus bei den überregionalen Tageszeitungen zum Teil auf über zehn Prozent. Zulegen konnten jedoch Special-Interest-Titel.