Probleme bei der Erhebung der Radiotest-Zahlen.
Die Auftraggeber des Radiotests sprechen von Fehlern seitens der GfK und behalten sich rechtliche Schritte vor.
Bei der Erhebung der Radiotest-Zahlen, dem wichtigsten Messinstrument der österreichischen Radioszene, ist es in der Vergangenheit offenbar zu Fehlern gekommen. Wie die Auftraggeber des Radiotests in einer Aussendung erklären, habe das zuständige Marktforschungsinstitut GfK sie darüber informiert, dass es bei der "Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben" habe. Dieser sei ausschließlich durch die GfK zu verantworten und führe zu einer Verzerrung der Marktdarstellung in Höhe von ein bis drei Prozentpunkten.
In ihrer Aussendung schreiben Doris Ragetté von der RMS Austria, Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda und Eva Sassmann von der ORF-Medienforschung, dass man nach Bekanntwerden der Sachlage eine "umfassende Aufarbeitung samt Richtigstellung der Daten" eingefordert habe. Diese soll nach dem Willen der Auftraggeber in den "kommenden Tagen" vorliegen. Man erwarte sich volle Transparenz der GfK gegenüber allen Marktteilnehmern.
Die Fehler in der Erhebung seien "äußerst unerfreulich" und man behalte sich daher sämtliche Rechtsmittel gegenüber der GfK vor. Dort wollte man sich am Dienstagmittag gegenüber HORIZONT noch nicht zu der Darstellung der Auftraggeber äußern. Im Laufe des Tages soll es aber eine offizielle Stellungnahme der GfK geben.
Update (17 Uhr): Die GfK hat die fehlerhaften Daten mittlerweile bestätigt. "Wir bedauern die Fehler bei der Erhebung und Berechnung der Daten sehr. Wir nehmen den Sachverhalt sehr ernst und prüfen ihn sorgfältig", sagt Gerhard Hausruckinger, Mitglied des Vorstands der GfK SE, verantwortlich für den Consumer Choices Sektor. "Verlässlichkeit gegenüber Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern hat für uns oberste Priorität." Man habe einen Expertenstab eingesetzt, der den Sachverhalt nun aufklären soll. Die aktuell an die Sender gelieferten Daten des 1. Quartals 2016 sind von den Fehlern laut GfK nicht mehr betroffen, hier sei alles "methodisch korrekt berechnet" worden.
Update (18 Uhr): Doris Ragetté von der RMS Austria bringt
gegenüber dem "Standard" Schadenersatzklagen in Spiel und sagt zudem, dass die fehlerhafte Erhebung mehrere Jahre betreffe. Wie die Tageszeitung in ihrer Online-Ausgabe weiter berichtet, habe vor allem der ORF von den Fehlern profitiert. So sollen für Ö3 bis zu drei und für die Regionalradios bis zu zwei Prozentpunkte mehr ausgewiesen worden sein als in den Interviews angegeben. Gegenüber Vertretern der Radiobranche habe die GfK erklärt, Mitarbeiter hätten "Schwankungen glätten" wollen, dabei sei der Fehler passiert. Eine absichtliche Manipulation der Daten gegen Geld schließt Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda derweil aus, darauf gebe es keine Hinweise.