Symposium an der FH St. Pölten zu Wirtschafts- und Finanzkommunikation war Vorbote eines möglichen künftigen Studiums dazu und thematisierte auch ,Financial Literacy‘
Von der Causa Hypo bis zur Griechenland-Schuldenkrise: Wirtschaftsthemen sind medial dauerpräsent. Doch verstehen Konsumenten, worum es dabei im Kern geht? Und wenn nicht, liegt das vielleicht auch etwas an den damit befassten Journalisten? Dass Wirtschaft in jüngerer Zeit medial mehr Raum einnimmt, kann Monika Kovarova-Simecek bestätigen. Die Dozentin am Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten war auch Leiterin des hochkarätigen Symposiums „Wirtschafts- und Finanzkommunikation“ in St. Pölten, das am 11. Juni erstmals stattfand.
Eine Neuauflage 2016 ist schon fixiert. Denn, so Kovarova-Simecek: „Wirtschafts- und Finanzkommunikation hat immer stärkere gesellschaftliche Implikationen. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass jeder Wirtschafts- und Finanzkrise eine Diskussion über die Rolle genau jener Akteure folgt, die für die Kommunikation verantwortlich sind, nämlich der Journalisten, der PR-Experten und Rating-Agenturen.“ An der Schnittstelle obliegt den Kommunikatoren das Informieren und Orientieren wie auch das Aufdecken. „Es besteht aber eine gewisse Lücke zwischen dem Interesse an Finanznachrichten, den Fähigkeiten, die Zusammenhänge zu verstehen und sie darzustellen“, konstatiert die Wirtschaftswissenschaftlerin, die auch Geschichte und Kommunikationswissenschaften studiert hat: „Börsenberichterstattung, die sich oberflächlicher meteorologischer Metaphern bedient, trägt nur wenig zur Aufklärung bei.“
In diese Lücke wird die FH St. Pölten im Jahr 2017 mit einem neuen Ausbildungsangebot stoßen: Dann (die Genehmigung eines Studienganges vorausgesetzt) werden sich dort erstmals in Österreich 24 Studierende vier Semester lang in Finanz- und Wirtschaftskommunikation ausbilden lassen können. Das Master-Studium ist berufsbegleitend angelegt und man will dual starten. Das heißt, dass zwei Monaten Theorie ebenso viele Monate Praxis folgen, in einer Redaktion oder in der Kommunikationsabteilung einer Institution oder eines Unternehmens. Die Zielgruppen des geplanten Studiengangs: Wirtschaftsexperten, die ihre Medien- und Kommunikationskompetenz vertiefen wollen sowie Journalisten und Praktiker aus PR und Unternehmenskommunikation, die sich auf Wirtschafts- und Finanzkommunikation spezialisieren wollen.
Wirtschaftliche AnalphabetenDas Symposium zum Thema und seine Fortsetzungen sind Vorboten des Studiengangs und eine Plattform für aktuelle Forschung zu vielen Themen dieses Bereichs wie z.B. des aktuellen Forschungsprojekts der FH St. Pölten mit der Hochschule Luzern über financial literacy. Es fehle ja nicht nur manchen Medien-Experten die Fähigkeit, Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse zu verstehen. Kovarova-Simecek: „Wir stellen fest, dass auch die jüngere Generation kaum über grundlegendes wirtschaftliches Allgemeinwissen verfügt.“ Trotz mittelfristig besserer Ausbildung lässt Kovarova-Simecek aber keine „überzogene Erwartungshaltung“ aufkommen: „Finanz- und Wirtschaftsjournalismus wird auch künftige Krisen nicht verhindern können – genauso wie man nicht verlangen kann, dass Politikjournalismus Kriege verhindert.“