"Nimm deine Kunden ernst!"
 

"Nimm deine Kunden ernst!"

MediaCom
Feher unterrichtet am Wifi Wien und am Wiener Publizistik-Institut und engagiert sich im Mentoring-Programm der Marketing Natives des DMVÖ.
Feher unterrichtet am Wifi Wien und am Wiener Publizistik-Institut und engagiert sich im Mentoring-Programm der Marketing Natives des DMVÖ.

Joachim Feher, seit 2007 CEO der MediaCom, wird im Frühjahr 2017 zum Audiovermarkter RMS-Austria wechseln – eine Skizze zum Werdegang eines Mediamenschen.

Drei Worte, die Sie als Mensch beschreiben? - Zielorientiert, fair, ausdauernd. Drei Gründe, am Montagmorgen doch noch aus dem Bett zu steigen?  – Sport, 115 Mitarbeiter, 130 Kunden. So hat Joachim Feher, CEO der mit Abstand billingstärksten und meistausgezeichneten Mediaagentur Österreichs, der MediaCom, zwei Fragen zu seiner Vorstellung beantwortet, als er sich vor zwei Jahren im Mentoring-Programm der Marketing Natives, dem Nachwuchs-Förderprogramm des DMVÖ, engagierte.

Im zehnten Jahr seiner Geschäftsführung wird Feher, voraussichtlich im zweiten Quartal, zum Audiovermarkter RMS Austria wechseln. Das hat viele überrascht, Feher kommentiert diesen Schritt im HORIZONT-Gespräch lakonisch: „Dass ich zu Radio eine sehr persönliche Affinität habe, ist ja weithin bekannt.“ 1992 schrieb Feher seine Diplomarbeit: „Privatradios für Österreich“, eine Inhaltsanalyse der damaligen Piratensender, die aus Sopron und Bratislava einstrahlten. „Zur MediaCom gibt es kaum herausfordernde Alternativen – die RMS-Austria ist eine“, sagt Feher.

Diem, Prenner, Lammerhuber

Der Einstieg bei der MediaCom, in die der damalige Geschäftsführer und heutige GroupM-Chef Peter ­Lammerhuber Feher im Jahr 2000 holte, hatte eine ähnliche Ausgangslage: Feher war seit 1993 als Mitarbeiter in der ORF-Werbung (zuletzt ORF-Enterprise) für Research zuständig und erinnert sich: „Das wurde zu einer gewissen Ablauf-Routine – TV-Analyse, Top-Spot, Pricing  errechnen“ – die  "Ablauf-Routine" hatte Feher selbst maßgeblich mitentwickelt: Der gebürtiger Burgenländer studierte von 1989 bis 1992 in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft, "weil ich Kommunikation schon immer spannend fand. Ich finde Kommunikation interessant, wie wir Menschen miteinander umgehen, wie wir uns Dinge vermitteln – ob über die Sprache, das geschriebene Wort, auch über Medien …"

"Als ich in den ersten Langenbucher- und Gottschlich-Vorlesungen gesessen bin, hab ich mir gedacht: ,Um Gottes Willen, wo bin ich da hingeraten, ich verstehe kein Wort!‘ Aber dieses Wissen konnte ich mir anlesen und anlernen, und als es dann in die Übungen ging, wurde das für mich immer spannender, dieses Spektrum vonJournalismus, PR, Werbung und Medienforschung. Da hab ich festgestellt, dass es mich doch mehr zu den Zahlen als zum geschriebenen Wort zieht, wobei ich immer gerne geschrieben habe, bis heute. Aber durch die Welt der Zahlen und der Medienforschung – auch dank Fritz Karmasin, der am Publizistik-Institut damals empirische Sozialforschung gelehrt hat –, habe ich mein Fachgebiet entdeckt." 

ORF-Enterprise

Über Ferialpraktika kam Feher ab 1992 zuerst als Praktikant zur ORF-Marktforschung, geleitet von Peter Diem („mit Franz Prenner und ­Peter Lammerhuber einer meiner drei großen Mentoren im Leben“) – dort lernte er auch Andreas Vretscha, heute COO der MediaCom und sein designierter CEO-Nachfolger, kennen (HORIZONT berichtete).

1993 wechselte Feher in die ORF-Werbung, die 1995 zur Tochter ORF-Enterprise unter Franz Prenner wird, als Leiter Planung, Service & Kommunikation. „Das war“, erinnert sich Feher an die Ära des Direktors Gerhard Zeiler, „unter dem Motto ,Wir sind dem Publikum verpflichtet‘ eine tolle Aufbruchszeit, und mit Franz Prenner hatte ich in der ORF-Enterprise einen kongenialen Geschäftsführer: Prenner hatte die Ideen, ich habe sie gerechnet und umgesetzt.“ 

Das war in den ausgehenden 1990er Jahren Neuland in der elektronischen Vermarkterbranche und fiel auf. Feher wechselte zur MediaCom, zuerst ins Research, dann Management Board unter der Ägide Peter Lammerhubers.

MediaCom

„Ich habe mich darum gekümmert, dass die Agentur läuft, dass sie gut läuft, dass sie sich weiterentwickelt, dass wir Kunden gewinnen, dass wir existierende Kunden glücklich machen, dass wir die neuesten Systeme haben.“ 2005 wurde MediaCom-Eigentümer Grey von WPP, dem weltgrößten Kommunikationskonzern, gekauft, Lammerhuber wechselte in die GruopM, die MediaCom erhielt unter Europa-Chef Nick Lawson eine neue Ausrichtung: „Wir wurden ein Netzwerk, eine One-MediaCom, mit gleicher Sprache, gleichem Aussehen, gleichen Qualitätsleveln in allen Ländern.“ Im Jahr 2011 wurde Feher ins MediaCom-EMEA-Board berufen.

„Da sind die größten und erfolgreichsten Länder Europas vertreten. Nach Größe: Deutschland, UK, Frankreich, Italien, Spanien, Polen und die Nordics – und ich aus Österreich.“ Nicht wegen Größe, wegen der Performance der MediaCom Österreich. „Wir haben Jahre mit Pitcherfolgen, die in der Größenordnung von 60, 70 Prozent gelegen sind, was über jeder statistischen Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt. Bei all dem haben wir zufriedene Kunden – bei einem EMEA-Treffen war ich auserwählt, über Kundenzufriedenheit zu referieren, dass MediaCom Österreich die besten Ratings hat.“

Wie macht ihr das? „Das lässt sich auf den Claim ‚We love Clients‘ reduzieren – ,Nimm Deine Kunden ernst!‘“ Und welche schlechten Eigenschaften hat er wohl als Chef? „Meine Mitarbeiter und Kollegen werden sagen: Es ist nie gut genug. Es geht immer noch besser.“ Prinzip? „Nein, ich kenne meine Stärken und Schwächen. Wenn du Perfektionist bist, dann hat das Stärken und Schwächen. Es führt dazu, dass es immer noch besser gehen kann.“



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