NÖ Pressehaus: Kein Verkauf am Plan
 

NÖ Pressehaus: Kein Verkauf am Plan

Geschäftsführerin Lydia Gepp und Chefredakteur Martin Gebhart über die Zukunft des Verlags

Dass der langjährige Geschäftsführer und Chefredakteur Harald Knabl das Niederösterreichische Pressehaus Ende 2015 plötzlich verlassen hat, trug nicht gerade dazu bei, dass das Haus endlich zur Ruhe kommt. Der überraschende Abgang heizt die Gerüchteküche erneut an, auch was die Eigentumsverhältnisse und die Rolle der Druckerei betrifft. Vor zwei Jahren hat das Pressehaus den Zeitungsdruck an die Mediaprint ausgelagert.

Es wird gemunkelt, die Raiffeisen könnte aussteigen wollen und das Pressehaus verkauft werden. Geschäftsführerin Lydia Gepp ist seit Herbst neu an Bord des Verlags (sie hat zuvor als Unternehmensberaterin das Weingut Stift Klosterneuburg saniert), kennt die Gerüchte und sagt dazu gegenüber HORIZONT: "Diese Kommunikation ist nie von uns in den Mund genommen worden und das kommt auch nicht von uns. Ich dementiere das vehement, das ist nicht einmal angedacht." Auch von der Raiffeisenbank Niederösterreich-Wien kommt ein Dementi: "Es gibt derzeit keine Verkaufsgespräche ­betreffend unserer Beteiligung."


Druckerei bleibt dieselbe



Mit der Mediaprint habe man damals langfristige Verträge abgeschlossen, auch beim Druckauftrag solle sich nichts ändern. "Ich denke, dass die Auslagerung des Druckauftrags für die NÖN an die Mediaprint ein richtiger Schritt war. Das wollen wir beibehalten, wir haben im Haus keinen ­Zeitungsdruck mehr", sagt Chefredakteur Martin Gebhart, der das Blatt seit Knabls Abgang alleine führt. Viel wichtiger sei es nun, an einer neuen Strategie für das Haus zu arbeiten. "Ich hoffe, dass wir bis Sommer eine neue Strategie haben, die uns die nächsten Jahre sichert", ergänzt Gepp. Klar ist schon jetzt: Die verschiedenen Bereiche des Hauses, der Verlag sowie die NP Druck, sollen näher zusammenrücken. Früher habe man die Segmente strikt getrennt, in Zukunft wolle man ganzheitlich denken. 


Fokus auf Druck-Dienstleistungen



Denn: Trotz des ausgelagerten Druck-Auftrags für Zeitungen will man beim Niederösterreichischen Pressehaus den Druckbereich wieder stärken. "Wir haben 2015 ein großes Investment getätigt und wollen uns viel mehr auf Dienstleistungen kon­zentrieren, weg von der großen Massenproduktion", sagt die Geschäftsführerin und meint, man habe im vergangenen Jahr genug gesäht. "Ich hoffe, dass 2016 das Jahr der Ernte ist."


‚Erster‘ Chefredakteur fällt weg



Inzwischen steht auch fest, wie sich der Verlag in Zukunft aufstellt. NÖN-Chefredakteur Martin Gebhart erklärt: "Es gibt derzeit nur einen Chefredakteur, der Titel Erster Chefredakteur fällt weg." Harald Knabl war lange Jahre dieser "Erste" Chefredakteur. Vize-Chefredakteur ist und bleibt Thomas Jorda. Verlagsleiter gibt es derzeit keinen. Ob, und wenn ja, wann diese Position besetzt wird, ist unklar. "Das obliegt den Eigentümern", sagt Lydia Gepp. Eventuell komme auch noch ein zweiter Geschäftsführer. Um die operativen Aufgaben kümmert sich derzeit ein Verlagsteam. Und bei NP Druck? Hier wird es keinen neuen ­Geschäftsführer geben, Gerhard Schmidrathner hat das Unternehmen ja ebenfalls verlassen. Gepp arbeite mit einem guten Team, sagt sie. Verstärkung sei keine notwendig. 


Überhaupt betonen Gepp und Gebhart im Gespräch mit HORIZONT immer wieder, dass es nach dem Ausscheiden von Harald Knabl zu keinen großen Veränderungen im Unternehmen gekommen ist. "Mit dem Abgang von Herrn Knabl entsteht bei uns kein großes Loch", sagt Gepp und verweist auf ein "starkes Management". Eigentlich hätte jeder dieser Manager aus der ersten Ebene die Qualifikation, sich um die Verlagsleitung oder die Geschäftsführung zu kümmern.


Veränderungen bei der ‚NÖN‘



Bei der NÖN selbst soll es in den kommenden Monaten einige Änderungen geben. So wird die Hochglanz-Beilage Heimat neu positioniert. "Außerdem wird es wieder eine striktere Trennung zwischen Regionalteil und Landesteil geben", so Chefredakteur Gebhart. Die Zusammenführung der beiden Bereiche im vergangenen Jahr habe zu Problemen geführt, Kritik kam sowohl von Lesern als auch von Mitarbeitern. 


Darüber hinaus wird es im Zuge der Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung zu Änderungen kommen. Die Ausgaben für Schwechat und Bruck werden zusammengelegt, Purkersdorf wird eine Mutation der Ausgabe von St. Pölten. Für Klosterneuburg gibt es weiterhin eine eigene Zeitung. Die politische bedingte Umstellung kommt zwar erst Anfang 2017, bei der NÖN werden die Änderungen schon in diesem Frühjahr schlagend. Ein Stellenabbau soll mit der teilweisen Zusammenlegung der Ausgaben nicht verbunden sein. Es ist der finale Schritt des Restrukturierungsprogramms, das seit 2014 läuft. 


Lokaler Werbemarkt stabil



Das Ziel für die NÖN ist klar: "Wir wollen das stärkste Medienhaus in Niederösterreich bleiben", sagt Gebhart. Helfen soll dabei auch die Fokussierung auf lokale Werbetreibende. "Der lokale Werbemarkt war in den vergangenen Jahren sehr stabil. Das wollen wir uns erhalten." Lydia Gepp blickt "sehr positiv" in die Zukunft, "auch wenn wir 2015 nicht unser bestes Jahr gehabt haben". Und schiebt nach: "Ich bin gekommen um zu bleiben." Interims-Managerin sei sie keine. "Ich würde mir wünschen, dass das Niederösterreichische Pressehaus vor meiner Pension der letzte Arbeitgeber ist."

[Marlene Auer]



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