ORF III: Ausblick auf einen "Überfälligen"
 

ORF III: Ausblick auf einen "Überfälligen"

Im Funkhaus präsentierte der ORF den Spartensender für Kultur und Information

Volles Haus in der Argentinierstraße: Am Montag abend präsentierte der ORF dort seinen neuen Spartensender für Kultur und Information, ORF III. Im Publikum: Kunstschaffende, ORF-Mitarbeiter, Journalisten, Stiftungsräte,  Mitarbeiter der Medienbehörde und einige wenige Vertreter der Werbewirtschaft. Es sollte eine gelungene Vorstellung werden, bei der Beobachter das Gefühl überkam, der ORF würde ausgerechnet über das Projekt eines Spartensenders die Lust am öffentlich-rechtlichen Fernsehen wiederentdecken.

Zum Einstieg stellte sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder als Laudator zur Verfügung: "ORF III ist nicht notwendig - es ist überfällig!" Schröder wünscht sich von ORF III ein Programm für die gesellschaftliche Elite des Landes, ohne dass die Inhalte "in elitärer Weise aufbereitet" sind.


Sodann bat ORF-Kulturredakteurin Barbara Rett ORF-General Alexander Wrabetz und den Senderchef von ORF III, Peter Schöber, zur Doppelconference auf die Bühne. Wrabetz sprach sogleich von einem historischen Moment, schließlich habe der ORF zuletzt im Jahr 1970 ein öffentlich-rechtliches Programm gestartet, damals war es FS2. Und er machte fleißig und geschickt Politik für das neue Baby, denn ganz in trockenen Tüchern ist es ja noch nicht. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte gegen den Lizenzbescheid der KommAustria Einspruch erhoben. Wrabetz: "Alle wünschen sich diesen Sender, selten gab es so eine breite Zustimmung. Da ist es schade, dass eine Behörde den Start schwieriger macht, als es notwendig wäre." Ein Punkt, den die BWB beanstandet ist, der Umstand, dass auch Filme auf ORF III laufen dürfen. Warbetz versucht zu beruhigen: "Man muss sich keine Sorgen machen, dass da Blockbuster laufen werden - Hollywood-Filme sind auf unseren beiden Hauptprogrammen bestens untergebracht." Aber auch der Name "ORF III" steht in der Kritik - die Privatsender wittern hier den Versuch des ORF, dieses Programm auf Platz drei bei voreingestellten Programmbelegungen zu hieven, und wollen dagegen vorgehen.

Von diesen medienpolitischen Querelen unbeeinflusst arbeitet ein scheinbar motiviertes Team unter Peter Schöbers Leistung an dem neuen Sender - ihr Zieldatum ist nach wie vor der Oktober 2011. Aufgeregte Stimmung zeigten Zuspielungen von Sendungsmachern, Making-Of's aber aber auch ein Bühnenauftritt der beiden Moderatoren des werktäglichen Kulturmagazins "kulturHEUTE", Ani Gülgün-Mayr und Peter Fässlacher.

 Peter Schöber: "Unser Programm wird nicht mehrheitsfähig sein, das muss es aber auch nicht. Wir haben keine Quotenvorgaben, entscheidend für unseren Erfolg wird sein, wie sehr es uns gelingt, eine Community an den Sender zu binden." Und er macht keinen Hehl daraus, wie sein persönliches Ziel lautet, dass nämlich ORF III eine ähnlich "fanatische Unterstützung" entgegengebracht wird, wie dies bei Ö1 der Fall ist.

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