Krieg, Poesie und Ai Weiwei: Die besten Press...
 

Krieg, Poesie und Ai Weiwei: Die besten Pressefotos im WestLicht

Bis 13. Oktober laufende Ausstellung "World Press Photo 13" gleichermaßen journalistisches Zeitdokument wie ästhetische Werksammlung - Krieg in Syrien gehört zu den bestimmenden Themen

Die Bandbreite reicht vom Leid des Kriegs über intime Porträts bis zu imposanten Landschaftsaufnahmen und Ai Weiwei: Seit Freitag sind in der Wiener Galerie WestLicht erneut die besten Pressefotos des vergangenen Jahres zu sehen. Die Ausstellung "World Press Photo 13" versammelt Bilder von 54 ausgezeichneten Fotografen aus 33 Ländern und präsentiert sich erneut sowohl als journalistisches Zeitdokument wie ästhetisch ansprechende Werksammlung zeitgenössischer Fotografie.

Eine das alltägliche Mediengeschäft prägende Härte muss auch bei der 56. Auflage des Wettbewerbs attestiert werden, gerade wenn man sich das beste Pressefoto des Jahres vor Augen führt: Der schwedische Fotograf Paul Hansen hat in einer engen Gasse in Gaza City einen Trauerzug eingefangen, an dessen Spitze Männer zwei tote, in weiße Tücher gehüllte Kinder in den Armen halten. Im Hintergrund ist der ebenfalls bei einem Raketenangriff ums Leben gekommene Vater der Beiden auf einer Bahre auszumachen.

Aber auch Rodrigo Abds intimes Porträt einer verwundeten syrischen Frau, das in der Kategorie "Reportagen - Einzelfotos" den ersten Platz belegte, führt die Trauer, Angst und Verständnislosigkeit im Angesicht des Krieges eindrucksvoll wie erschütternd vor Augen. Die Abgebildete, die sich tränenüberströmt die Hand vors Gesicht hält, wurde ebenfalls Opfer eines Raketenangriffs, bei dem sie ihren Mann sowie zwei Kinder verlor. Der italienische Fotograf Fabio Bucciarelli (zweiter Platz "Harte Fakten - Fotoserie") beleuchtet die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien wiederum aus einer anderen Perspektive und zeigt einen Kämpfer der Freien Syrischen Armee, wie er in Aleppo Position bezieht.

Weniger verstörend ob der Drastik des Inhalts, aber nicht weniger fesselnd präsentieren sich leichtere Sujets der diesjährigen Ausstellung: Wei Seng Chen konnte sich mit einer Aufnahme eines Bullenrennens in Indonesien im Sportbereich durchsetzen, zwischen Dynamik und Stillleben changiert wiederum Sergei Ilnitskys Fechtfoto von den Olympischen Sommerspielen in London. Und bei den "gestellten Porträts" begegnet man einem internationalen Kunstsuperstar: Ai Weiwei wurde von Stefen Chow in Szene gesetzt, sich nur spärlich vor dem schwarzen Hintergrund abhebend und mit einem Smartphone in der Hand. Einen besonderen Einblick gewährt der Italiener Fausto Podavini, dessen Fotoserie mit einer alten Frau und ihres an Alzheimer erkrankten Mannes geradezu poetisch anmutet und mit besonderen Perspektiven fesselt.

Letztlich scheint es nicht vermessen, wenn die ausgezeichneten Arbeiten in einer Ankündigung als "Ikonen der Zeitgeschichte" bezeichnet werden. Aber nicht nur die Aufnahmen, auch die absoluten Zahlen sind wie jedes Jahr eindrucksvoll: Insgesamt haben 5.666 Fotografen aus 124 Ländern 103.481 Bilder eingereicht. Jene Exemplare, die durch "große fotojournalistische Bedeutung" und "außerordentliche Qualität der visuellen Perzeption und Kreativität" hervorstachen, wurden schlussendlich von einer 19-köpfigen Jury ausgewählt.

Die Wanderausstellung "World Press Photo", die bis 13. Oktober in der Bundeshauptstadt Halt macht, wird jährlich von mehr als drei Millionen Menschen in 45 Ländern gesehen. Die Galerie WestLicht verzeichnete bei der Ausgabe im Vorjahr 22.000 Besucher, heuer findet die Pressefotoschau dort bereits zum zwölften Mal statt. Weitere Infos unter Westlicht.com.

(APA)
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