Presserat und Presseclub Concordia luden am 18. Februar zu einer Diskussionsrunde zum Thema „Über Watchdogs und Spürhunde".
Die Lobbying-Affäre rund um Ernst Strasser, Aussagen des FPÖ-Bundesparteiobmanns Heinz-Christian Strache, dass man sich als Freiheitlicher als „neuer Jude“ bezeichnen könne oder - auf internationaler Ebene - Skandale rund um Großkonzerne wie etwa Wal Mart: Investigative Berichterstattung spielt sowohl im österreichischen, als auch im internationalen Journalismus eine tragende Rolle. Erst kürzlich änderte der Österreichische Presserat seinen Ehrenkodex, wonach nun eine verdeckte Recherche unter besonderen Umständen zulässig sei. Unter anderem dadurch getrieben lud der Presserat vergangenen Montag in Zusammenarbeit mit den Presseclub Concordia zur Diskussionsveranstaltung „Über Watchdogs und Spürhunde".
Eröffnet wurde die Podiumsdiskussion mit einer Key Note des "New York Times"-Journalisten und zweifachen Pulitzer-Preisträgers David Barstow – zuletzt nahm dieser das explosionsartige Aufkommen von Wal Mart-Filialen in Mexiko unter die Lupe und deckte dabei einen Schmiergeldskandal in Milliardenhöhe auf. „Investigativer Journalismus unterscheidet sich maßgeblich von der regulären Tagesberichterstattung und geht mit hohen Risiken, hohem Druck, aber auch – geht man faktentreu vor – hoher Anerkennung einher“, so der Reporter. Man gerate als investigativer Journalist in ständigen Konflikt mit politischen und wirtschaftlichen Mächten und müsse zugleich die hohen beruflichen und privaten Erwartungen erfüllen, so Barstow. Transparenz, Faktentreue und moralische Integrität: nur unter Einhaltung dieser Werte könne man sich als Reporter mit seiner Geschichte durchsetzen. „Gerade deswegen lege ich als Journalist von Anfang an offen, woran ich arbeite und spreche so früh wie möglich mit dem Subjekt der Recherche – das erscheint mir ehrlicher und professioneller“, appelliert der US-Amerikaner an Kollegen, mit offenen Karten zu spielen.
Starkes Nervenkostüm ist gefragt In der anschließenden Diskussion kamen Renate Graber, Wirtschaftsjournalistin bei „Der Standard", Kurt Kuch, stellvertretender Chefredakteur des Wochenmagazins "News" sowie Matthias Karmasin, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Klagenfurt zu Wort. „Hohe Risiken, hoher Druck, hohe Anerkennung und auch Spaß – das ist investigativer Journalismus. Man braucht ein starkes Nervenkostüm und muss Informationen, die einem zugesteckt werden, immer wieder prüfen“, betont Graber und zieht damit, ebenso wie Barstow, eine deutliche Grenze zur Tagesberichterstattung. Kurt Kuch schlägt hinsichtlich Professionalität und Faktentreue in die gleiche Kerbe wie "New York Times"-Journalist Barstow, erklärt allerdings: „Transparenz, sprich von Anfang an offen zu legen, woran man gerade recherchiert ist in Österreich so nicht möglich, denn hier hätte man sogleich mit einer einstweiligen Verfügung zu rechnen.“
Zeit-, und Personalressourcen werden knapper Dass das österreichische Rechtssystem dem investigativen Journalismus immer wieder Steine in den Weg legt, bestätigte auch Kommunikationswissenschaftler Matthias Karmasin. In den Vereinigten Staaten sei der Journalismus als die vierte Gewalt viel besser geschützt als hierzulande, „wo sofort gegen jeden Journalisten, nicht nur auf medienrechtlicher Ebene, die volle Klagsmaschinerie in Gang gesetzt wird.“ Von Arbeitsbedingungen und Ressourcen wie in Nordamerika könne man, so Graber, Kuch und Karmasin einstimmig, in Österreich nur träumen. Weniger Zeit und weit weniger Redakteure sind hier, glaubt man Graber und Kuch, des Weiteren nicht gerade förderlich, um professionellen investigativen Journalismus zu betreiben.
Mehr zur Diskussionsrunde zum Thema „Über Watchdogs und Spürhunde" lesen Sie in der kommenden Ausgabe des HORIZONT. (Erscheinungstermin: 22. Februar 2013)