Ein neuer Verein will Jugendlichen kritischen Umgang mit klassischen und modernen Medien vermitteln. Geplant sind Workshops und Video-Projekte mit den Partnern Akzente und Universität Salzburg.
Der neu gegründete Verein "Lern.Film.Studio" will in einem für zwei Jahre anberaumten Jugendprojekt Bewusstsein für kritischen Journalismus schaffen. Bis zu 500 Salzburger Jugendliche sollen mit Videoprojekten und Workshops Recherchetechniken lernen. Zudem wird den teilnehmenden Jugendlichen im Lern.Film.Studio der technische Umgang mit Kameras und Schnittprogrammen vermittelt.
"Die Schüler:innen werden in der praktischen Projektarbeit angeleitet, ihre eigenen Geschichten zu erzählen beziehungsweise die Themen der Filme und Dokus selbst auszuwählen. Zudem sollen sie angeregt werden, sich auf kreative Weise mit aktuellen Themen aus ihrem Alltag auseinanderzusetzen und gleichzeitig ihr Selbstwertgefühl zu stärken", sagte Susanne Radke, Journalistin und Obfrau des Vereins in einer Pressekonferenz.
Zwei große Projekte wickelt das Lern.Film.Studio parallel ab. Zum einen das aus dem EU-Programm Erasmus+ geförderte Projekt "Wia geht's uns?" Hier wird eine Gruppe Jugendlicher über einen zweijährigen Zeitraum die Auswirkungen der Coronakrise auf die Jugend in Salzburg erforschen.
Das zweite Projekt "Jugend macht Filmdokus - Lasst uns einen Film machen" ist ein Leaderprojekt, das von drei Leaderregionen (Lungau, Pongau und Salzburger Seenland) unterstützt wird. Zurzeit sind zehn Schulen im Land Salzburg in dieses EU-Leaderprojekt aktiv eingebunden. Insgesamt steht dem Verein für die Projekte für rund 500 Jugendliche 175.000 Euro zur Verfügung.
Der Privatsender RTS führt die journalistischen Kurse und technischen und gestalterischen Schulungen für die Jugendlichen in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Verein Lern.Film.Studio durch. RTS stellt den Jugendlichen zudem ein modernes Fernsehstudio samt Infrastruktur zur Verfügung. Außerdem will RTS die Filme der Jugendlichen ausstrahlen, um der filmischen Arbeit Aufmerksamkeit zu verschaffen. Vorstandsmitglied und RTS-Chefredakteur Marius Holzer sagte, die zentrale Vermittlungsbotschaft sei die kritische Haltung gegenüber Nachrichten aus dem Internet. "Wenn es uns gelingt zu vermitteln, dass Quellen und Nachrichten gerade aus dem Netz grundsätzlich kritisch hinterfragt werden müssen, dann haben wir schon viel gewonnen."
Thomas Steinmaurer, Kommunikationswissenschafter an der Universität Salzburg und Vorstandsmitglied im Lern.Film.Studio, kündigte eine permanente wissenschaftliche Begleitung der Projekte an. "Uns interessiert, wie schnell die Jugendlichen lernen, Quellen zu vergleichen und zu hinterfragen. Fake-News verbreiten sich in sozialen Medien sechsmal so schnell wie auf konventionellen Wegen. Das macht sie so gefährlich für die Demokratie, und dem ist entschlossen entgegenzutreten."
Die für Jugend zuständige Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS) sagte, "in der jungen Generation spielen die klassischen Medien kaum noch eine Rolle. Stattdessen gibt es eine unübersichtliche Vielzahl von Kanälen, in denen die Unterscheidung zwischen realer und virtueller Welt schwierig ist. Darauf muss in der Vermittlung von Medienkompetenz eingegangen werden." Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) ergänzte, das Lern.Film.Studio sei ein zukunftsweisendes Konzept gegen gezielte Desinformation. "Wir unterstützen diese Einrichtung als perfekte Antwort auf Fake-News aller Art und mangelnde Medienkompetenz vieler Jugendlicher."