US-Präsident Donald Trump ist regelmäßig für kritische Schlagzeilen gut. Zugleich stößt mit seinen ständigen Ausfällen gegen die Medien Journalisten immer wieder vor den Kopf.
Auch Medien in Europa applaudieren dem US-Präsidenten nicht gerade. Aber im Umgang mit dem neuen Staatschef gibt es von Land zu Land einige Unterschiede. Ein Überblick:
Österreich: Die österreichischen Medien kritisieren US-Präsident Trump hart. Ein Kommentar im Wochenmagazin "News" trägt die Überschrift "Apocalypse Now". Das Nachrichtenmagazin "profil" titelt in der aktuellen Ausgabe: "Trump gegen die Welt. Auf dem Weg zu einer Demokratie mit faschistischen Zügen?" Das Magazin nennt das US-Staatsoberhaupt einen "apokalyptischen Reiter". Das auflagenstärkste Boulevardblatt des Landes nimmt den unterstellten Einfluss Russlands aufs Korn: "Wladimir Putins neue Strategie, die USA nicht mit Atomraketen, sondern mit Donald Trump zu zerstören, ist sehr clever", schreibt die "Kronen Zeitung".
Schweiz: Die Schweizer Zeitungen berichten eher gemäßigt über Trump. Seine Politik und die Auswirkungen sind bei allen Medien das größte Thema, aber in Ton und Analyse bleiben sie so sachlich wie bei der Berichterstattung über andere Regierungen. "So gefährlich ist Trump wirklich" titelt die Boulevard-Zeitung "Blick", bringt dann aber nach dem Muster "einerseits, andererseits" eine ausgewogene Analyse. Das jüngste Titelbild des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" kommt nicht gut an. Ein Kommentator der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) wirft dem Spiegel vor, "mit plumpen Botschaften zur Vergiftung des politischen Denkens beizutragen".
Dänemark: Die Dänen reagieren mit dem Humor auf Trump: Eine Karikatur in der Zeitung "Politiken" etwa zeigt ihn mit nacktem Hintern, der wie ein Drucker immer neue Papiere und Kommentare ausspuckt: "Obama, Gründer des IS", "Mauer zu Mexiko", "Tötet Hillary", steht darauf. In vielen Zeitungen finden sich Aufrufe an die EU, als positives Gegenbeispiel zu Trump vorzutreten - und an die Mitgliedsstaaten, zusammenzuhalten. Nach dem Amtsantritt des Präsidenten hat sich die Stimmung in den Medien deutlich zuungunsten von Trump verschoben.
Frankreich: Französische Medien begleiten Trumps erste Wochen im Amt kritisch. Die Zeitung "Le Monde" schrieb "Trump überfällt die Europäer" über ein Interview des Präsidenten mit europäischen Zeitungen. "Trump - Kann man ihn stoppen?", titelte die linksliberale "Liberation" und zeigte dazu eine US-Flagge, in der Stacheldraht die roten Querstreifen ersetzt hatte: "Hinter den Lügen, den "alternativen Fakten" und impulsiven Tweets (...) hat Trump eine Vision. Die eines hinter hermetischen Grenzen verbarrikadierten Landes." Gewohnt wenig schmeichelhaft sind die Karikaturen Trumps in der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo". Auffällig ist, dass viele französische Zeitungen nun ganz bewusst das "andere Amerika" betrachten und ausführlich von den Protesten gegen Trump berichten.
GB: Die britische Presse sorgt sich vor allem um einen Staatsbesuch Trumps in Großbritannien, der die Queen in Verlegenheit bringen könnte. Premierministerin Theresa May hatte die Einladung bei ihrem Besuch in den USA im Namen der Königin ausgesprochen. Wer von Elizabeth II. empfangen wird, entscheidet die Regierung. Längst nicht jedes Staatsoberhaupt, das nach Großbritannien kommt, wird mit einem Staatsempfang geehrt. Dazu gehört unter anderem ein Staatsbankett im Buckingham-Palast.
Die konservative Zeitung "The Telegraph" will von diversen Extrawünschen Trumps für den Besuch erfahren haben. Einen festen Termin gibt es noch nicht. Die Boulevardpresse hebt gern auf die Umgangsformen des US-Präsidenten ab. So zeigte die konservative Zeitung "Daily Mail" am Montag drei Fotos, die zeigen sollen, dass Trump nicht Hand in Hand mit seiner Frau Melania gehen möchte. Überschrift: "Händchenhalten? Nichts für das Alpha-Männchen Donald".
Spanien: Anders als die konservative Regierung von Mariano Rajoy, der sich bisher stark zurückgehalten hat, wettern die großen spanischen Zeitungen seit Wochen fast täglich gegen den US-Präsidenten. Kaum ein Tag vergeht, an dem sich in den Kommentaren keine scharfe Kritik findet. Besonders hart straft ihn regelmäßig die linksliberale "El Pais" ab. Das Blatt warf ihm bereits "inakzeptable und unangemessene Hetzreden" und einen "unreifen Regierungsstil" vor.
Er regiere mit "einer Clique von Extremisten" und werde "von Impulsen getrieben, die auf ideologischen Vorurteilen sowie auf religiösem und Rassenhass basieren". Zur Amtseinführung titelte El Pais sinngemäß "Ein Baby-Mann im Weißen Haus". In punkto emotionale Entwicklung befinde sich Trump auf dem Niveau eines Erstklässers, so die Zeitung. Aber auch andere Blätter, wie "El Mundo" und "La Vanguardia" warnen regelmäßig vor Trumps Regierungsstil.
Türkei: Türkische Medien haben sich in ihrer Berichterstattung bisher nicht so sehr auf Donald Trump als Person konzentriert, sondern behandeln oft knapp die Inhalte seiner Politik. Zum Rechtsstreit über das von Trump erlassene Einreiseverbot schreibt die regierungsnahe Zeitung "Habertürk" etwa: "Zweite Runde um Donald Trumps Entscheidung zum Reiseverbot".
Auch die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu behandelt das Thema sachlich. Auffällig ist, dass das Dekret zum Einreiseverbot von regierungsnahen Medien kaum kritisiert wird. Eine Rolle könnte spielen, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sich bisher noch nicht offiziell dazu geäußert hat. Regierungskritische Medien nutzen die Diskussion um Trumps Dekret zur Kritik an der islamisch-konservativen Regierung und Erdogan. Der Vorwurf: Diese seien ungewöhnlich still, wenn es um Trump und seine Politik gehe.
Russland: Die wohl eifrigsten Verteidiger von Trump sitzen derzeit in den staatsnahen russischen Medien. Amerika ist nicht mehr der Feind, Trump der neue Freund, die Erwartungen sind riesig. "Das Tandem Wladimir Putin und Donald Trump wird zum neuen Faktor der Weltpolitik", schrieb die Zeitung "Kommersant" nach dem Telefonat der Staatschefs. Im Jänner wurde Trump in russischen Medien sogar häufiger erwähnt als Putin.
Der US-Präsident kann nichts falsch machen. Wenn er den Iran als Hauptsponsor von Terror bezeichnet, wird er im Massenblatt "Komsomolskaja Prawda" zustimmend zitiert - auch wenn Teheran in der Realität für Moskau ein enger Verbündeter ist. Selbst in Details wird Trump verteidigt: Der Fehlschlag beim Einsatz von US-Spezialkräften im Jemen sei nicht Trump anzulasten, sondern seinem Vorgänger Barack Obama, schrieb das Blatt. Das Äußerste an Kritik leistete sich die oppositionelle Wochenzeitschrift "Nowoje Wremja": eine auf dem Kopf stehende Freiheitsstatue.