"Leuchttürme" und Talentsuche in der Filmwirt...
 

"Leuchttürme" und Talentsuche in der Filmwirtschaft

Johannes Brunnbauer
Danny Krausz, Kathrin Zechner, Oliver Stribl, Christoph Schneider und Marcus Ammon diskutierten über den Status Quo der Filmwirtschaft und die Herausforderungen der Zukunft (v.l.).
Danny Krausz, Kathrin Zechner, Oliver Stribl, Christoph Schneider und Marcus Ammon diskutierten über den Status Quo der Filmwirtschaft und die Herausforderungen der Zukunft (v.l.).

Die Jagd nach hervorstechenden Eigenproduktionen und Talenten prägen die Zukunft der Filmbranche, egal ob Streaming oder lineares TV, darüber war sich das Panel "Cut! Film und Serien zwischen analoger Tradition und digitaler Moderne" auf den Österreichischen Medientagen 2019 einig.

Streaming verändert den Markt zunehmend und immer mehr Player kämpfen um die Zuseher. Welche Auswirkungen das auf die Filmwirtschaft hat und noch haben wird, reflektierten Marcus Ammon, Content und Senior Vice President bei Sky Deutschland, der Filmproduzent und Obmann des Fachverbandes der Film- und Musikwirtschaft Danny Krausz sowie Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Prime Video und Head of Television Europe, mit Kathrin Zechner, Fernsehdirektorin  beim ORF für Information und Unterhaltung, unter der Moderation von Oliver Stribl, Geschäftsführer des RTR, im Panel.

„Lineares TV wird kleiner werden und fragmentierter“, meinte Ammon. Sky setze aber trotz allem weiter auch auf lineares TV, da besonders Sport- und Unterhaltungsevents „wie Lagerfeuer“ wirken würden. Die eigenen Angebote stelle Sky so her, dass sie die bereits vorhandenen Kunden zufrieden stellen und gleichzeitig neue Zielgruppen ansprechen, und da würden derzeit besonders serielle Produktionen ziehen.

Zu diesen neuen Zielgruppen im Bereich werde aber bald auch die Altersklasse 50+ gehören, gab Stribl an die Streamingdienstleister gerichtet zu bedenken. Nach der Überwindung der technischen Barriere werde diese Zielgruppe Streaming genauso intensiv nutzen wie die „early adapters“, sagte Schneider. Die Leute hätten auch kein besonders anderen „Geschmack“, was die Inhalte betrifft, als sie bisher im Linearen bereits konsumieren, sie kämen nur jetzt erst zu den Konsumenten hinzu.

"Ein Lastwagen ohne Ladung ist unsexy"

Zechner kommentierte, dass der Kanal nicht unbedingt entscheidend sei: „Ein Lastwagen ohne Ladung ist unsexy. Je mehr, desto besser gilt nicht uneingeschränkt, es geht um den Inhalt.“ Angelehnt an das berühmte Zitat „It´s the economy, stupid!“ von James Carville, damals Wahlkampfberater des US-Präsidenten Clinton, formuliert Zechner den Satz: „It´s the original, stupid!“ – der „Kampf um die Augenpaare“ würde nur funktionieren, wenn Anbieter, egal ob TV-Sender oder Steamingdienste, „vielfältige Originale in die Welt setzen“. Für Zechner zählt in diesem Kontext auch die Suche nach Talenten. Um Talente würden alle kämpfen, warf Ammon ein. „Aber bei uns geht es auch darum, aus unserem Angebot ein profitables Geschäftsmodell zu machen. Das hast du beim ORF schon sicher.“

Krausz stimmte zu, dass jeder viel Content suche, es aber es auch sensibler Finanzierungsmodelle bedürfe, die geistige und schöpferische Arbeit entlohnen. Zudem sei Österreich ein Spezifikum, weil es angedockt sei an einem großen deutschsprachigen Markt. Gleichzeitig müsse man „gewisse Protektionen aufbauen und erhalten“, um das kreative Potenzial im Land auch weiter voranbringen zu können. Er sehe hier eine starke Richtung zum „Dienstleistungsbetrieb“ im deutschsprachigen Raum, da sei eine der größten Herausforderungen die „Durchführungskompetenz“. Krausz fügte hinzu: „Der Programmbedarf ist noch nie so groß gewesen, aber Kunden verlieren auch die Orientierung und sehen nicht ein, doppelt zu zahlen.“ Daher sei für ihn auch Rechte- und Lizenzmanagement in Zukunft wichtig für „qualitative Kreativität“.

Christoph Schneider, Marcus Ammon, Kathrin Zechner, Oliver Stribl und Danny Krausz bildeten das Panel zum Thema Filmwirtschaft.
Johannes Brunnbauer
Christoph Schneider, Marcus Ammon, Kathrin Zechner, Oliver Stribl und Danny Krausz bildeten das Panel zum Thema Filmwirtschaft.

Was die Eigenproduktionen anbelangt, sei bei Sky Studios eine „internationale Strahlkraft“ wichtig, um mehr Sichtbarkeit zu erreichen, was aber dann auf lokalen Produktionen beruhe, argumentierte Ammon: „Local is the new global.“ Für Schneider entscheidet besonders das Gesamtangebot über das Wachstum: „Es gab noch nie so viel Konkurrenz und so viele Player am internationalen Streamingmarkt. Da braucht man Leuchttürme in seinem Angebot.“ Leuchttürme seien demnach origineller Content, der aber auch „an einem Samstag weggebinged" würde. Weil Amazon Prime „groß und daher Mainstream“ sei, würde die Durchdringung aller Kundensegmente und aller Contentkategorien zählen. „Jeder kämpft um Zeitbudget, auch mit dem linearen TV.“

Krausz stimmte zu, dass es internationaler Partnerschaften bedürfe und dass es für das lineare TV wohl besonders wichtig werde, auch Online zu bedienen und Content dafür entwickeln zu dürfen: „Jüngere für die Öffentlich-Rechtlichen zu interessieren, hat auch eine demokratiepolitische Komponente.“ Was die kreativen und qualitativen Voraussetzungen dafür in Österreich betreffe, sei das Land hier aber gut aufgestellt, betont der Filmproduzent.

Was sich die Panel-Teilnehmer für die nähere Zukunft des Fernsehmarkts wünschten, fragte Stribl zum Abschluss. Der Kampf um die Talente werde demnach die Filmbranche in nächster Zeit prägen, so der breite Konsens. Für Schneider sei aber auch das „next big thing“ in Sachen Eigenproduktion entscheidend, Krausz sprach sich zudem auch dafür aus, dass auch die Kreativwirtschaft aufrechterhalten werden kann, denn „wer schöpfen will, dem sollte das möglich sein“.

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