ÖBB: trotz Negativpresse auf Schiene?
 

ÖBB: trotz Negativpresse auf Schiene?

Der vergangene MedienClub-Abend stand unter dem Zeichen und der Patronanz der ÖBB, deren Kommunikationsverantwortliche sich einem ehrlichen Dialog mit Medienvertretern öffneten.

Dass der mediale Dauerbrenner ÖBB niemanden kalt lässt, wurde beim 4. MedienClub-Abend im Businesshotel Rainers in Wien schnell deutlich – schließlich waren zahlreiche Bahnfahrer anwesend, die alle eine Meinung zum Thema "Negativpresse und trotzdem auf Schiene – Medienresonanz 'heiß gekocht'" hatten.

Allen voran Podiumsteilnehmerin und "Standard"-Redakteurin Luise Ungerböck: Die ÖBB seien ein Unternehmen, das sich schon seit mehreren Jahren in einem Transformationsprozess befinde. Das Hauptproblem bestünde aber immer noch darin, dass der Fokus nicht auf dem Kunden liege. In dieselbe Kerbe schlug Ex-ÖBB-Kunde und "News"-Chefreporter Kurt Kuch. Auch er wusste vom schlechten Service der Bundesbahnen ein Lied zu singen: schlechte Regionalverbindungen, triste Bahnhöfe, absurde Abfahrtszeiten.

Überraschenderweise wollte Kristin Hanusch-Linser, Leiterin ÖBB-Kommunikation und -marketing, dem nichts entgegensetzen. Deshalb sei die neue ÖBB-Kampagne auch keine Imagewerbung, die unrealistische Erwartungen wecke. Hanusch-Linser: "Der Railjet ist unser Premium-Produkt, unsere Speerspitze – aber nicht die ÖBB. Die meisten unserer Kunden müssen Bahn fahren. Wir wollen eine neue Zielgruppe erschließen: Kunden, die Bahn fahren wollen." Der Weg zu diesem Ziel sei aber noch weit.

Rückenstärkung erhielt Hanusch-Linser von ihrem Kollegen David Mock, der für die Strategieentwicklung der ÖBB-Kommunikation verantwortlich zeichnet. Anhand eines Organigramms verdeutlichte er das größte Kommunikationsproblem des Unternehmens: komplexe Strukturen und ein "Markensalat" an Produkten, die teilweise gar nicht als zur ÖBB gehörend wahrgenommen werden. So zahle beispielsweise der Postbus seit Jahren erfolgreich auf das Konto der Österreichischen Post ein.

Was also kann man tun, fragte Moderator Clemens Coudenhove (HORIZONT). Die Antwort nahm den Grund für die Diskussionsveranstaltung unter der Patronanz der ÖBB ­vorweg: proaktiv kommunizieren, Journalisten offen mit Informationen versorgen. "Früher stand an unserer Tür 'geschlossene Gesellschaft', heute steht dort 'trotz Umbau geöffnet'", bekräftigte Hanusch-Linser die Kursänderung der ÖBB-Kommunikation. Außerdem stehe mit Christian Kern endlich wieder ein Vorstandsvorsitzender an der Front, der dem Unternehmen ein Gesicht gebe. Das sei auch für die Mitarbeiter, die Hanusch-Linser als "extrem loyal" und "größtes Kapital" des Unternehmens bezeichnete, ein großer Motivationsfaktor.

Nun sei es laut Mock aber an den Medienvertretern, mit "Halbwahrheiten" aufzuräumen – "wie etwa dem Gerücht, die ÖBB würden jährlich sieben Milliarden Euro Subventionen bekommen". "Eng gerechnet" - also Pensionen, Haftungen etc. abgerechnet - sind es laut Mock gerade mal zwei, und selbst die sind eine Mischung aus Ausgaben und Leistungen im Staatsauftrag. "Am Ende bleibt von der großen Summe nichts mehr übrig", so Mock. Zum Schluss richtete er noch einen Appell an den ÖBB-Eigentümer, die Politik, die zwar Financier der ÖBB sei, aber die Kommunikationsverantwortlichen auch unheimlich viel Zeit koste: „Lasst uns unsere Arbeit machen!“
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