Mäzen & Marketer: Red-Bull-Gründer Dietrich M...
 
Mäzen & Marketer

Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz 78-jährig verstorben

Red Bull / Peter Rigaud

Startete Mitte der 1980er-Jahre mit dem Energydrink einen weltweiten Erfolgslauf. Reichster Österreicher setzte Aktivitäten auch im Sport- und Kultursponsoring sowie am Mediensektor.

Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ist tot. Der gebürtige Steirer, der rund um den Energydrink einen weltweit agierenden Konzern aufgebaut hat, ist am Samstag im Alter von 78 Jahren verstorben. Das teilte das Unternehmen kurz vor Mitternacht mit. Mateschitz galt als reichster Österreicher und hat sich nicht zuletzt mit seinen Sponsoringaktivitäten im Sportbereich einen Namen gemacht.

"In diesen Momenten überdeckt Trauer alle anderen Gefühle. Aber schon bald wird die Trauer Platz machen für Dankbarkeit, dafür, was er verändert, bewegt, bewirkt und so vielen Menschen ermöglicht hat", schrieb Red Bull in einer Mitteilung, die zunächst an alle Mitarbeiter ging. "Unser aller Aufgabe und Verantwortung ist es, sein Lebenswerk in seinem Sinn fortzuführen."

Geboren wurde Dietrich Mateschitz am 20. Mai 1944 in Sankt Marein im Mürztal. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium an der Wiener Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität, war er zunächst für Jacobs Kaffee und Blendax tätig. Im Zuge einer Dienstreise wurde er auf den asiatischen Energydrink "Krating Daeng", auf Englisch "Red Bull", aufmerksam, erwarb die Lizenzrechte und gründete Mitte der 1980er-Jahre gemeinsam mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya das Unternehmen.

Pionier im Marketing

In der Folge fuhr Red Bull eine äußerst offensive Marketingstrategie, was zusehends auch Sponsoring im Sportbereich umfasste. Handelte es sich zunächst eher um Extremsportarten, kam sukzessive andere Sportarten in den Fokus - vom Fußballverein Red Bull Salzburg über Eishockey-Mannschaften bis zu eigenen Formel 1-Teams.

Als Mitbegründer der Stiftung "Wings for Life" setzte sich Mateschitz für die Forschung zur Heilung von Querschnittslähmung ein, und auch am Mediensektor mischte der öffentlichkeitsscheue Milliardär mit - etwa mit dem Fernsehsender ServusTV. Das US-Magazin "Forbes" listete ihn 2022 mit einem Vermögen von 27,4 Mrd. Dollar auf Rang 51 im globalen Milliardärs-Ranking.
Ein Medienimperium zwischen Alm und Sport

Ein Medienimperium zwischen Alm und Bühne, Formel 1 und Carpe Diem: Im Red Bull Media House hat Dietrich Mateschitz vor 15 Jahren die Medienaktivitäten seines Getränkekonzerns Red Bull gebündelt. Die Firma versteht sich laut Eigendefinition als "weltweit agierendes Multi-Plattform-Medienunternehmen" - ein Verweis auf den bunten Strauß mannigfaltiger Aktivitäten mit Fokus auf Lifestyle, Sport und Kultur, die vom Stammsitz in Fuschl nahe Salzburg aus verantwortet werden.

Nicht zuletzt gehört die elektronische Medienvielfalt zum Haus. So betreibt das Red Bull Media House etwa einen eigenen YouTube-Kanal, der auf 10,7 Millionen Abos kommt. Aber auch die traditionelleren Kanäle werden bespielt. So startete 2009 ServusTV als Nachfolger von Salzburg TV als eigenständiger Fernsehsender, den Dietrich Mateschitz 2016 dann überraschend schon wieder schließen wollte. Tags darauf folgte aber schon wieder der Rückzug, nachdem die Belegschaft die schriftliche Zusicherung gegeben hatte, keinen Betriebsrat zu wollen.

Heute ist Servus TV mit Monatsmarktanteilen von zuletzt meist knapp über vier Prozent in der Gesamtzielgruppe stärkster heimischer Privatsender. Punkten kann der Salzburger Sender beim Publikum u.a. mit teuren Sportrechten wie der Formel 1 oder im Fußballbereich, die er dem ORF zusehends streitig macht. Im Renommiersektor ist der international erfolgreiche Dokuproduzent Terra Mater Factual Studios tätig.

Seit fünf Jahren ist das Media House dabei in zwei Säulen gegliedert. Zum Red Bull Media Network gehören Red Bull TV, Red Bull Films, RedBull.com und Red Bull Music Publishing. Unter Publishing, TV and Media Operations finden sich indes die übrigen Marken, wie etwa der Ecowin Verlag. Nicht zuletzt komplettieren aber auch zahlreiche Printprodukte die Markenfamilie und erreichen damit laut Media-Analyse 2021 rund 1,6 Millionen Leserinnen und Leser im Land.

Stärkster Titel ist die Zeitschrift "Servus in Stadt & Land", mit der rund ein Zehntel der Bevölkerung in Berührung kommt. Aber auch das international aufgestellte Männer-Lifestyle-Magazin "The Red Bulletin" erreicht einen großen Leserkreis. "Carpe Diem" indes zielt eher auf eine weibliche Klientel. Das Theatermagazin "Die Bühne" wanderte 2020 von "News" in den Verlag, in dem auch das "Terra Mater"-Magazin oder "Bergwelten" erscheinen. Das "Seitenblicke Magazin", das einst am Beginn des Medienimperiums erworben worden war, wurde hingegen 2016 eingestellt.

Ebenfalls bereits Geschichte ist die Rechercheplattform Addendum, die ab 2017 von der abseits des Red Bull Media House tätigen Mateschitz-Stiftung Quo Vadis Veritas getragen und von Michael Fleischhacker als Herausgeber und Chefredakteur verantwortet wurde. Addendum wurde mit September 2020 eingestellt. Doch im Folgejahr hob Mateschitz gemeinsam mit Prinz Michael von und zu Liechtenstein sogleich ein neues Medienprojekt aus der Taufe: "Der Pragmaticus" erscheint online wie auch als Monatsmagazin.

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