Kontinuität des Radio-Trends
 

Kontinuität des Radio-Trends

Radiotest, 2. Halbjahr 2010: Kaum gravierende Veränderungen

Der Satz „Kein Stein bleibt auf dem anderen" war im Zusammenhang mit dem halbjährlich erscheinenden Radiotest eigentlich noch nie wirklich passend. Der Trend der letzten Jahre geht weiter. Die Privatradiosender wachsen leicht, die Radioflotte des ORF sitzt nach wie fest im Sattel, trotz geringfügiger Verluste.

Die Tagesreichweite (falls nicht anderes gekennzeichnet: 14-49, Montag bis Sonntag) der ORF-Sender sank von 66,4 Prozent (2. Halbjahr 09) auf 64, 4 Prozent.
Die RMS TOP Kombi verbesserte sich von 31,6 auf 33,4 Prozent.

Insgesamt wird übrigens weniger Radio gehört. Von 206 Minuten im 2. Halbjahr 2009 sank dieser Wert auf 201 Minuten Beim Marktanteil (prozentuelle Anteil der Hördauer des Senders an der gesamten Hördauer) liegt die ORF-Flotte konstant bei 69 Prozent, die RMS Top Kombi steigerte sich von 28 auf aktuell 29 Prozent.

Das erfolgreiche Hitradio Ö3 kommt bei der Tagesreichweite österreichweit auf 47,1 Prozent (minus 0,8 Prozentpunkte), gewinnt in Niederösterreich und Burgenland Hörer dazu, in Restösterreich gibt's leichte Verluste.
Für die ORF-Regionalradios ist die Gesamtzielgruppe 10+ ausschlaggebend und hier liegt die Tagesreichweite bei 33,9 Prozent (minus 0,3 Prozentpunkte).
Das anspruchsvolle ORF-Jugendradio FM4 liegt österreichweit relativ konstant bei 6 Prozent Tagesreichweite.
Und die öffentlich-rechtliche Perle Ö1 konnte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent verbessern, in der Gesamtzielgruppe sank der Wert allerdings um 0,4 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent.

Die Kronehit-Verantwortlichen dürfen sich diesmal über ein Reichweitenplus von 1,1 Prozentpunkten freuen: 13,1 Prozent, mit Steigerungen in jedem Bundesland bis auf Salzburg.

Und wie sieht es heiß umkämpften und dicht besetzten Wiener Radiomarkt aus? Einigermaßen turbulent:
Zwei private Gewinner, nämlich Energy mit einer Tagesreichweite 12,5 Prozent (plus 1,1 Prozentpunkte) und Kronehit mit 11,8 Prozent (plus 1,3 Prozentpunkte). Der Soul-Sender 98,3 Superfly darf über ein Reichweitenplus von 0,5 Prozentpunkten chillen (2,7 Prozent).

Marktführer in Wien ist und bleibt Hitradio Ö3, das sich von 33,7 Prozent auf 35,4 Prozent verbessern konnte.
Einen schmerzlichen Reichweitenverlust muss der Moira-Sender 88.6 hinnehmen, und zwar von 9,9 auf 7,1 Prozent.
Ebenso wie Arabella (von 6,8 auf 4,4 Prozent) und Antenne Wien (von 4,1 auf 3,5 Prozent Tagesreichweite).    

Energy und Kronehit gewinnen Hörer    
Die „Ausreißer" in den einzelnen Bundesländern sind eher rar: In Niederösterreich konnten alle ORF-Sender Hörer dazugewinnen, bei den Privaten verliert HitFM im VG1 (St. Pölten...) und gewinnt im VG2 (Wr. Neustadt...), Arabella Mostviertel gewinnt im VG1a/b (Amstetten..) und verliert in St. Pölten (14-49) gewinnt aber in der Gesamtzielgruppe überall dazu.

In der Steiermark knabbern die Privaten am ORF-Hörerkuchen, speziell Antenne Steiermark (von 20,1 auf 23 Prozent) und Radio Grün Weiss von 3,1 auf 8,3 (!) Prozent.

In Kärnten ist der ORF-Regionalsender mit 43  Prozent Reichweite der mit Abstand erfolgreichste Ö2-Sender (10+). Bei den 14-49-Jährigen macht Antenne Kärnten einen beachtlichen Sprung von 18,2 auf 22,2 Prozent.

Im Land ob der Enns liegt das gelbe Life Radio (trotz minus von 0,9 Prozentpunkten) mit 16,5 Prozent von ORF-Oberösterreich, das 15 Prozent (minus 2,2 Prozentpunkte) Tagesreichweite verbucht.

Über einen Riesensprung darf sich der junge private Herausforderer Energy in Salzburg freuen: von 5,3 auf 10,8 Prozent Tagesreichweite.

Weniger gut liefs für Energy in Innsbruck (von 10,7 auf 8,1 Prozent Tagesreichweite), dafür macht Life Radio Tirol einen Satz von 6,4 auf 9,1 Prozent Tagesreichweite.   „Kontinuität"

Für Doris Ragetté, beim Privatradiovermarkter RMS Austria für Marktforschung und Media Service verantwortlich, ist die aktuelle Radiotestausweisung ein weiterer Beweis für die „Kontinuität des Trends", wie sie formuliert. „Es gibt im Radiotest keine riesigen Sprünge mehr, sondern eine sukzessive Steigerung der Privaten, und zwar über die letzten Jahre betrachtet und ohne Unterbrechung", so Ragetté, die „zur Kenntnis nehmen muss", dass der Radiokonsum von 206 auf 201 Minuten gesunken sei. „Vor allem bei den jungen Leuten und in den Städten", ergänzt die „Mediafrau des Jahres", die aber - beim Betrachten der Zeitreihe samt 1. Halbjahr 2010 - von „insgesamt stabilen Werten" spricht.
Und folgendes mit Nachdruck betont: „Radio wird von den meisten Menschen und eindeutig am längsten genutzt". Und da können andere Mediengattungen nicht mit.
Ganz große Stars gebe es diesmal jedenfalls nicht. Energy in Wien und anderen Bundesländern sowie Kronehit zähle zu den Gewinnern. Und „älter" positionierte Sender wie 88.6 und Arabella (in Wien) mussten diesmal Hörerverluste hinnehmen. Warum das so ist? „Der Radiotest liefert keine Gründe", scherzt Ragetté.

Und diese liefern hoffentlich die einzelnen Radiomanager, die in in der Printausgabe HORIZONT 5/2011, die am 4. Februar erscheint, in den „Media Fakten" zu Wort kommen.  
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