ORF-Zukunft: Weißmanns erste Pläne
 
ORF-Zukunft

Weißmanns erste Pläne

APA/Österreichische Medientage
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann startet Initiativen fürs junge Publikum, die Besiedelung des neuen ORF-Campus soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann startet Initiativen fürs junge Publikum, die Besiedelung des neuen ORF-Campus soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Der seit 1. Jänner im Amt befindliche neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann gab einen ersten Ausblick auf seine Vorhaben in 2022: neue Social-Media-Strategie, Player-Start in Raten, eine 'ZiB 3' - und die Rückkehr von 'MA 2412'. Plus: 200 Millionen Euro Einsparungen in den kommenden fünf Jahren.

Strukturelle und programmliche Themen standen am Donnerstag Nachmittag im Mittelpunkt eines ersten virtuell abgehaltenen "Hintergrundgesprächs" von Roland Weißmann in seiner Funktion als amtierender ORF-Generaldirektor, in dem er eingangs die Besiedelung des neuen ORF-Campus als eines der zentralen Vorhaben für 2022 darstellte. Ab Juni sollen rund 700 Mitarbeiter den Neubau am Wiener Küniglberg besiedeln, allein 350 davon den zentralen Newsroom, weitere 200 Mitarbeiter von Ö1 sollen ihre Arbeitsplätze auf drei Etagen bis Ende August beziehen, danach folgt das Ö3-Team mit rund 140 Mitarbeitern.

Bereits im Vorfeld vom "Standard" kolportiert: eine Organisationsanweisung für die Newsroom-Struktur, in der die aktuelle TV-, Radio- und Online-Berichterstattung künftig zusammengelegt werden. Demnach entsteht eine  Hauptabteilung "ORF-News" mit drei Chefredakteur:innen, darüber der ORF-General als Teil eines "Newsroom-Board", in dem fachliche Fragen mehrheitlich entschieden werden sollen. Im Gespräch mit Journalisten wollte Weißmann nicht weiter auf die neue - und politisch heikle - Struktur des Aktuellen Dienstes eingehen. Er verwies auf die eben gestarteten Verhandlungen mit der Redakteursvertretung: "Ich kann und will diesen Gesprächen nicht vorgreifen."

Auskunftsfreudiger war der ORF-General in Sachen Programminnovationen: So soll die bereits angekündigte "Young Audience"-Initiative (fürs Publikum unter 30 Jahren) von einer neuen Social-Media-Strategie begleitet werden, besonderes Augenmerk schenkt man dabei dem Auftritt des ORF auf YouTube -  freilich abhängig von den Möglichkeiten, die ein neues ORF-Gesetz im Bereich Social Media bietet.

'Kein Stiefkind im europäischen Vergleich'

Von "Evolution statt Revolution" sprach Weißmann in Bezug auf den kommenden ORF-Player, die multimediale Plattform für die Ausspielung von ORF-Content jeder Art. Auch hier hemmt ein fehlendes ORF-Gesetz. Jedenfalls starten würden, so Weißmann, ein Sport-Screen zu Olympia in Peking im Februar, das Sound-Portal (im ersten Halbjahr) und mit "Topos" der Bereich für Kultur, Wissenschaft und Religion. Weißmanns Appell an den Gesetzgeber: "Österreich darf kein Stiefkind im europäischen Vergleich sein." Der ORF benötige digitale Möglichkeiten wie öffentlich-rechtliche Sender in anderen Ländern auch.

Im klassischen TV wiederum, das "Leitmedium bleiben wird", habe man "Inventur" gemacht und deshalb für April einen sanften Relaunch für den Vorabend von ORF1 geplant. Diesen soll die neue Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz vorantreiben, die interimistisch auch als ORF1-Channelmanagerin bestellt wurde. Fix sei überdies eine neue "ZiB 3", die den Programmtag mit nunmehr fixem Sendeplatz quasi abschließen solle.

Im Bereich der fiktionalen Eigenproduktionen plant der ORF unter anderem eine Neuauflage der Kult-Sitcom "MA 2412", in der Originalbesetzung mit Alfred Dorfer  und Roland Düringer und unter der Regie von Harald Sicheritz. Großprojekt im Dokubereich: eine neue, 40-teilige Serie zur Geschichte Österreichs auf ORF III, präsentiert von Außenpolitik-Experte Andreas Pfeifer.

200 Millionen Einsparvolumen

Weißmanns Motto "Programm, Programm, Programm" steht ein in der mittelfristigesn Finanzvorschau vorgesehenes Einsparvolumen von 200 Millionen Euro gegenüber, das sich der ORF für die kommenden fünf Jahre verordnet hat. Wieviel an konkreten Mehreinnahmen die wohl ab März wirksame Gebührenerhöhung bringt, wollte Weißmann nicht benennen. Ebenfalls zurückhaltend gab sich der frisch gebackene ORF-Generaldirektor zu aktuellen Verhandlungen übers neue ORF-Gesetz: "Ich bin vorsichtig positiv, dass uns etwas gelingen wird."

Einen kolportierten ORF-Beratervertrag für seinen Vorgänger Alexander Wrabetz verneinte Weißmann schließlich, allerdings nur für den Moment.
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