UPDATE: Vergleich hinkt für VÖZ gewaltig - Deutsche Journalisten-Union erklärt sich mit Kollegen in Österreich solidarisch
Der Streit um den österreichischen Journalisten-Kollektivvertrag sorgt auch für ausländische Reaktionen. In einer Resolution erklärt sich die in der Gewerkschaft ver.di verankerte Deutsche Journalisten-Union (dju) solidarisch mit den österreichischen Kollegen und protestiert gegen die Kündigung des Kollektivertrags durch den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Die Vorgehensweise der österreichischen Verleger sei "tatsächlich eine Provokation, wenn die Kündigung mit der Aufforderung verknüpft wird, dass bis Jahresende ein neuer Kollektivvertrag ausgehandelt werden solle", heißt es in einem dju-Schreiben an Österreichs Journalisten.
"Offenbar soll damit an Arbeitsplatzabbau in Redaktionen und Versuche, die geltenden kollektiven Regelungen für Journalistinnen und Journalisten zu unterlaufen, angeknüpft werden." Die Deutsche Journalisten-Union kenne diese Herangehensweise "aus eigener Erfahrung" und müsse sich selbst "immer wieder gegen Verleger-Versuche wehren, Redaktionen kaputt zu sparen". Die Taktik der Verleger gefährde eine "demokratierelevante Säule". Unabhängiger Journalismus benötige einen rechtlich abgesicherten Rahmen und wirtschaftliche Bedingungen, die dieser verantwortungsvollen Tätigkeit entsprechen.
"Es ist daher ein Aberwitz, dass die selben Herausgeber, die noch vor wenigen Wochen eine PR-Kampagne für den Wert von Meinungsvielfalt und von journalistischer Arbeit gestartet haben, jetzt den österreichischen Journalistinnen und Journalisten den rechtlich gesicherten wirtschaftlichen Boden unter den Füßen wegziehen wollen", so die deutschen Journalisten-Gewerkschafter. Die dju fordert den österreichischen Zeitungsherausgeberverband deshalb auf, die Kündigung des Kollektivvertrags zurückzuziehen und mit einer konstruktiven Grundeinstellung an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur so könnten Herausgeber und Verleger ihren Pflichten, die weit über die eines einfachen Kaufmannes hinaus gehen, verantwortungsvoll nachkommen.
VÖZ: Vergleich hinkt gewaltigWenig Verständnis hat der Zeitungsverband für die deutsche Protestnote: „Dieser Vergleich hinkt gewaltig“, erklärte VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger. Es sei nicht zielführend, dass sich nun unbeteiligte Dritte in die Verhandlungen zum Journalisten-KV einmengen würden. Schließlich würde der Journalisten-Union Sachkenntnis über die 3,5 Jahre andauernden Verhandlungen fehlen.
Darüber hinaus gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Journalisten-Kollektivverträgen von Deutschland und Österreich: „Unverständlich, dass sich die Deutsche Journalisten-Union für kollektivvertragliche Bestimmungen in Österreich einsetzt, von denen sie in ihrer Heimat nur träumen kann.“ Schließlich bekommt ein Journalist in Deutschland 13,75 Monatsgehälter, der heimische Journalisten-KV sieht aktuell 15 vor. Auch Kündigungsfristen von bis zu einem Jahr würden die deutschen Journalisten nicht kennen.
(APA)