Gerhard Zeiler ist bei AT&T unter anderm für sieben Milliarden Dollar Werbeumsätze verantwortlich.
Der österreichische Medienmanager erreichte Anfang der Woche das Pensionsantrittsalter, leiser treten wird er deswegen aber wohl kaum.
Für so manchen Österreicher wäre es wohl die Woche des Pensionsantritts gewesen. Bei Gerhard Zeiler, der am Montag seinen 65. Geburtstag feierte, kann davon keine Rede sein. Erst im Mai ist der Medienmanager bei seinem Arbeitgeber, dem internationalen Telekom- und Medienriesen AT&T, intern aufgestiegen und verantwortet seither das gesamte Werbegeschäft des Unternehmens. Zeiler ist damit unter anderem für jährliche Werbeumsätze von rund sieben Milliarden US-Dollar verantwortlich. Für den internationalen Vertrieb und Geschäft der Warner-Medien, für die der 65-Jährige schon bisher verantwortlich war, bleibt er weiter zuständig.
Von der 'Sozialistischen Korrespondenz' zu AT&T
Zeilers steiler Aufstieg begann dort, wo man die Urprünge einer internationalen Medienmanagerkarriere eher nicht erwarten würde: Seine ersten Schritte im Medienbusiness machte er in den 70er-Jahren als Redakteur bei der
Sozialistischen Korrespondenz. 1979 wurde er dann Pressesprecher des damaligen Unterrichtsministers Fred Sinowatz. Er blieb sein Sprecher, als Sinowatz 1983 Bundeskanzler wurde und zunächst auch, als dieser drei Jahre später wieder zurücktrat und Franz Vranitzky übernahm. Im selben Jahr wechselte er jedoch als Generalsekretär zum ORF. 1991 folgte der Sprung ins Ausland: zunächst ein kurzes Gastspiel bei Tele 5, dann als Geschäftsführer von RTL II. 1994 folgte er dem Ruf aus Wien und wurde ORF-Generalintendant und baute in dieser Rolle die Sender- und Programmstruktur grundlegend um. Ab dann ging es nur mehr bergauf: Ab 1998 leitete er zunächst RTL Deutschland, wenige Jahre später die gesamte RTL-Gruppe, bis ihn schließlich 2012 Turner Broadcasting abwarb.
Als Präsident von Turner Broadcasting International war er für das internationale TV-Geschäft (u.a. CNN, Cartoon Network, TNT) des von Ted Turner gegründeten Unternehmens zuständig. Nachdem der Tech-Konzern AT&T Warner übernommen hatte, stieg Zeiler vergangenes Jahr zum Chief Revenue Officer auf.
Keine Kanzlerkandidatur
Nur ein Posten blieb dem gebürtigen Ottakringer bisher verwehrt: Der Sozialdemokrat wird immer wieder als möglicher Kanzlerkandidat der SPÖ genannt, geworden ist er es letztlich aber nie.
Zuletzt wurde er 2016 als möglicher Nachfolger von Werner Faymann ins Spiel gebracht, verzichtete aber zugunsten von Christian Kern auf eine Kandidatur. Einen Schritt, den er rückblickend bereute. "Hätte ich gewusst, aus welchem Persönlichkeitsholz Kern geschnitzt ist, hätte ich mich für das Amt beworben", sagte Zeiler
dem Handelsblatt vergangenes Jahr. Darin machte er auch deutlich, dass ihn seine langjährige Tätigkeit im Medienbusiness kein bisschen langweilt. Im Gegenteil: „Die neue Zeit der Streamingplattformen ist faszinierend. Der Wandel von einem linearen Fernsehnetwork zu Video-Inhalten on Demand ist die große Herausforderung der Zukunft.“
Das Erreichen des Pensionsantrittsalters scheint da nur eine unbedeutende Fußnote zu sein.