Mehr als 80 Stellen im Berliner Verlag bedroh...
 

Mehr als 80 Stellen im Berliner Verlag bedroht

Hoffnung auf Rettung der "Frankfurter Rundschau"

Die wirtschaftliche Krise auf dem Anzeigenmarkt der Zeitungen zwingt den "Berliner Verlag" zu Einsparungen von mindestens 40 Stellen. Sollte die Redaktionsgemeinschaft mit der insolventen "Frankfurter Rundschau" enden, wären es sogar mehr als doppelt so viele.

Der Berliner Verlag steht vor dem Rutsch in die roten Zahlen und will möglicherweise mehr als 80 Stellen streichen. Davon sollen 40 in jedem Fall wegfallen, sagte Franz Sommerfeld, Verlagsvorstand im Kölner Medienhaus M. DuMont Schauberg, der dpa in Berlin. Dem Kölner Verlagshaus gehören unter anderem die "Berliner Zeitung" sowie mehrheitlich die in Kooperation erscheinende "Frankfurter Rundschau".

Die "Rundschau", an der auch die SPD-Medienholding DDVG beteiligt ist, hatte Mitte November Insolvenz angemeldet. Von deren Entwicklung hängen in Berlin weitere 46 Stellen der gemeinsamen Mantelredaktion ab, zunächst war sogar von bis zu 48 Stellen die Rede gewesen. Am Donnerstagvormittag wurden alle Mitarbeiter des Berliner Verlages zusammengerufen.

Es gibt für die "Berliner Zeitung" und die "FR" einen gemeinsamen Redaktionspool von 27 Autoren, der bei einem Wegfall der Zusammenarbeit mehr als halbiert würde - 14 Stellen könnte das kosten. Die 20-köpfige Gemeinschaftredaktion zum Erstellen der beiden Mäntel, als der überregionalen Teile von Regionalzeitungen, würde komplett gestrichen und zudem stehen weitere 12 Stellen der "Berliner Zeitung" auf der Kippe.

Würde die Frankfurter Traditionszeitung gerettet und wäre dafür auch weitere Mantellieferung oder redaktionelle Zuarbeit aus Berlin nötig, könne auch ein Großteil dieser Stellen erhalten werden, sagte Sommerfeld. Sein Haus hoffe darauf, eine Entscheidung werde der Insolvenzverwalter voraussichtlich bis Mitte Jänner treffen. Branchenkreisen zufolge gibt es ernsthafte Interessenten für die Fortführung der "FR".

Unabhängig von der Entwicklung bei der "FR" sollen im Berliner Verlag zudem 40 Stellen aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen werden, 27 in der Verwaltung und 13 in der Redaktion des Boulevardblattes "Berliner Kurier".

"Erstmals seit langer Zeit reichen die Ergebnisse nicht mehr aus, um die Verluste auszugleichen", begründete das der Verlagsgeschäftsführer Michael Braun. Das laufende Geschäftsjahr werde der Verlag mit einem Minus abschließen. In diesem und dem vergangenen Jahr seien jeweils Rückgänge von fünf Millionen Euro im Anzeigengeschäft zu verbuchen: "Wir werden rote Zahlen schreiben". Zwar sei der Berliner Verlag in der Hauptstadt gut aufgestellt, man müsse jedoch nun unternehmerisch handeln, um dies abzusichern.

"Die Insolvenzmeldung aus Frankfurt, die Nachricht über die Einstellung der 'Financial Times Deutschland' - diesen Weckruf aus der Branche können und dürfen wir als Verlag nicht überhören, wenn wir zukunftsfähig bleiben wollen", sagte Braun der Belegschaft.

(APA/dpa)
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