Der ORF-Redakteursausschuss hat in seiner Herbsttagung folgende Resolution einstimmig beschlossen: Die Einsparungen beim Personal haben den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an die Grenzen des Möglichen gebracht.
Von 2007 bis 2016 hat der ORF rund 500 Vollzeitstellen abgebaut. Von 2017 bis zum Ende des nächsten Jahres müssen weitere 300 Arbeitsplätze im Konzern weggefallen sein. "Damit muss jetzt Schluss sein", fordert der ORF-Redakteursausschuss, also die Redakteurssprecher aus allen Bereichen. Im Rahmen ihrer Herbsttagung konstatieren die Redakteursvertreter, dass der gewohnte Qualitätsjournalismus unter dem immensen Spardruck auf allen Ebenen gefährdet sei. "Hochrangige Führungskräfte verlangen bereits von den Redaktionen, Abstriche bei der Qualität ihrer Arbeit zu machen", heißt es in einer Aussendung des ORF-Redakteursrats.
Zusätzlich zum Personalabbau wird kritisiert, dass ganze Magazinsendungen und Moderatoren vom ORF ausgelagert werden, um dann über Fremdfirmen wieder "angemietet" zu werden. Diese Auslagerungen sollen nicht selten zu höheren Kosten und durch den immensen Druck zu mehr Krankenständen sowie Burn-out-Fällen führen. Auch das Verlangen der Stiftungsräte, es müsse Geld eingespart und ins Programm investiert werden, stößt auf großes Unverständnis der Redakteursvertreter. Da es auch bei den Kamerateams, der Technik, der Regie, der Grafik an ausreichender personeller Ausstattung fehlt, erklären die Redakteurssprecher "das Zusammenwachsen von Technik und Redaktion" für "selbstverständlich" – jedoch unter der Prämisse der Verbesserung des Programms für das ORF-Publikum.
Der ORF-Redakteursausschuss appelliert an die neue Regierung bei der Neubesetzung des Stiftungsrates nicht nach parteipolitischen Überlegungen vorzugehen, sondern Fachleute mit unbestreitbarer Expertise zu entsenden. Zur Reform des ORF-Gesetzes wird vorgeschlagen, dass eine Experten-Runde einberufen wird, die einen Vorschlag zur Gremien-Reform erarbeitet. Zudem orten die Journalisten des ORF dringenden Reformbedarf bei der Digitalisierung, da die aktuelle Gesetzgebung dem ORF demnach strenge Fesseln anlegen und verhindern würde, dass öffentlich-rechtliche Inhalte für ein jüngeres Publikum relevant bleiben. Auch eine Reform bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, welche die "Streaming-Lücke" für die Online-Nutzung von ORF-Programmen schließ6 und gleichzeitig eine möglichst unabhängige Form der Finanzierung garantiert, soll gefunden werden.