Unterschiedliche Begriffsauffassungen prägen das Panel "Public-Value: Wer kann's besser?" bei den Österreichischen Medientagen - Kooperationsbekundungen sind ebenso gefallen.
"Zu einem Kampfbegriff in der Medien-Arena" habe sich Public Value mittlerweile gewandelt, läutete Moderator und Zeit-Österreich-Verlagspräsident Sebastian Loudon die Diskussion zwischen der Öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Front ein. Bereits bei der Begriffs-Definition selbst äußerten sich erste Divergenzen.
ORF-1-Channel-Managerin Lisa Totzauer sah im Public Value "Unternehmensgegenstand und Daseinszweck" des ORF begründet. Denn: "Als Institution haben wir einen Vertrag mit den Bürgern. Jeden Cent investieren wir direkt ins Programm." Public Value als Öffentlich-rechtliches Ursprungs-Revier reicht für Totzauer über klassische Information hinaus, bis hin zu Unterhaltung. "Public Value beinhaltet das Recht, einen tollen amerikanischen Film ohne Werbeunterbrechung zu sehen. Zu öffentlichem Mehrwert gehört auch, gemeinsam Lachen zu können."
Bei Corinna Milborn, Info-Chefin von Puls4, lag die Privat-Sicht naturgemäß anders: "Nicht alles, was läuft, auch im ORF, ist Public Value. Unterhaltung ist total legitim, muss aber nicht als Public Value bezeichnet werden". Milborn selbst fasst unter dem Begriff Programm zusammen, "das mit dem Ziel produziert wird, einen Wert für die Gesellschaft zu schaffen."
Gerade bei einem Medium, das "viel zum Entscheidungsprozess beiträgt", dürfe nicht nur ein Unternehmen entscheiden, was gesendet wird. "Die Sichtweise, dass nur Öffentlich-rechtliche Public Value erbringen, ist überholt", stärkte ServusTV-Intendant Ferdinand Wegscheider seiner Privat-TV-Mitstreiterin den Rücken.
Von "etwas Großes" bis "gut gelungen"
Zu ersten Komplimenten ließ man sich dann doch bei der Frage hinreißen, welche Konkurrenzformate den Public-Value-Gedanken besonders gut in sich vereinen. Einhelliges Lob erfuhren dabei die Dokumentationen von ServusTV. Totzauer etwa lobte diese als "etwas Großes", Milborn als ein "Niveau, das es sonst in Österreich nicht so geben würde". Einhelliges Lob von den Konkurrenten gab es auch für die Nachrichten- und Info-Talk-Formate von Puls 4.
Milborn wiederum sprach Totzauer Wertschätzung für deren Ambitionen aus, mehr Eigenproduktionen in das Programm-Schema von ORF 1 zu bringen. Blieb das neue "Magazin 1" zuletzt hinter den Quoten-Erwartungen zurück, bezeichnete Milborn dieses als "gut gelungen".
Mit gemeinsamen Mehrwert gegen YouTube und Co
"Im Grunde stärkt es uns alle, wenn wir erfolgreiche Produkte haben", fasste Totzauer zusammen - und griff zugleich eine lang gehegte Forderung von Puls-4-Senderchef Markus Beitenecker nach mehr Kooperation auf: "Ich halte Krieg um einen immer kleinen werdenden Werbekuchen nicht zielführend". Die neuen gemeinsamen Feinde hießen schließlich Facebook, YouTube oder Google, die die Werbegelder absaugen. Und: "Wir müssen Wege der Kooperation zu finden, um diese zweite Medienrevolution zu überstehen."
"Jezt müssen schönen Worten auch Taten folgen", forderte Wegscheider. Über Kooperationen rede man schon lange, allerdings sei es bisher bei Worten geblieben. Milborn plädierte wiederum für Kooperation über die inhaltliche Ebene hinaus zur technischen. Schließlich gehe es auch darum, TV-Content weiter zugänglich zu machen.