ORF-Redakteursrat fordert die griechische Regierung auf, ihre Entscheidung zurückzunehmen
Die Journalisten des ORF sind „bestürzt über die undemokratische Aktion" der griechischen Regierung, die am Dienstagabend die Schließung des staatlichen Rundfunks angeordnet hatte. Via Aussendung drückte der Redakteursrat am Mittwoch den Kollegen des Rundfunksenders ERT seine Solidarität aus und forderte die Regierung auf, ihre Entscheidung umgehend zurückzunehmen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und eine freie Presse seien die Infrastruktur der Demokratie, ohne die die „Kontrolle der Regierenden" fehle.
ORF plädiert für Meinungsfreiheit und –vielfalt
Das Beispiel Griechenland zeige deutlich, wie wichtig wirtschaftliche und parteipolitische Unabhängigkeit, sowie Staatsfernsehen für ein öffentlich-rechtliches Medium seien. „Zuerst versuchen politische Parteien, ihre Vertrauensleute auf wichtigen Positionen unterzubringen, um anschließend darüber zu lamentieren, wie überbesetzt und teuer der Rundfunk ist. Und um ihn dann gänzlich abzuschaffen - ohne darüber öffentlich diskutieren zu wollen", kritisierte Vorsitzender des ORF-Redakteursrates Dieter Bornemann.
Die Privatisierung öffentlich-rechtlicher Medien spiele kommerziellen Interessen in die Hände und führe "ganz sicher nicht zu einem besseren Journalismus, der eine Kontrollfunktion gegenüber den Mächtigen eines Landes haben muss. Denn Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt sind die wesentlichen Grundpfeiler einer pluralistischen Gesellschaft", so der ORF.
„Anschlag auf Demokratie“ Die Gewerkschaft GPA-djp bezeichnete die Schließung von ERT als „Anschlag auf die Demokratie und die Meinungsfreiheit". Dieser könne "“keinesfalls widerstandslos hingenommen werden", sagten GPA-Chef Wolfgang Katzian, Gewerkschaftsvorsitzender Franz C. Bauer sowie Gerhard Moser, Zentralbetriebsratsvorsitzender des ORF. „Presse- und Rundfunkfreiheit sind essenzielle Werte, umso trauriger ist es, dass sie gerade in Griechenland, jenem Land, das gerne als Wiege der Demokratie bezeichnet wird, per Gewaltakt kaputtgespart werden sollen", hieß es in einer Aussendung.
Auch die GdG-KMSfB (Gewerkschaft der Gemeindebediensteten - Kunst, Medien, Sport, freie Berufe) kritisierte den griechischen Regierungsbeschluss. Die Sparwut kenne offensichtlich keine Grenzen, man unterstütze deshalb den Streik der Journalisten. Gleichzeitig forderte der Vorsitzende Christian Meidlinger ein Umdenken der Europäischen Kommission.
(APA)