Kommende Woche Donnerstag geht ein erstes Hearing über die Bühne. Von sieben Bewerbern sind sechs geladen. Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka soll Chancen besitzen. Redakteure fürchten um "relative Unabhängigkeit" des Landesstudio Wien.
Seit Jahresbeginn ist das ORF-Landesstudio Wien ohne formalen Chefredakteur, nachdem sich Paul Tesarek nach 21 Jahren in dieser Position in die Pension verabschiedet hatte. Die Suche nach einem Nachfolger bzw. einer Nachfolgerin kommt nun in die Gänge, für Donnerstag kommender Woche ist ein erstes Hearing von sechs der insgesamt sieben Bewerber vorgesehen. Beworben haben sich dem Vernehmen nach Peter Unger, Sendungsverantwortlicher von "Wien heute", die Sendungsmoderatorin Elisabeth Vogel, Karl Reis aus dem Landesstudio und dazu ORF 2-Infomanager Oliver Ortner und Innenpolitiker Jörg Hofer vom Küniglberg. Einem prominenten ehemaligen Mitglied des Landesstudios, dem nunmehrigen Sprecher der Austro Control, Markus Pohanka, der sich ebenfalls beworben haben soll, werden dabei recht gute Chancen zugestanden. Pohanka war in den 1990ern Assistent von ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler, moderierte lange Jahre "Wien heute" und verantwortete die Sendung, bis er 2009 zur Austro Control wechselte.
Ängste vor 'Bestell-TV'
Der Wechsel an der Spitze der aktuellen Berichterstattung im Landesstudio weckt freilich auch Befürchtungen unter den Redakteuren, die die "relative Unabhängigkeit" ihres Landesstudios bedroht sehen. So würden aus dem Umfeld des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig zuletzt öfter Signale gesendet, die Berichterstattung des Landesstudio Wien mehr jener des ORF-Niederösterreich anzugleichen, wie HORIZONT aus Redakteurskreisen erfuhr. Man fürchtet ein neues Medienverständnis nach Vorbild der niederösterreichischen ÖVP und "politisches Bestell-TV" aus dem Wiener Rathaus.
Dazu kommt, dass Ende diesen Jahres auch die Neubesetzung der Wiener Landesdirektorin ansteht. Brigitte Wolf verabschiedet sich nach vier Amtszeiten. Als potenzieller Nachfolger gilt unter anderen Radio-Innenpolitik-Chef Edgar Weinzettl.