ORF denkt über neue Sender nach
 

ORF denkt über neue Sender nach

Ohne weitere Gebührenrefundierung droht aber grimmiger Sparkurs

Fazit des Gremiendonnerstags im ORF: Neue Sender wären eigentlich eine Idee, der Status quo lässt sich aber eigentlich ohne eine Verlängerung der Gebührenrefundierung nicht finanzieren. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Donnerstag im Rahmen einer Strategieklausur des Stiftungsrats laut über eine Erweiterung des ORF-Portfolios nachgedacht, das teilte zumindest der ORF selbst im Anschluss daran mittels Aussendung mit. Denkbar, so hieß es in einer ORF-Aussendung, sei auf lange Frist ein Kinderspartenkanal und einer für das regionale Fernsehen. Grundsätzlich gelte es, die Positionierung der ORF-Sender "vor allem auch beim jungen Publikum und im Tagesverlauf in allen drei Mediengattungen weiterzuentwickeln", so Wrabetz.

Plan B: Grimmiger Sparkurs

Den ambitionierten Plänen liegt jedoch eine massive Hürde im Weg, wie sich danach bei der Stiftungsratssitzung zeigen sollte. Wird die Gebührenrefundierung im nächsten Jahr nicht fortgesetzt, wie es derzeit gesetzlich aussieht, muss der ORF im nächsten Jahr nämlich 75 Millionen Euro einsparen. Ein grobes Konzept über zusätzliche Sparmaßnahmen legte die Geschäftsführung dem obersten ORF-Gremium am Donnerstag vor. Detaillierte Konzepte der einzelnen Bereiche sollen bis Ende Februar ausgearbeitet und dem Stiftungsrat in der nächsten Sitzung im März vorgelegt werden.



Personalreduktion, Sparen in Verwaltung, Technik und bei Filmproduktionen

Zusätzlich zum ohnehin notwendigen Sparpaket, das etwa eine Personalreduktion bis Ende 2016 um 250 Mitarbeiter vorsieht, müssten im nächsten Jahr noch zehn Millionen in der Verwaltung eingespart werden, vor allem in der Generaldirektion, der Kaufmännischen Direktion und der Technik, und die Ausgaben für Filmproduktionen müssten ebenfalls um zehn Millionen Euro gesenkt werden, wie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl nach der Sitzung sagten. Der vorgesehene Personalabbau müsste außerdem schneller über die Bühne gehen, als bisher geplant und Reduktionen gäbe es freilich auch bei den Landesstudios, den Spartenkanälen und jenen Bereichen, die nicht zum Kernauftrag des ORF gehören.

"Geld für ORF nicht gnadenhalber"

Im Stiftungsrat kamen diese Szenarien nicht gut an: Josef Kirchberger, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises", nannte diesen sogenannten Plan B "eine wirkliche Katastrophe". "Das, wofür der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht, wäre dann nur noch in sehr eingeschränktem Ausmaß möglich", so Kirchberger, der an Eigenproduktionen, Landesstudios und die Spartenkanäle erinnerte. Der Stiftungsrat sei "immer einhellig für die Fortsetzung der Refundierung eingetreten" und es sei wichtig, dass der ORF dieses Geld von der Politik "nicht gnadenhalber" erhalte, sondern dass der ORF behandelt werde, wie andere Unternehmen - etwa die Telekom und die ÖBB - auch.

DVB-T2-Vermarktung und neuer GIS-Geschäftsführer abgesegnet

Vom Stiftungsrat abgesegnet wurde am Donnerstag außerdem die DVB-T2 Vermarktung durch die ORF-Sendetechniktochter ORS. Der neue terrestrische Digital-TV-Standard soll voraussichtlich im April starten und bietet gegenüber dem herkömmlichen DVB-T deutlich mehr Programme , darunter auch HD-Sender. Der Konsument dürfte für das neue Angebot, das die ORS direkt vermarktet, "weniger als zehn Euro" zahlen, hieß es. Die kostenfrei empfangbare DVB-T Plattform wird aber fortgeführt.

Bestellt wurde mit Harald Kräuter ein neuer Geschäftsführer für die Gebühren Info Service GmbH (GIS). Er wird Nachfolger von Jürgen Menedetter und soll die GIS gemeinsam mit Johann Simon leiten. Beschlossen wurde auch die Neuordnung der Bereiche Grafik (bisher im ORF) und Promotion (bisher in der ORF-Enterprise), die beide in die Marketing-Tochter MSG überführt werden. Zu deren dritten Geschäftsführer wurde ORF-Art-Director Michael Hajek bestellt, neben Martin Biedermann und Werner Dujmovits.

Freie bekommen Verhandlungen am 21. Februar

Beim Thema Freie Mitarbeiter verwies der Generaldirektor auf die nächste Verhandlungsrunde, die am 21. Februar stattfindet. Er wolle diese Angelegenheit "rasch klären", sich aber kein Zeitlimit auferlegen. Die Causa Elmar Oberhauser, und die Pensionsnachzahlung für den ehemaligen ORF-Informationsdirektor in der Höhe von knapp 670.000 Euro, wurde auf Grund der fortgeschrittenen Zeit vertagt.

(APA/red)



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