Im Publikumsrat am Donnerstag skizzierte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Vorhaben der kommenden Monate: Der ORF-Player nimmt Fahrt auf, eine 'Mini ZiB 100' soll kommen. Plus: Weißmann gab Einblick in die Gespräche zum ORF-Gesetz. So sei die von Verlegern kritisierte 'blaue Seite' auf orf.at kein Streitpunkt mehr.
Im Juni diesen Jahres soll die Besiedelung des multimedialen Newsrooms am Küniglberg starten. Und auch das "Sound"-Modul am ORF-Player werde dann seinen Betrieb aufnehmen. Das kündigte Generaldirektor Roland Weißmann am Donnerstag bei einer Sitzung des ORF-Publikumsrats an. Auch sagte er, dass im Zuge der Verhandlungen zur ORF-Digitalnovelle die von privaten Medienmarktteilnehmern oft kritisch beäugte "blaue Seite" - orf.at - außer Streit gestellt sei.
Derzeit befinde man sich in "intensivsten" Gespräche mit dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und dem Verband Österreichischer Privatsender (VÖP). Insgesamt liefen die Verhandlungen gut, so sei die "blaue Seite" als wichtige dritte Säule des ORF mittlerweile kein Streitpunkt mehr, führte Weißmann aus. Der VÖZ stieß sich in der Vergangenheit etwa an dem hohen Wortanteil auf orf.at und verglich die "blaue Seite" mit einer Onlinezeitung, deren Betrieb aber nicht die Aufgabe eines Rundfunkunternehmens sei.
Als "Must-Have's" für die Novellierung des ORF-Gesetzes führte der ORF-Chef einmal mehr "online only" und "online first", eine zeitunabhängige Nutzung von ORF-Angeboten und "zeitgemäße" Werbeformen an. Mehr Spielraum wäre etwa in Hinblick auf das kürzlich aufgrund des Ukrainekriegs aus dem Programm genommenen Opernball-Quiz und Faschingsprogramms nützlich gewesen, meinte Weißmann. Das ZDF, das ähnlich wie der ORF handelte, konnte die aus dem linearen Programm genommenen Inhalte in einer TVThek bereitstellen. "Das sollte uns auch möglich sein", so Weißmann.
Mit der Besiedelung des multimedialen Newsrooms gingen des weiteren "Spielregeln" einher. So gelte künftig die Prämisse "online first" für ORF-Mitarbeiter:innen. Die von ihnen produzierten Inhalte gehören künftig allen. Dabei seien noch viele Fragen zur künftigen Arbeitsweise vonseiten der Belegschaft offen, was nicht zuletzt zu einer kürzlich abgehaltenen viereinhalbstündigen Verhandlungsrunde mit Redakteurssprechern führte. "Wir investieren viel Geld in die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Journalismus. Letzte offene Punkte arbeiten wir gemeinsam ab", so der ORF-Chef.
Thurnher: 'Neues Audiobouquet'
Weiterer thematischer Dauerbrenner ist der geplante ORF-Player. Das "Sound"-Modul soll im Juni starten. Dabei sollen alle Audioangebote des ORF gebündelt, neu geclustert und als interessantes Bouquet bereitgestellt werden, wie ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher bereits beschrieben hatte. Im Herbst soll das Modul "Topos" folgen - ein multimedialer Bereich für Kultur, Wissenschaft und Religion. Erste Bausteine des Players finden sich bereits online - etwa der "Newsroom", der auf der "blauen Seite" täglich bis zu 60 aktuelle Videoclips beherbergt. Seit einigen Tagen sind mehr Bewegtbildinhalte auch auf der "gelben Seite" - sport.orf.at - zu finden.
Das bereits angekündigte Klimamagazin - das wahlweise auch als Nachhaltigkeitsshow bezeichnet wird - startet im Herbst. Damit wolle man Bewusstsein schaffen und das auf niederschwellige und teilweise unterhaltsame Art, um Lösungen für alltägliche Fragen zu präsentieren, erklärte ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz.
Neue 'Mini ZiB 100' für YouTube & Co
Um auch den jungen Sehern ein öffentlich-rechtliches Online-Informationsangebot machen zu können, prüft der ORF außerdem die Schaffung einer "Mini ZIB 100" für Kinder. Ziel sei es, Kinder und Eltern in diesen schwierigen Zeiten durch Information und Einordnung, mit geprüften Inhalten und der Kompetenz der ORF-Information zu unterstützen. Solche, via Social Media verbreitete Inhalte fürs junge Publikum stoßen freilich den privaten Konkurrenten des ORF stark auf. Die "ZiB TikTok" mit rund 250.000 Followern wird etwa vom Verband österreichischer Privatsender (VÖP) heftig kritisiert. In Weißmanns Ankündigung will man dort - wohl weiter um ein konstruktives Gesprächsklima bemüht - vorerst aber keinen Affront sehen.
Rückendeckung bekam der ORF-Chef in puncto Digitalnovelle von den Spitzen der zur Sitzung geladenen Sozialpartner-Organisationen. Sie sprachen sich für eine ORF-Digitalnovelle aus, um dem öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen vor allem im digitalen Raum zielgruppenadäquate Produktion zu ermöglichen. Auch forderten sie die stärkere Berücksichtigung von Zukunftsthemen im ORF-Programm. Zu Gast waren Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl, Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger und Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbunds.